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Abb. 61
zu der die entwickelte Schulung ganz
von selber führen musste. Der fleischige
Stengel des für die Frühgotik typischen
Blattes mit seinen charakteristischen Auf-
rollungen tritt beim Westbau nur noch
vereinzelt auf, statt dessen erscheinen fast
durchweg die naturalistischen Blattbüschel,
kokett komponiert die Vorder- oder Rück-
seite der Blätter zeigend, unter Beifügung
köstlich beobachteter Blumen oder Früchte
usw. Durch leichtes Kräuseln öden
wellenförmige Bewegung der Blattachse
wird die durch eine technisch meister-
hafte Unterarbeitung bereits angestrebte
prickelnde Licht- und Schattenwirkung
auf das raffinierteste unterstützt. Dazu
tritt die für die abendländische Kunst von
Abb. 62.
Wendung von Tier- und
naturalistisch, teils auch in den phantastischen Umform-
ungen. (Abb. 48 bis 64). Wie häufig findet man Tier-
gestalten, so Vögel oder auch menschliche Figürchen
oder auch nur Köpfchen in vielfach kleinstem Mass-
stab zwischen üppigem Pflanzenornament auf das
meisterhafteste hineinkomponiert. In die manchmal
komplizierten Zwickelfiguren, wie dieselben im go-
tischen Stile durch die Verbindung von Kreisschlägen
mit der horizontalen oder senkrechten Linie des öfteren
Vorkommen, werden die phantastischsten Gestalten mit
souveräner künstlerischer Sicherheit und Selbstver-
ständlichkeit hinein gruppiert. Überhaupt ist das Kom-
jeher bezeichnende Vorliebe für die Ver-
Menschengestalten, teils positionsgeschick und die ungemein fruchtbare Phan-
tasie der Künstler dieser Zeit nie mehr erreicht worden.
(Abb. 43 bis 64). Mit erstaunlicher Liebe und Sorgfalt
sind alle Einzelheiten behandelt, gleichviel ob dieselbe
dem Auge des Beschauers zugänglich sind oder
nicht. Stellen, welche nie von unten gesehen werden
können, sind nichts destoweniger mit demselben
reichen und mit der gleichen Sorgfalt behandelten
Laubwerk umrankt. Dabei ein ständiger verwirrender
Wechsel an Motiven, kein Blatt, keine Blume oder
Knospe ist wie die andere behandelt, selbst an
solchen Stellen, wo eine gleichförmige, schematische
Behandlung naheliegend wäre.
Abb. 63. Abb. 64.
Abb 61—64. Einzelheiten vom Grabmal Konrads von Lichtenberg.
Abb. 61
zu der die entwickelte Schulung ganz
von selber führen musste. Der fleischige
Stengel des für die Frühgotik typischen
Blattes mit seinen charakteristischen Auf-
rollungen tritt beim Westbau nur noch
vereinzelt auf, statt dessen erscheinen fast
durchweg die naturalistischen Blattbüschel,
kokett komponiert die Vorder- oder Rück-
seite der Blätter zeigend, unter Beifügung
köstlich beobachteter Blumen oder Früchte
usw. Durch leichtes Kräuseln öden
wellenförmige Bewegung der Blattachse
wird die durch eine technisch meister-
hafte Unterarbeitung bereits angestrebte
prickelnde Licht- und Schattenwirkung
auf das raffinierteste unterstützt. Dazu
tritt die für die abendländische Kunst von
Abb. 62.
Wendung von Tier- und
naturalistisch, teils auch in den phantastischen Umform-
ungen. (Abb. 48 bis 64). Wie häufig findet man Tier-
gestalten, so Vögel oder auch menschliche Figürchen
oder auch nur Köpfchen in vielfach kleinstem Mass-
stab zwischen üppigem Pflanzenornament auf das
meisterhafteste hineinkomponiert. In die manchmal
komplizierten Zwickelfiguren, wie dieselben im go-
tischen Stile durch die Verbindung von Kreisschlägen
mit der horizontalen oder senkrechten Linie des öfteren
Vorkommen, werden die phantastischsten Gestalten mit
souveräner künstlerischer Sicherheit und Selbstver-
ständlichkeit hinein gruppiert. Überhaupt ist das Kom-
jeher bezeichnende Vorliebe für die Ver-
Menschengestalten, teils positionsgeschick und die ungemein fruchtbare Phan-
tasie der Künstler dieser Zeit nie mehr erreicht worden.
(Abb. 43 bis 64). Mit erstaunlicher Liebe und Sorgfalt
sind alle Einzelheiten behandelt, gleichviel ob dieselbe
dem Auge des Beschauers zugänglich sind oder
nicht. Stellen, welche nie von unten gesehen werden
können, sind nichts destoweniger mit demselben
reichen und mit der gleichen Sorgfalt behandelten
Laubwerk umrankt. Dabei ein ständiger verwirrender
Wechsel an Motiven, kein Blatt, keine Blume oder
Knospe ist wie die andere behandelt, selbst an
solchen Stellen, wo eine gleichförmige, schematische
Behandlung naheliegend wäre.
Abb. 63. Abb. 64.
Abb 61—64. Einzelheiten vom Grabmal Konrads von Lichtenberg.