Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

DOI Artikel:
Werkmeister, Paul: Über die Zeitmesser des Strassburger Münsters insbesondere die Sonnenuhren am Giebel der Südseite
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0083
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7i

Abb. 7.

recht zum Stab — einen Kreis mit beliebigem Halb-
messer, und teilt diesen entsprechend der Stunden -
teilung des Tages in 24 gleiche Teile, so erhält
man u. a. die mit 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 1 und 2
bezeichneten Horizontalprojektionen der Teilpunkte.
Die einzelnen Striche des Zifferblattes ergeben sich
in einfacher Weise dadurch, dass man durch den
Stab und jeden der Teilpunkte eine Ebene legt; die
durch die Vertikalspur des Stabes gehenden Vertikal-
spuren dieser Ebenen stellen dann die Striche des
Zifferblattes vor1.

Das Zifferblatt der photographischen Aufnahme
bezw. Vergrösserung stimmt mit dem in der ange-
gebenen Weise konstuierten gut überein.

Infolge der Höhe der Sonnenuhr über der
darunterliegenden Galerie konnte auch die Stellung
des Stabes nicht durch unmittelbare Masserhebung
bestimmt werden. Die Untersuchung der Stabstellung
wurde deshalb indirekt dadurch ausgeführt, dass die
Angaben der Sonnenuhr mit den auf wahre Zeit
umgerechneten Angaben einer nach mitteleuro-
päischer Zeit gehenden Taschenuhr verglichen
wurden. Die bei dieser Untersuchung sich ergebenden
Abweichungen betrugen nicht mehr als 0,2 Stunden;
die Stellung des Stabes ist demnach richtig, so dass
die Sonnenuhr den an eine solche zu stellenden
Anforderungen genügt.

1 In der Abb. 9 ist die Konstruktion für den Punkt 1 an-
gedeutet.

b) Die linke der beiden unteren Sonnen-
uhren gibt für den jeweiligen Stand der Sonne den
Höhenwinkel und das Azimut1 an; ausreichend im
Höhenwinkel für alle bei der Sonne vorkommenden
Fälle, und im Azimut für Werte zwischen o und 3o
bezw. 270 und 36o Grad. Die nach dem Höhen-
winkel bezifferten Kurven (vergl. Abb. 7) sind die
unteren Äste von Hyperbeln; die Ablesung des
Azimuts geschieht mit Hilfe der vertikalen Geraden,
an denen — wohl aus Platzmangel — die Beziffe-
rung nicht angegeben ist. Die Ablesungen beziehen
sich auf den Endpunkt des Schattens eines horizon-
talen, senkrecht zur Wandfläche stehenden Stabes,
der für diesen Zweck in eine Kugel endigt. Die
Ablesungen können durch Schätzung auf den zehnten
Teil eines Grades ausgeführt werden.

Die Untersuchung dieser Sonnenuhr, die sich
nur auf das Zifferblatt zu erstrecken hat, wurde da-
durch ausgeführt, dass dieses in grossem Massstab
konstruiert wurde; dabei ergab sich die in der
Abb. 10 in verkleinertem .Massstab wiedergegebene
Zeichnung, die ebenfalls nach den Regeln der dar-
stellenden Geometrie ausgeführt wurde.

Die beiden Projektionen der schattenwerfenden

1 Als Höhenwinkel bezeichnet man bekanntlich den Winkel
zwischen der Zielung nach der Sonne und der Horizontal-
ebene; als Azimut den Winkel, um den die Horizontalprojek-
tion der Zielung nach der Sonne von der Meridianrichtung ab-
weicht, gemessen von Süd über West von o Grad bis
36o Grad.
 
Annotationen