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führung oder auch nur die Absicht der Aus-
führung dieser für die innere Raumwirkung sowohl
wie die konstruktiven Verhältnisse des Bau-
werks äusserst
wichtigen archi-
tektonischen
Umgestaltung
dem Erfinder
des Westbaues,
dem Meister
Erwin zuzu-
schreiben. Am
ersten möchte
ich glauben, dass
dieselbe ein
Werk desselben
Meisters ist,
dem wir das
Glockenge -
schoss zwi-
schen den Tür-
men zu danken
haben. Die
gegenüber der
Feinheit in der
Ausbildung der
architektoni-
schen Einzel-
heiten vom Baue
Erwins plump
und nüchtern
wirkende Profi-
lierung des an
die Stelle der
Giebelwand tre-
tenden Gurt-
bogensso wiean-
dere Beobacht-
ungen lassen
dieseVermutung
nicht unbegrün-
det erscheinen.
Eine im Grund-
riss des West-
baues gegen-
über dem Lang-
schiff vorhan-
dene Achsenver-
schiebung, die
bis dahin dem
Auge des Beschauers verborgen geblieben war,
tritt nun sichtbar hervor. Die ganze eigentüm-
liche Grundrissgestaltung der inneren Turm-
pfeiler ist nur zu verstehen, wenn man die
Absicht einer trennenden Giebel wand, die nur
im oberen Teil breit geöffnet sein und dadurch
sogar die Rose für die Innenwirkung nutzbar
machen konnte, voraussetzt1.
Mit dem Schluss des XIV. Jahrhunderts durch
die Berufung des weitberühmten Ulmer Werkmeisters
Ulrich von Ensingen wurde mit neuem Eifer der
Frage des Weiterbaues näher getreten. Der
Erwin’sche Entwurf, dessen zwei Türme eine ver-
hältnismässig bescheidene Höhenentwickelung er-
halten hätten, wurde endgültig aufgegeben. Es war
dies die Zeit, in der die gotische Baukunst statt des
früheren nur kirchlichen einen vorwiegend bürger-
Abb 9. Teilweiser Längsschnitt durch das Mittelschift.
1 Knauth : s Erwin von Steinbach » im gleichen Hefte.
führung oder auch nur die Absicht der Aus-
führung dieser für die innere Raumwirkung sowohl
wie die konstruktiven Verhältnisse des Bau-
werks äusserst
wichtigen archi-
tektonischen
Umgestaltung
dem Erfinder
des Westbaues,
dem Meister
Erwin zuzu-
schreiben. Am
ersten möchte
ich glauben, dass
dieselbe ein
Werk desselben
Meisters ist,
dem wir das
Glockenge -
schoss zwi-
schen den Tür-
men zu danken
haben. Die
gegenüber der
Feinheit in der
Ausbildung der
architektoni-
schen Einzel-
heiten vom Baue
Erwins plump
und nüchtern
wirkende Profi-
lierung des an
die Stelle der
Giebelwand tre-
tenden Gurt-
bogensso wiean-
dere Beobacht-
ungen lassen
dieseVermutung
nicht unbegrün-
det erscheinen.
Eine im Grund-
riss des West-
baues gegen-
über dem Lang-
schiff vorhan-
dene Achsenver-
schiebung, die
bis dahin dem
Auge des Beschauers verborgen geblieben war,
tritt nun sichtbar hervor. Die ganze eigentüm-
liche Grundrissgestaltung der inneren Turm-
pfeiler ist nur zu verstehen, wenn man die
Absicht einer trennenden Giebel wand, die nur
im oberen Teil breit geöffnet sein und dadurch
sogar die Rose für die Innenwirkung nutzbar
machen konnte, voraussetzt1.
Mit dem Schluss des XIV. Jahrhunderts durch
die Berufung des weitberühmten Ulmer Werkmeisters
Ulrich von Ensingen wurde mit neuem Eifer der
Frage des Weiterbaues näher getreten. Der
Erwin’sche Entwurf, dessen zwei Türme eine ver-
hältnismässig bescheidene Höhenentwickelung er-
halten hätten, wurde endgültig aufgegeben. Es war
dies die Zeit, in der die gotische Baukunst statt des
früheren nur kirchlichen einen vorwiegend bürger-
Abb 9. Teilweiser Längsschnitt durch das Mittelschift.
1 Knauth : s Erwin von Steinbach » im gleichen Hefte.