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Straßburger Münsterblatt: Organ des Straßburger Münster-Vereins — 6.1912

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Kunze, Hans: Bestand und Anordnung der Glasgemälde des Strassburger Münsters um die Mitte des 19. Jahrhunderts und in der Gegenwart
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https://doi.org/10.11588/diglit.20536#0140
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quam mirifice dilatavit et ecclesiam Dei temporibus suis
feliciter exaltavitUnd in Amiens, nicht, wie allge-
mein angenommen wird, in Paris, ist man zuerst
auf den Gedanken gekommen, dem Königtum an
der Fassade ein Geschoss einzuräumen, ungefähr
5 Jahre, bevor die citierten Worte in das Seelen-
messenregister eingetragen worden sind, d. h. im
Jahre 1218i 2. Wenn also die ältesten Strassburger
Königsbilder nicht früher ausgeführt worden sind,
was kaum anzunehmen ist, so wird der Strassburger
Künstler oder sogar sein Auftraggeber durch die
französischen Vorbilder inspiriert worden sein.

Wir sind am Ende unseres Weges angelangt.
Ausser den Resten des Prophetencyclus ist uns
nicht viel Neues begegnet. Aber wir haben uns
doch wohl davon überzeugt, dass es nicht ganz
überflüssig ist, sich das Alte, vor einem halben
Jahrhundert Gedruckte wieder ins Gedächtnis zurück-
zurufen. Denn dieses Alte lief Gefahr, durch die

1 Georges Durand, Monographie de Teglise Notre-Dame
cathedrale d’Amiens I., S. 428, Anm. 1.

2 Ich werde in meiner Schrift — „Das Fassadenproblem
der Gotik bis zum Strassburger Münster", Leipzig 1913, nach-
weisen, dass der Entwurf für die Fassade von Amiens auf
die im Bau befindliche Pariser Fassade zurückgewirkt hat.

neueren Forschungen „überholt“ zu werden. Ausser-
dem haben wir uns von den alten Kennern der
Glasmalerei nicht wie die neueren Autoritäten nur
durch das Innere des Münsters führen lassen,
sondern wir haben uns auch die Glasgemälde von
aussen besehen. Allerdings blieb uns wenig Zeit zu
stilkritischen und ästhetischen Untersuchungen. Sie
sollten aber auch stets nur dann ausgeführt werden,
wenn das, was sich durch die Benutzung der alten
Litteratur und die rein technische Untersuchung der
Glasgemälde feststellen lässt, wirklich festgestellt
worden ist.1

Sollte es mir gelungen sein, die Notwendigkeit
dieser Vorarbeiten erwiesen und die immer bedroh-
licher anschwellende Lawine von Irrtiimern zum
Stehen gebracht zu haben, so wäre der Zweck
meiner Zeilen erreicht.

1 Selbst die Masse der einzelnen Bilder sind ausser-
ordentlich wichtig. Von allen unseren Gewährsmännern gibt
sie nur Guerber auf seinen Tafeln an. Hoffentlich werden
sie, wenn einmal eine Monographie des Münsters heraus-
gegeben wird, sämtlichen Reproduktionen beigefügt. Ebenso
wäre die Wiedergabe und Beschreibung der Fensterrosetten
des Langhauses erwünscht. Ich konnte sie in die Tabelle nicht
eintragen, da sie die Übersichtlichkeit derselben beeinträchtigt:
hätten.
 
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