W-Seite 91,5. H 57. Die unterschiedliche Höhe der un-
teren Blattreihe bei den beiden aus Fragmenten zusam-
mengesetzten Blöcken, die reichere Untergliederung der
Blätter bei dem westlichen Block und vor allem die Tat-
sache, daß das östliche Kapitell beim Zusammensetzen
um die Hälfte gekürzt wurde und mit Bruchkante in der
heutigen Wand sitzt, zeigen die Veränderungen an.
Bemerkenswert ist die Form der Blattmotive, die im
Zentrum der oberen Blattreihe des östlichen Kapitell-
blocks sitzen (Taf. 5a): Glatt bearbeitete Blattelemente
mit tropfenförmigen Innenmustern bildeten mit ihren
Außenzacken ein bogen- oder medaillonförmiges Mittel-
motiv.
Südöstlicher Pfeiler, Kapitelle. Auf diesem Pfeiler wur-
den ebenfalls vier Fragmente korinthischer Pfeilerkapi-
telle zusammengesetzt, von denen zwei wahrscheinlich
ursprünglich zu einem Kapitell gehörten (Taf. 6a-c)31.
Maße der beiden westlichen Blöcke (Taf. 6a.b): N-Seite
rechter Block, Basislänge 39,8. Basislänge linker Block
47,2. W-Seite rechter Block, Basislänge 83. H 56. Maße
der beiden östlichen Blöcke: Basislänge rechter Block
31,5; Basislänge linker Block 62. H 56.
Die Blattformen dieser Kapitelle bilden eine der
Grundlagen für das Verständnis der Kapitellplastik des
6. Jhs., da sie erkennen lassen, wie einige ihrer Hauptfor-
men ausgebildet wurden.
Auf einem der westlichen Fragmente (Taf. 6a) domi-
niert in allen drei Kapitellzonen die reich aufgegliederte
Blattform mit fächerförmigen Blattlappen und akzentu-
iert aufgebogenen Innenzacken in einer speziellen Vari-
ante der aufgebogenen Innenzacken, die wir schon in der
Julianoskirche von Bräd und der Markianoskirche von
Bäbisqä antrafen (Abb. la. b)32. Es ist diese Blattform in
Verbindung mit einer hohen Hüllblattzone (12 cm ), die
diesen Block mit dem rechten der östlichen Kapitelle ver-
bindet (Taf. 6c) und beide Kapitellteile von den jeweils
links anschließenden Blöcken trennt. Bei letzteren liegt
über dem oberen Blattkranz eine niedrige Zone kleiner
Blättchen (Taf. 6a) - hier mit normaler Kerbung dort
mit dominierenden Dreiecksmustern wie bei dem Kapi-
tell N5 (Taf. 5b. c). Daß diese Blättchenfriese nicht von
Caulesstengeln getragen werden, liegt an der tiefgreifen-
den Veränderung der Hochblätter: An sie erinnern nur
noch die Blattüberfälle, die eine von Doppelranken ge-
bildete Flächenkomposition überdachen (Taf. 6a. b).
Diese Doppelranken entwickeln sich bei dem westli-
chen Kapitell aus zwei miteinander verflochtenen Ran-
kenstengeln, die hinter den unteren Blättern aufsteigen
und gleichsam die „Blattmitte“ markieren (Taf. 6b),
während sie bei dem östlichen Kapitell am Fuß des Mit-
telsteges ansetzen (Taf. 6c). Die nach oben und unten
einschwingenden Ranken mit Granatäpfeln als Zentral-
motiv (Taf. 6a. b; Abb. 2e) sind bei dem einen Kapitell
durchgehend flach gekerbt, während bei dem anderen
für den unteren Teil „Normalblätter“, den oberen dage-
gen schmale lange Fiederblättchen mit erhabener Mittel-
rippe gewählt wurden. Auf dem westlichen Fragment
blieben zwei durch ein kleines Zwischenkreuz getrennte
Rankenkompositionen erhalten (Taf. 6a. b), auf dem öst-
lichen dagegen sind eine Doppelranke und ein normales
Halbblatt durch die Blattüberfälle so eng miteinander
verbunden, daß die Einheit der beiden Blätter nur noch
durch die Blattüberfälle definiert ist (Taf. 6c). Dieser
Befund verdeutlicht in aller Schärfe, daß die traditio-
nelle Blattform zwar aufgelöst wird, doch alle neu entste-
henden Einzelmotive und Flächenmuster wieder unter
einem gemeinsamem Dach, dem Blattüberfall, vereint
werden.
Die unteren Blattreihen der beiden Kapitellfragmente
erweitern das Repertoire neuer Blattformen. Im linken
Teil der beiden westlichen Fragmente ersetzen zwei
früchtetragende Blattypen die traditionelle Form der seit-
lichen Blattlappen (Taf. 6a. b): der aus den Doppelran-
ken bekannte Typus mit positiver Mittelrippe und der
bei den Eckblättern der Pfeilerkapitelle mehrfach auftre-
tende Typus des reich gezackten Halbblattes. Eigenartig
ist die Darstellung der Granatäpfel wie auch der birnen-
förmigen Früchte: Eine Frucht hängt von der Blattspitze
herab, die andere schwingt nach oben, zur Unterseite des
Blattüberfalls ein — es liegt also das Bewegungsmuster der
Rankenelemente zugrunde (Abb. 2e). Bei den östlichen
Fragmenten dominiert links in der unteren Blattreihe der
Typus des flach gekerbten Blattes mit augenbildenden
Innenzacken (Taf. 6c; Abb. 1c), während auf dem rech-
ten Block glatt bearbeitete, sägeartige Halbblätter mit
nach unten gerichteten Zacken vom Mittelsteg des Blat-
tes abzweigen, die an Formen des antiken Akanthus-Pal-
mettenfrieses erinnern (Taf. 5c; Abb. Io)33. Hervorzuhe-
ben ist, daß die Hochblätter dieses Kapitells mit den
Dreiecksmustern ihrer Mittelstege am Kapitellfuß anset-
zen, die unteren Blätter also keine geschlossene Reihe bil-
den.
Südwestlicher Pfeiler, Kapitelle. Auf diesem Pfeiler wur-
den zwei Kapitellteile zusammengesetzt (Taf. 7b. d). Bei
dem westlichen Block blieb der Ansatz des westlichen
Kapitellteils erhalten (Taf. 7b). Bei dem östlichen Block
war die heutige östliche Schmalseite wohl ursprünglich
voll sichtbar, da ihre Hüllblätter voll ausgearbeitet sind,
und das Zentrum der Hochblätter ornamental durch
30 Alle Maßangaben gehen von den heute sichtbaren Partien aus,
doch sollte nicht vergessen werden, daß bei jedem Pfeiler ein Teil der
Kapitelle verdeckt bzw. vermauert ist.
31 Siehe auch Strube 1986, Taf. 1 Ic.d.
32 Strube, Baudekoration I Taf. 18a.b.
33 Aus der großen Anzahl antiker Akanthus-Palmettenfriese mit dem
Grundschema, das dieser Umbildung zugrundeliegt, nenne ich hier
nur ein Beispiel aus dem Theater von Daphne: Antioch III Taf. 44
Nr. 176.
9
teren Blattreihe bei den beiden aus Fragmenten zusam-
mengesetzten Blöcken, die reichere Untergliederung der
Blätter bei dem westlichen Block und vor allem die Tat-
sache, daß das östliche Kapitell beim Zusammensetzen
um die Hälfte gekürzt wurde und mit Bruchkante in der
heutigen Wand sitzt, zeigen die Veränderungen an.
Bemerkenswert ist die Form der Blattmotive, die im
Zentrum der oberen Blattreihe des östlichen Kapitell-
blocks sitzen (Taf. 5a): Glatt bearbeitete Blattelemente
mit tropfenförmigen Innenmustern bildeten mit ihren
Außenzacken ein bogen- oder medaillonförmiges Mittel-
motiv.
Südöstlicher Pfeiler, Kapitelle. Auf diesem Pfeiler wur-
den ebenfalls vier Fragmente korinthischer Pfeilerkapi-
telle zusammengesetzt, von denen zwei wahrscheinlich
ursprünglich zu einem Kapitell gehörten (Taf. 6a-c)31.
Maße der beiden westlichen Blöcke (Taf. 6a.b): N-Seite
rechter Block, Basislänge 39,8. Basislänge linker Block
47,2. W-Seite rechter Block, Basislänge 83. H 56. Maße
der beiden östlichen Blöcke: Basislänge rechter Block
31,5; Basislänge linker Block 62. H 56.
Die Blattformen dieser Kapitelle bilden eine der
Grundlagen für das Verständnis der Kapitellplastik des
6. Jhs., da sie erkennen lassen, wie einige ihrer Hauptfor-
men ausgebildet wurden.
Auf einem der westlichen Fragmente (Taf. 6a) domi-
niert in allen drei Kapitellzonen die reich aufgegliederte
Blattform mit fächerförmigen Blattlappen und akzentu-
iert aufgebogenen Innenzacken in einer speziellen Vari-
ante der aufgebogenen Innenzacken, die wir schon in der
Julianoskirche von Bräd und der Markianoskirche von
Bäbisqä antrafen (Abb. la. b)32. Es ist diese Blattform in
Verbindung mit einer hohen Hüllblattzone (12 cm ), die
diesen Block mit dem rechten der östlichen Kapitelle ver-
bindet (Taf. 6c) und beide Kapitellteile von den jeweils
links anschließenden Blöcken trennt. Bei letzteren liegt
über dem oberen Blattkranz eine niedrige Zone kleiner
Blättchen (Taf. 6a) - hier mit normaler Kerbung dort
mit dominierenden Dreiecksmustern wie bei dem Kapi-
tell N5 (Taf. 5b. c). Daß diese Blättchenfriese nicht von
Caulesstengeln getragen werden, liegt an der tiefgreifen-
den Veränderung der Hochblätter: An sie erinnern nur
noch die Blattüberfälle, die eine von Doppelranken ge-
bildete Flächenkomposition überdachen (Taf. 6a. b).
Diese Doppelranken entwickeln sich bei dem westli-
chen Kapitell aus zwei miteinander verflochtenen Ran-
kenstengeln, die hinter den unteren Blättern aufsteigen
und gleichsam die „Blattmitte“ markieren (Taf. 6b),
während sie bei dem östlichen Kapitell am Fuß des Mit-
telsteges ansetzen (Taf. 6c). Die nach oben und unten
einschwingenden Ranken mit Granatäpfeln als Zentral-
motiv (Taf. 6a. b; Abb. 2e) sind bei dem einen Kapitell
durchgehend flach gekerbt, während bei dem anderen
für den unteren Teil „Normalblätter“, den oberen dage-
gen schmale lange Fiederblättchen mit erhabener Mittel-
rippe gewählt wurden. Auf dem westlichen Fragment
blieben zwei durch ein kleines Zwischenkreuz getrennte
Rankenkompositionen erhalten (Taf. 6a. b), auf dem öst-
lichen dagegen sind eine Doppelranke und ein normales
Halbblatt durch die Blattüberfälle so eng miteinander
verbunden, daß die Einheit der beiden Blätter nur noch
durch die Blattüberfälle definiert ist (Taf. 6c). Dieser
Befund verdeutlicht in aller Schärfe, daß die traditio-
nelle Blattform zwar aufgelöst wird, doch alle neu entste-
henden Einzelmotive und Flächenmuster wieder unter
einem gemeinsamem Dach, dem Blattüberfall, vereint
werden.
Die unteren Blattreihen der beiden Kapitellfragmente
erweitern das Repertoire neuer Blattformen. Im linken
Teil der beiden westlichen Fragmente ersetzen zwei
früchtetragende Blattypen die traditionelle Form der seit-
lichen Blattlappen (Taf. 6a. b): der aus den Doppelran-
ken bekannte Typus mit positiver Mittelrippe und der
bei den Eckblättern der Pfeilerkapitelle mehrfach auftre-
tende Typus des reich gezackten Halbblattes. Eigenartig
ist die Darstellung der Granatäpfel wie auch der birnen-
förmigen Früchte: Eine Frucht hängt von der Blattspitze
herab, die andere schwingt nach oben, zur Unterseite des
Blattüberfalls ein — es liegt also das Bewegungsmuster der
Rankenelemente zugrunde (Abb. 2e). Bei den östlichen
Fragmenten dominiert links in der unteren Blattreihe der
Typus des flach gekerbten Blattes mit augenbildenden
Innenzacken (Taf. 6c; Abb. 1c), während auf dem rech-
ten Block glatt bearbeitete, sägeartige Halbblätter mit
nach unten gerichteten Zacken vom Mittelsteg des Blat-
tes abzweigen, die an Formen des antiken Akanthus-Pal-
mettenfrieses erinnern (Taf. 5c; Abb. Io)33. Hervorzuhe-
ben ist, daß die Hochblätter dieses Kapitells mit den
Dreiecksmustern ihrer Mittelstege am Kapitellfuß anset-
zen, die unteren Blätter also keine geschlossene Reihe bil-
den.
Südwestlicher Pfeiler, Kapitelle. Auf diesem Pfeiler wur-
den zwei Kapitellteile zusammengesetzt (Taf. 7b. d). Bei
dem westlichen Block blieb der Ansatz des westlichen
Kapitellteils erhalten (Taf. 7b). Bei dem östlichen Block
war die heutige östliche Schmalseite wohl ursprünglich
voll sichtbar, da ihre Hüllblätter voll ausgearbeitet sind,
und das Zentrum der Hochblätter ornamental durch
30 Alle Maßangaben gehen von den heute sichtbaren Partien aus,
doch sollte nicht vergessen werden, daß bei jedem Pfeiler ein Teil der
Kapitelle verdeckt bzw. vermauert ist.
31 Siehe auch Strube 1986, Taf. 1 Ic.d.
32 Strube, Baudekoration I Taf. 18a.b.
33 Aus der großen Anzahl antiker Akanthus-Palmettenfriese mit dem
Grundschema, das dieser Umbildung zugrundeliegt, nenne ich hier
nur ein Beispiel aus dem Theater von Daphne: Antioch III Taf. 44
Nr. 176.
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