Aufrisses, die den Hang hinuntergestürzt und in Sturz-
lage erhalten blieben, wurden nicht bearbeitet. Da die
Kirche in ihrem Baudekor unmittelbar mit der Nord-
kirche zusammenhängt, ist ihre weiterführende Bearbei-
tung ein dringendes Desiderat129.
Die Säulenkapitelle. Ich konnte in dem Versturz des
Südhanges vier ganz oder fragmentiert erhaltene Säulen-
kapitelle ausmachen: ein korinthisches Normalkapitell
mit detailliert ausgearbeitetem Akanthus, ein ihm eng
verwandtes mit Girlandendekor und aufgebogenen In-
nenzacken von Typ 1b (Abb. 1; Taf. 16c; 17e)130, das
schon vorgestellte windbewegte Kapitell mit Blattyp 1 m
(Taf. 17a) und ein korinthisches Kapitell, auf dem
durchgehend der Blattyp 1 m (Abb. 1) dominiert
(Taf. 17f), der auf den Kapitellen N5 und S6 in Aleppo
auf ein Blatt des unteren Kranzes oder auf die Hüllblätter
beschränkt war (Taf. 5b. c. e). Hinzukommt das Frag-
ment eines korinthischen Pfeilerkapitells mit detailliert
ausgearbeitetem Akanthus.
Einige Hauptmaße konnten nur bei zwei Kapitellen
festgehalten werden, da die anderen tiefer verstürzt sind.
Maße des windbewegten Kapitells: H 63. uD 49. BD 88.
Maße des Kapitellfragments mit Blattyp us 1 m (Taf.
17f): H 53. BD 87. Bei letzterem muß also vorläufig of-
fenbleiben, ob es zu den Säulenstellungen des Innen-
raumes gehörte.
Die drei Kapitelle mit „klassischem“ Akanthus
(Taf. 16c; 17c. e) stehen in den Blattformen dem Vor-
lagekapitell der Nordkirche nahe (Taf. 15a. c), weichen
aber in Einzelformen voneinander ab: Sie zeigen alle ak-
zentuiert gekerbte, mehr oder weniger reich gezackte
Blattformen, bei denen durchgehend die Zwischenstege
der Bohrlochreihen als Kontrastmuster stehengelassen
wurden.
Auffallend ist die Form der Caulesstengel bei zwei
Kapitellen (Taf. 17c): Ihre breiten Stengel mit der tief
schattenden Negativrille trafen wir bei einigen Kapitellen
in Aleppo an (Taf. 7a. b). Das große Frontmedaillon im
Zentrum der Hochblätter des Girlandenkapitells
(Taf. 16c) wiederholt sich auf der SO-Tür der Südfassade
(Taf. 18a). Es steht in der Form des Rhombenkranzes
einigen Medaillons der Archivolten in QaFat Simcän
(Taf. 16e) sowie Einzelformen der dortigen Apsisdekora-
tion nahe.
Das Säulenkapitell mit Blattypus 1 m (Taf. 17f; Abb.)
als vorherrschender Blattform werden wir bei den Kir-
chen El Bäräs antreffen (Taf. 23a. b; 25d; 31a-d). In
Deir Setä läßt es die Vermutung zu, daß es auch zum Ka-
pitellbild der Nordkirche gehörte. Bemerkenswert sind
die starke Ausdünnung der Mittelrippen bei den Blättern
dieses Kapitells, die auch hier intensive Verwendung von
Bohrlöchern und die dreigeteilte Form der Blattüberfälle,
die wir in der Hallawiya antrafen (Taf. 7d).
Türgebälk (?). Wahrscheinlich ist, daß das Fragment
zu einem Türgebälk gehörte (Taf. 17d), doch ist noch
Vorsicht geboten, da es nicht vermessen werden konnte.
Das schwere Wulstprofil mit der Blattranke wird oben
von einer flachen Leiste und einem Halbblatt-/Sägeblatt-
fries abgeschlossen. Die besondere Form der Ranke er-
schließt sich erst auf den zweiten Blick: Die fein gekerb-
ten Blätter mit tief gebuchteter Blattfläche (ohne Nega-
tivrille) zweigen nicht von den dünnen Rankenstengeln
ab, sondern beginnen einmal an der oberen Leiste, ein
andermal an der glatten unteren Quaderfläche. Das
heißt, sie sind unabhängig von den Rankenstengeln und
grenzen sich mit ihren Zacken gegen diese ab.
Westtür der Südfassade. Der Sturz dieser Tür blieb - in
zwei Teile zerbrochen — vollständig erhalten (Taf. 18b),
und seine Lage im Versturz des Südhanges legt nahe, ihn
der westlichen Südtür zuzuweisen. Die Profilfolge seiner
Seitengewände, die sich umlaufend auf dem Sturz fort-
setzt, wurde in die Quaderfläche eingetieft. Sie zeigt die
Folge von scharfwinkliger Abkantung, breiter Außenlei-
ste, abgeschrägter Leiste, cyma recta und drei Faszien.
Die Rahmenprofile sind ohne Ornament. Ein hoher,
glatter Fries trennt die Profilfolge des Rahmens von dem
Hauptprofil des Gebälks, dem schweren Wulst mit Blatt-
ranke.
Nicht nur die flache obere Leiste und der Sägeblatt-
fries verbinden die Tür mit dem vorangehend beschrie-
benen Fragment, sondern auch die eigenartige Trennung
von Rankenstengeln und Blattelementen. Unklar bleibt,
wo das fortlaufende Band der Rankenstengel seinen
Ursprung hat, und die Blattelemente vermitteln den Ein-
druck, daß sie aus der Quaderfläche des Zwischenfrieses
und aus der oberen Leiste gleichsam herauswachsen. Da
sich diese besondere Form nicht bei der SO-Tür wieder-
holt, ist zu fragen, ob die Darstellung auf einem Mißver-
ständis der Steinmetzen beruht, oder ob in ihr eine neue
Blattrankenform zu sehen ist — ich komme darauf
zurück131.
Osttür der Südfassade. Leider konnte ich nur zwei
Blöcke dieser reich geschmückten Tür in Versturzlage
photographieren (Taf. 18a. c. d). Die Tür orientiert sich
in ihrer Gesamtform, in ihren Profilfolgen und in ihrer
Ornamentik an der SO-Tür der Nordkirche und der
dortigen Apsisarchivolte (Taf. 13c; 14a). Die Profilfolge
der Seitengewände wurde wie bei der SW-Tür in die
Quaderfläche eingetieft — ein Vorgehen, das beide Türen
von denen der Nordkirche trennt. Auf die äußere Leiste
folgen ein cyma recta und ein Rundprofil, gerahmt von
129 Ich habe selten so sehr bedauert, für einen Bau keine Arbeitsge-
nehmigung zu besitzen, wie in diesem Fall. Die Arbeit von Wh.
Khoury sollte durch eine detaillierte Aufnahme dieser Kirche ergänzt
werden.
130 a. O. II Abb. 193.
131 Siehe S. 29. 36.
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lage erhalten blieben, wurden nicht bearbeitet. Da die
Kirche in ihrem Baudekor unmittelbar mit der Nord-
kirche zusammenhängt, ist ihre weiterführende Bearbei-
tung ein dringendes Desiderat129.
Die Säulenkapitelle. Ich konnte in dem Versturz des
Südhanges vier ganz oder fragmentiert erhaltene Säulen-
kapitelle ausmachen: ein korinthisches Normalkapitell
mit detailliert ausgearbeitetem Akanthus, ein ihm eng
verwandtes mit Girlandendekor und aufgebogenen In-
nenzacken von Typ 1b (Abb. 1; Taf. 16c; 17e)130, das
schon vorgestellte windbewegte Kapitell mit Blattyp 1 m
(Taf. 17a) und ein korinthisches Kapitell, auf dem
durchgehend der Blattyp 1 m (Abb. 1) dominiert
(Taf. 17f), der auf den Kapitellen N5 und S6 in Aleppo
auf ein Blatt des unteren Kranzes oder auf die Hüllblätter
beschränkt war (Taf. 5b. c. e). Hinzukommt das Frag-
ment eines korinthischen Pfeilerkapitells mit detailliert
ausgearbeitetem Akanthus.
Einige Hauptmaße konnten nur bei zwei Kapitellen
festgehalten werden, da die anderen tiefer verstürzt sind.
Maße des windbewegten Kapitells: H 63. uD 49. BD 88.
Maße des Kapitellfragments mit Blattyp us 1 m (Taf.
17f): H 53. BD 87. Bei letzterem muß also vorläufig of-
fenbleiben, ob es zu den Säulenstellungen des Innen-
raumes gehörte.
Die drei Kapitelle mit „klassischem“ Akanthus
(Taf. 16c; 17c. e) stehen in den Blattformen dem Vor-
lagekapitell der Nordkirche nahe (Taf. 15a. c), weichen
aber in Einzelformen voneinander ab: Sie zeigen alle ak-
zentuiert gekerbte, mehr oder weniger reich gezackte
Blattformen, bei denen durchgehend die Zwischenstege
der Bohrlochreihen als Kontrastmuster stehengelassen
wurden.
Auffallend ist die Form der Caulesstengel bei zwei
Kapitellen (Taf. 17c): Ihre breiten Stengel mit der tief
schattenden Negativrille trafen wir bei einigen Kapitellen
in Aleppo an (Taf. 7a. b). Das große Frontmedaillon im
Zentrum der Hochblätter des Girlandenkapitells
(Taf. 16c) wiederholt sich auf der SO-Tür der Südfassade
(Taf. 18a). Es steht in der Form des Rhombenkranzes
einigen Medaillons der Archivolten in QaFat Simcän
(Taf. 16e) sowie Einzelformen der dortigen Apsisdekora-
tion nahe.
Das Säulenkapitell mit Blattypus 1 m (Taf. 17f; Abb.)
als vorherrschender Blattform werden wir bei den Kir-
chen El Bäräs antreffen (Taf. 23a. b; 25d; 31a-d). In
Deir Setä läßt es die Vermutung zu, daß es auch zum Ka-
pitellbild der Nordkirche gehörte. Bemerkenswert sind
die starke Ausdünnung der Mittelrippen bei den Blättern
dieses Kapitells, die auch hier intensive Verwendung von
Bohrlöchern und die dreigeteilte Form der Blattüberfälle,
die wir in der Hallawiya antrafen (Taf. 7d).
Türgebälk (?). Wahrscheinlich ist, daß das Fragment
zu einem Türgebälk gehörte (Taf. 17d), doch ist noch
Vorsicht geboten, da es nicht vermessen werden konnte.
Das schwere Wulstprofil mit der Blattranke wird oben
von einer flachen Leiste und einem Halbblatt-/Sägeblatt-
fries abgeschlossen. Die besondere Form der Ranke er-
schließt sich erst auf den zweiten Blick: Die fein gekerb-
ten Blätter mit tief gebuchteter Blattfläche (ohne Nega-
tivrille) zweigen nicht von den dünnen Rankenstengeln
ab, sondern beginnen einmal an der oberen Leiste, ein
andermal an der glatten unteren Quaderfläche. Das
heißt, sie sind unabhängig von den Rankenstengeln und
grenzen sich mit ihren Zacken gegen diese ab.
Westtür der Südfassade. Der Sturz dieser Tür blieb - in
zwei Teile zerbrochen — vollständig erhalten (Taf. 18b),
und seine Lage im Versturz des Südhanges legt nahe, ihn
der westlichen Südtür zuzuweisen. Die Profilfolge seiner
Seitengewände, die sich umlaufend auf dem Sturz fort-
setzt, wurde in die Quaderfläche eingetieft. Sie zeigt die
Folge von scharfwinkliger Abkantung, breiter Außenlei-
ste, abgeschrägter Leiste, cyma recta und drei Faszien.
Die Rahmenprofile sind ohne Ornament. Ein hoher,
glatter Fries trennt die Profilfolge des Rahmens von dem
Hauptprofil des Gebälks, dem schweren Wulst mit Blatt-
ranke.
Nicht nur die flache obere Leiste und der Sägeblatt-
fries verbinden die Tür mit dem vorangehend beschrie-
benen Fragment, sondern auch die eigenartige Trennung
von Rankenstengeln und Blattelementen. Unklar bleibt,
wo das fortlaufende Band der Rankenstengel seinen
Ursprung hat, und die Blattelemente vermitteln den Ein-
druck, daß sie aus der Quaderfläche des Zwischenfrieses
und aus der oberen Leiste gleichsam herauswachsen. Da
sich diese besondere Form nicht bei der SO-Tür wieder-
holt, ist zu fragen, ob die Darstellung auf einem Mißver-
ständis der Steinmetzen beruht, oder ob in ihr eine neue
Blattrankenform zu sehen ist — ich komme darauf
zurück131.
Osttür der Südfassade. Leider konnte ich nur zwei
Blöcke dieser reich geschmückten Tür in Versturzlage
photographieren (Taf. 18a. c. d). Die Tür orientiert sich
in ihrer Gesamtform, in ihren Profilfolgen und in ihrer
Ornamentik an der SO-Tür der Nordkirche und der
dortigen Apsisarchivolte (Taf. 13c; 14a). Die Profilfolge
der Seitengewände wurde wie bei der SW-Tür in die
Quaderfläche eingetieft — ein Vorgehen, das beide Türen
von denen der Nordkirche trennt. Auf die äußere Leiste
folgen ein cyma recta und ein Rundprofil, gerahmt von
129 Ich habe selten so sehr bedauert, für einen Bau keine Arbeitsge-
nehmigung zu besitzen, wie in diesem Fall. Die Arbeit von Wh.
Khoury sollte durch eine detaillierte Aufnahme dieser Kirche ergänzt
werden.
130 a. O. II Abb. 193.
131 Siehe S. 29. 36.
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