tische Werkgruppe hinzugezogen wurde - ein Befund,
der unmittelbar an die Situation der El Hosn und der
Hauptkirche des 5 Jhs. am gleichen Ort erinnert. Ebenso
können die durchgehend ohne Ornamente auftretenden
Gesimsformen des Ostteils beider Kirchen nicht ohne
die Gesamtsituation des Gebel Zäwiye im 5. Jahrhundert
gesehen werden: Glatte Profilformen trafen wir im
5. Jahrhundert nicht nur im Apsisbereich der großen
Kirchen El Bäräs, sondern auch in den Kirchen von
Mugleyya, Deir Sambul, Sinsaräh und Dalloza an282.
Die Architektur der Transeptkirche führt aus dem
Bergmassiv heraus und zu einer im ganzen Mittelmeer-
raum verbreiteten Bauform. Der Bauleiter dieses an-
spruchsvollen Baus legte mit der Auswahl der „zeit-
gemäßen“, nicht an regionale Traditionen gebundenen
Tür- und Gesimsformen ein Gesamtbild der Baudeko-
ration fest, das - trotz aller Unterschiede in Einzelformen
- die Kirche an die Seite einer Reihe von Bauten der
Antiochene stellt, die alle in der Tradition der städtischen
Formenwelt des Zentrums QaFat Simcän stehen.
Er konnte aber auch an eine Bautradition El Bäräs
und seiner Nachbarorte anknüpfen, die in den letzten
Jahrzehnten des 5. Jhs. Profilformen wie das Wulstprofil
im Innen- und Außenbau eingeführt hatte und mit dem
Dekorationssystem der Apsiden nicht weit von dem
Befund der E 2 entfernt ist. Genau diese Situation am
Ende des 5. Jhs. ist es aber auch, die es ermöglicht, die
neu eingeführten Formen der Fenster-, Tür und Archi-
voltengesimse klar von dem älteren Repertoire zu tren-
nen.
Ich schlage also vor, den Kontrast zwischen den auf-
wendigen Kapitellformen und dem zurückhaltenden
Dekor der Tür- und Gesimsformen von Innen- und
Außenbau auf einen Architekten zurückzuführen, der
aus einer der großen Städte kam und das Gesamtbild der
Türen und Gesimse dem der Kapitelle anpaßte, aber bei
der Entscheidung für glatte Profilformen möglicherweise die
Tradition der großen Kirchen des 5. Jahrhunderts am
gleichen Ort aufnahm. Diese These schließt nicht aus,
daß er die Ausführung der Tür- und Gesimsformen loka-
len Werkleuten übertrug. Einzelne Gesimsformen mit
ihrer Nähe zu Formen der Stephanoskirche ließen mich
im Vorangehenden annehmen, daß sie zwischen dem so
gegensätzlichen Gesamtbild der Tür- und Gesimsformen
beider Kirchen vermitteln.
Die Stephanoskirche unterscheidet sich nicht nur in
ihrer Architektur, sondern auch in den Tür- und Gesims-
formen des Innen- und Außenbaus erheblich von der
Transeptkirche. Die Gliederungsformen der Apsis und
die Organisation der Fenstergesimse haben, wie wir se-
hen werden, in den Kirchen und Hausbauten des 6. Jhs.
im Gebel Zäwiye ihre nächsten Parallelen (Taf. 113a;
117a;120a. b)283. Der Gesamtbefund der Baudekoration
spricht entschieden dafür, daß ein mit regionalen For-
men vertrauter Bauleiter für die Kapitelle Werkleute
hinzuzog, die vorher in der E 2 tätig waren, alle anderen
Elemente des Baus aber von lokalen Werkleuten aus-
führen ließ.
Die Gegensätze zwischen den beiden Kirchen könnten
also darauf zurückgehen, daß ein Bau von einem städti-
schen, der andere von einem lokalen Architekten geleitet
wurde, und der Baubetrieb hier wie dort anders organi-
siert war. Trifft diese Interpretation der Befunde zu - und
die Freilegung der Transeptkirche wird sicher neue Infor-
mationen in dieser Frage bringen -, so würde nichts da-
gegen sprechen, die Bauzeit der Stephanoskirche nach
den Arbeiten an der Transeptkirche (ca. 530 n. Chr.),
und d. h., in den 40er Jahren des 6. Jhs. n. Chr. anzuset-
zen.
Abschließend ist noch zu überprüfen, inwieweit wir
die Weiterbildung der Kapitellplastik, die eng mit den
Kirchen El Bäräs verbunden ist, in der Zeit zwischen
circa 550 und 570 n. Chr. rekonstruieren können.
Die Kapitelle in Kefr Rüma, Madbaca und
Qasr ibn Wardän in ihrem Verhältnis zu den
Kirchen el Bäräs
Ich habe vor einiger Zeit die Kapitelle der drei Kirchen
im Gegenüber zu den Kapitellen der Transeptkirche ana-
lysiert und sie der Baudekoration Konstantinopels ge-
genübergestellt284. Der Befund der Stephanoskirche
wurde damals nicht diskutiert. Mit ihm komme ich nun
auf zwei Fragen zurück, die für die Gesamtsituation der
Kirchen des 6. Jahrhunderts wichtig sind: die Stellung
der korinthischen Kapitelle mit detalliertem Akanthus in
den Jahren nach circa 540 n. Chr. und die Weiterbildung
der kontrastreichen, zur Hallawiya zurückführenden
Blatt- und Rankenmotive.
Alle genannten Kirchen sind nicht nur durch die Aus-
wahl der Kapitelltypen, sondern auch durch die einzel-
nen Blattformen und charakteristische Einzelornamente
so eng miteinander verbunden, daß an direkten Werk-
stattszusammenhängen nicht zu zweifeln ist. Darum
kommt der mehrzonigen Kapitellform mit und ohne
Tierprotome, die nicht in den Kirchen El Bäräs vertreten ist,
aber die Kirchen von Kefr Rüma, Madbaca, Qasr ibn
Wardän miteinander verbindet (Taf. 35b. c; 51c. e. f),
besondere Bedeutung zu. Ihre Aussage wird erweitert
durch das eingangs vorgestellte Kapitell des Kastrons von
el Anderin (Taf. 1 Id. e). Nicht die Beziehungen dieser
Kapitelle zu hauptstädtischen Kapitellformen stehen im
Mittelpunkt der folgenden Überlegungen, sondern ihre
Blatt- und Rankenformen.
282 a. O. Taf. 74c. d; 82b-d. f-h. i. j.
283 Dazu S. 163 f. 165 ff.
284 Strube 1986, 59 ff.
65
der unmittelbar an die Situation der El Hosn und der
Hauptkirche des 5 Jhs. am gleichen Ort erinnert. Ebenso
können die durchgehend ohne Ornamente auftretenden
Gesimsformen des Ostteils beider Kirchen nicht ohne
die Gesamtsituation des Gebel Zäwiye im 5. Jahrhundert
gesehen werden: Glatte Profilformen trafen wir im
5. Jahrhundert nicht nur im Apsisbereich der großen
Kirchen El Bäräs, sondern auch in den Kirchen von
Mugleyya, Deir Sambul, Sinsaräh und Dalloza an282.
Die Architektur der Transeptkirche führt aus dem
Bergmassiv heraus und zu einer im ganzen Mittelmeer-
raum verbreiteten Bauform. Der Bauleiter dieses an-
spruchsvollen Baus legte mit der Auswahl der „zeit-
gemäßen“, nicht an regionale Traditionen gebundenen
Tür- und Gesimsformen ein Gesamtbild der Baudeko-
ration fest, das - trotz aller Unterschiede in Einzelformen
- die Kirche an die Seite einer Reihe von Bauten der
Antiochene stellt, die alle in der Tradition der städtischen
Formenwelt des Zentrums QaFat Simcän stehen.
Er konnte aber auch an eine Bautradition El Bäräs
und seiner Nachbarorte anknüpfen, die in den letzten
Jahrzehnten des 5. Jhs. Profilformen wie das Wulstprofil
im Innen- und Außenbau eingeführt hatte und mit dem
Dekorationssystem der Apsiden nicht weit von dem
Befund der E 2 entfernt ist. Genau diese Situation am
Ende des 5. Jhs. ist es aber auch, die es ermöglicht, die
neu eingeführten Formen der Fenster-, Tür und Archi-
voltengesimse klar von dem älteren Repertoire zu tren-
nen.
Ich schlage also vor, den Kontrast zwischen den auf-
wendigen Kapitellformen und dem zurückhaltenden
Dekor der Tür- und Gesimsformen von Innen- und
Außenbau auf einen Architekten zurückzuführen, der
aus einer der großen Städte kam und das Gesamtbild der
Türen und Gesimse dem der Kapitelle anpaßte, aber bei
der Entscheidung für glatte Profilformen möglicherweise die
Tradition der großen Kirchen des 5. Jahrhunderts am
gleichen Ort aufnahm. Diese These schließt nicht aus,
daß er die Ausführung der Tür- und Gesimsformen loka-
len Werkleuten übertrug. Einzelne Gesimsformen mit
ihrer Nähe zu Formen der Stephanoskirche ließen mich
im Vorangehenden annehmen, daß sie zwischen dem so
gegensätzlichen Gesamtbild der Tür- und Gesimsformen
beider Kirchen vermitteln.
Die Stephanoskirche unterscheidet sich nicht nur in
ihrer Architektur, sondern auch in den Tür- und Gesims-
formen des Innen- und Außenbaus erheblich von der
Transeptkirche. Die Gliederungsformen der Apsis und
die Organisation der Fenstergesimse haben, wie wir se-
hen werden, in den Kirchen und Hausbauten des 6. Jhs.
im Gebel Zäwiye ihre nächsten Parallelen (Taf. 113a;
117a;120a. b)283. Der Gesamtbefund der Baudekoration
spricht entschieden dafür, daß ein mit regionalen For-
men vertrauter Bauleiter für die Kapitelle Werkleute
hinzuzog, die vorher in der E 2 tätig waren, alle anderen
Elemente des Baus aber von lokalen Werkleuten aus-
führen ließ.
Die Gegensätze zwischen den beiden Kirchen könnten
also darauf zurückgehen, daß ein Bau von einem städti-
schen, der andere von einem lokalen Architekten geleitet
wurde, und der Baubetrieb hier wie dort anders organi-
siert war. Trifft diese Interpretation der Befunde zu - und
die Freilegung der Transeptkirche wird sicher neue Infor-
mationen in dieser Frage bringen -, so würde nichts da-
gegen sprechen, die Bauzeit der Stephanoskirche nach
den Arbeiten an der Transeptkirche (ca. 530 n. Chr.),
und d. h., in den 40er Jahren des 6. Jhs. n. Chr. anzuset-
zen.
Abschließend ist noch zu überprüfen, inwieweit wir
die Weiterbildung der Kapitellplastik, die eng mit den
Kirchen El Bäräs verbunden ist, in der Zeit zwischen
circa 550 und 570 n. Chr. rekonstruieren können.
Die Kapitelle in Kefr Rüma, Madbaca und
Qasr ibn Wardän in ihrem Verhältnis zu den
Kirchen el Bäräs
Ich habe vor einiger Zeit die Kapitelle der drei Kirchen
im Gegenüber zu den Kapitellen der Transeptkirche ana-
lysiert und sie der Baudekoration Konstantinopels ge-
genübergestellt284. Der Befund der Stephanoskirche
wurde damals nicht diskutiert. Mit ihm komme ich nun
auf zwei Fragen zurück, die für die Gesamtsituation der
Kirchen des 6. Jahrhunderts wichtig sind: die Stellung
der korinthischen Kapitelle mit detalliertem Akanthus in
den Jahren nach circa 540 n. Chr. und die Weiterbildung
der kontrastreichen, zur Hallawiya zurückführenden
Blatt- und Rankenmotive.
Alle genannten Kirchen sind nicht nur durch die Aus-
wahl der Kapitelltypen, sondern auch durch die einzel-
nen Blattformen und charakteristische Einzelornamente
so eng miteinander verbunden, daß an direkten Werk-
stattszusammenhängen nicht zu zweifeln ist. Darum
kommt der mehrzonigen Kapitellform mit und ohne
Tierprotome, die nicht in den Kirchen El Bäräs vertreten ist,
aber die Kirchen von Kefr Rüma, Madbaca, Qasr ibn
Wardän miteinander verbindet (Taf. 35b. c; 51c. e. f),
besondere Bedeutung zu. Ihre Aussage wird erweitert
durch das eingangs vorgestellte Kapitell des Kastrons von
el Anderin (Taf. 1 Id. e). Nicht die Beziehungen dieser
Kapitelle zu hauptstädtischen Kapitellformen stehen im
Mittelpunkt der folgenden Überlegungen, sondern ihre
Blatt- und Rankenformen.
282 a. O. Taf. 74c. d; 82b-d. f-h. i. j.
283 Dazu S. 163 f. 165 ff.
284 Strube 1986, 59 ff.
65