2 cm hinter das Kreisrund zurückgezogen sind (Taf. 86b.
e), weit vorkragen, ist die Eckbildung ungewöhnlich
(Taf. 86b. d; 87b): Die voluminösen Diagonalblätter
und die Ecken des Abakus heben sich deutlich voneinan-
der ab, da der Umriß der Blätter klar herausgearbeitet
wurde, und sie schließen in einer Vordergrundsebene ab.
Bemerkenswert ist, daß dünne Blattstengel, nur skizzie-
rend angegeben (Taf. 86b. e), neben den „Caules“ auf-
steigen und sich auf den Abakusecken volutenförmig ein-
rollen. Diese Trennung von „Caulesspitze“ und Voluten-
bändern hatten wir auch bei den Kapitellen von Mecez,
allerdings in anderer Ausbildung angetroffen (Taf. 55a;
56a. b).
Das Kapitell im Südhof weicht von den anderen Kapi-
tellen im Blattypus erheblich ab (Taf. 86b). Bei den Blättern
mit erhabenem, der Blattfläche glatt aufliegendem Mit-
telsteg sind die Blattüberfälle im unteren Blattkranz vo-
luminös ausgebildet, während sie bei den Hochblättern
nur angedeutet sind. Am auffallendsten ist die flache
Ausbildung der Diagonalblätter. Die Form der Kapi-
tellecken ist nicht ungewöhnlich: Die Diagonalblätter
unterfangen die Kapitellecken und zumindest durch die
Abgrenzung von Abakusrand und Volutenbändern wird
angegeben, daß letztere sich eigentlich unter den Ecken
der Deckplatte einrollen. Das Innenmotiv der dreiblättri-
gen „Caulesspitzen“ ist bei diesem Kapitell nur flach an-
gegeben und eher oval als dreiecksförmig. Den Rand des
„Kalathos“ schmückt ein AstragaL
Kapitelle mit geschwungenem Kapitelloberteil. Drei Ka-
pitelle dieses Typus konnten im Versturz untersucht werden,
und soweit ihre stark verwitterte Oberfläche erkennen
läßt, weisen sie alle den Blattypus mit erhabenem Mittel-
steg und Caules mit breitem pfeilspitzförmigem Kopf auf
(Taf. 86c; 87f). Im Blattypus, der Form der Blattüber-
fälle und der Ausbildung der Diagonalblätter sind sie
dem im Südhof liegenden Kapitell wesentlich näher als
den drei einleitend vorgestellten Kapitellen.
Die geschwungene, nur durch eine flache Kerbe von
den Abakusrändern abgesetzte Grundform der Hüllblatt-
zone erinnert unmittelbar an die Kapitelle der Kirche des
5. Jhs. von Sergible530. Zwei Lagen S-förmig geschwun-
gener, in flachem Relief und nur skizzierend bearbeiteter
Hüllblätter werden von der Pfeilspitze der „Caules“ ge-
tragen. Hervorzuheben ist, dass bei zumindest einem der
Kapitelle ein Kreuzmedaillon das Zentrum der Frontseite
einnimmt (Taf. 87f). Es ist auch hier in hohem Relief
gearbeitet, nimmt die volle Höhe des Kapitelloberteils
ein und erinnert an die Position der Medaillons auf den
vorangehend vorgestellten Kapitellen in El Bärä und
Apamea sowie das Medaillonkapitell in der Hallawiya
(Taf. 8d; 9e; 33a-c; 34a-e). Das Motiv der Blattkelche
als Ornament der Kreuzfelder tritt auch bei einem der
Medaillons der SO-Tür auf (Taf. 87a). Es war im 6. Jahr-
hundert als Element des Medaillondekors beliebt und
weit verbreitet (z. B. Taf. 13e; 35b; 111c)531.
Kapitelle mit quadratisch abschließendem Kapitellober-
teil. Auch von diesem Kapitelltypus konnten drei Exem-
plare im Oberflächenbefund ausgemacht werden (Taf.
87c-e). Für diese Kapitelle wurde der Blattypus mit erha-
benen Mittelstegen und an der Kapitellbasis ansetzenden
Hochblättern mit kantigen unteren Zwischenblättern ge-
wählt. Nur bei einem der Kapitelle wiederholt sich der
extreme Kontrast zwischen voluminösem Blattüberfall
im unteren Kranz und betont schwach ausgeprägtem
Überfall bei den mittleren Hochblättern (Taf. 87c). Cha-
rakteristikum dieser Kapitelle sind die kräftigen runden
Caules mit Caulesring und die breiten Hüllblattpaare
mit eingerollter, dunkel schattende Augen bildender
Spitze und dreigezacktem Blättchen mit Dreiecksmuster
als Zwickelmotiv. Die Form der Caules und Hüllblätter
hat ihre nächsten Parallelen in spätrömischen korinthi-
schen Kapitellen mit glattem Akanthus532 und ist ein
weiterer Hinweis darauf, daß im 6. Jh. mit Einzelformen
des „klassischen“ korinthischen Kapitells neue Varianten
des Kapitelltypus geschaffen wurden, die neben anderen
in einer Säulenreihe saßen: Es ging also nicht um eine ge-
nerelle „Erneuerung“ des korinthischen Kapitells, son-
dern allein um die variantenreiche, ständig wechselnde
Ausbildung der obersten Kapitellzone533.
Als Parallelen für die Grundform der Hüllblätter so-
wie die volutenförmig eingerollten, dunkel schattende
Augen bildenden Blattspitzen sind die Kapitelle der Kir-
che von Herbet Tezin (585 n. Chr.) und die bei den Ap-
sisnebenräumen der Basilika A von Resafa wiederver-
wandten Kapitelle534 zu nennen (Taf. 78c; 81c).
Kapitell mit Girlande. Nur die obere Kapitellhälfte ist
nicht verschüttet, und sie zeigt Doppelblätter mit sehr
breit aufspreizendem, durch Negativrillen skizzierten
Mittelsteg und nur leicht überfallender Blattspitze, die
mit dem kräftigen Blattüberfall der unteren Blätter kon-
530 a. O.Taf. 49 £
531 Siehe Butler, Early churches 232, Abb. 245 Nr. 13.
532 a. O.Taf. 7c.
533 Dazu S. 150 ff.
534 Die Kapitelle der Basilika A unterscheiden sich in der Ausbildung
des Kapitelloberteils von denen in Allata: Mit den kräftigen Hüllblättern
und den weit zurückgezogenen Rändern der Deckplatte sind sie so-
wohl den kleinformatigen Kapitellen der Hochgadenzone in der Basi-
lika A wie den detailliert ausgearbeiteten korinthischen Kapitellen des
Zentralbaus und der Basilika B vergleichbar. Sie besitzen aber die ge-
kreuzten Volutenpaare der Kapitelle des 5. Jahrhunderts in Behyo und
Mugleyya, die wir im Bergmassiv im 6. Jahrhundert bis jetzt nicht
nachweisen können. Allerdings ist das Verhältnis zwischen Hüllblät-
tern und Volutenpaaren bei den Kapitellen Resafas grundverschieden
von dem der Kapitelle in Behyo und Mugleyya: In Resafa sind die
gekreuzten Voluten als Dekor den Rändern des Abakus aufgelegt, eine
Darstellung, die der Wiedergabe der „Außenvoluten“ bei einigen Ka-
pitellen im Oktogon von Qalcat Simcän nahekommt, sich aber gegen
die dortigen Portikuskapitelle abgrenzt — Strube, Baudekoration I
Taf. 99c und hier Anm. 542.
121
e), weit vorkragen, ist die Eckbildung ungewöhnlich
(Taf. 86b. d; 87b): Die voluminösen Diagonalblätter
und die Ecken des Abakus heben sich deutlich voneinan-
der ab, da der Umriß der Blätter klar herausgearbeitet
wurde, und sie schließen in einer Vordergrundsebene ab.
Bemerkenswert ist, daß dünne Blattstengel, nur skizzie-
rend angegeben (Taf. 86b. e), neben den „Caules“ auf-
steigen und sich auf den Abakusecken volutenförmig ein-
rollen. Diese Trennung von „Caulesspitze“ und Voluten-
bändern hatten wir auch bei den Kapitellen von Mecez,
allerdings in anderer Ausbildung angetroffen (Taf. 55a;
56a. b).
Das Kapitell im Südhof weicht von den anderen Kapi-
tellen im Blattypus erheblich ab (Taf. 86b). Bei den Blättern
mit erhabenem, der Blattfläche glatt aufliegendem Mit-
telsteg sind die Blattüberfälle im unteren Blattkranz vo-
luminös ausgebildet, während sie bei den Hochblättern
nur angedeutet sind. Am auffallendsten ist die flache
Ausbildung der Diagonalblätter. Die Form der Kapi-
tellecken ist nicht ungewöhnlich: Die Diagonalblätter
unterfangen die Kapitellecken und zumindest durch die
Abgrenzung von Abakusrand und Volutenbändern wird
angegeben, daß letztere sich eigentlich unter den Ecken
der Deckplatte einrollen. Das Innenmotiv der dreiblättri-
gen „Caulesspitzen“ ist bei diesem Kapitell nur flach an-
gegeben und eher oval als dreiecksförmig. Den Rand des
„Kalathos“ schmückt ein AstragaL
Kapitelle mit geschwungenem Kapitelloberteil. Drei Ka-
pitelle dieses Typus konnten im Versturz untersucht werden,
und soweit ihre stark verwitterte Oberfläche erkennen
läßt, weisen sie alle den Blattypus mit erhabenem Mittel-
steg und Caules mit breitem pfeilspitzförmigem Kopf auf
(Taf. 86c; 87f). Im Blattypus, der Form der Blattüber-
fälle und der Ausbildung der Diagonalblätter sind sie
dem im Südhof liegenden Kapitell wesentlich näher als
den drei einleitend vorgestellten Kapitellen.
Die geschwungene, nur durch eine flache Kerbe von
den Abakusrändern abgesetzte Grundform der Hüllblatt-
zone erinnert unmittelbar an die Kapitelle der Kirche des
5. Jhs. von Sergible530. Zwei Lagen S-förmig geschwun-
gener, in flachem Relief und nur skizzierend bearbeiteter
Hüllblätter werden von der Pfeilspitze der „Caules“ ge-
tragen. Hervorzuheben ist, dass bei zumindest einem der
Kapitelle ein Kreuzmedaillon das Zentrum der Frontseite
einnimmt (Taf. 87f). Es ist auch hier in hohem Relief
gearbeitet, nimmt die volle Höhe des Kapitelloberteils
ein und erinnert an die Position der Medaillons auf den
vorangehend vorgestellten Kapitellen in El Bärä und
Apamea sowie das Medaillonkapitell in der Hallawiya
(Taf. 8d; 9e; 33a-c; 34a-e). Das Motiv der Blattkelche
als Ornament der Kreuzfelder tritt auch bei einem der
Medaillons der SO-Tür auf (Taf. 87a). Es war im 6. Jahr-
hundert als Element des Medaillondekors beliebt und
weit verbreitet (z. B. Taf. 13e; 35b; 111c)531.
Kapitelle mit quadratisch abschließendem Kapitellober-
teil. Auch von diesem Kapitelltypus konnten drei Exem-
plare im Oberflächenbefund ausgemacht werden (Taf.
87c-e). Für diese Kapitelle wurde der Blattypus mit erha-
benen Mittelstegen und an der Kapitellbasis ansetzenden
Hochblättern mit kantigen unteren Zwischenblättern ge-
wählt. Nur bei einem der Kapitelle wiederholt sich der
extreme Kontrast zwischen voluminösem Blattüberfall
im unteren Kranz und betont schwach ausgeprägtem
Überfall bei den mittleren Hochblättern (Taf. 87c). Cha-
rakteristikum dieser Kapitelle sind die kräftigen runden
Caules mit Caulesring und die breiten Hüllblattpaare
mit eingerollter, dunkel schattende Augen bildender
Spitze und dreigezacktem Blättchen mit Dreiecksmuster
als Zwickelmotiv. Die Form der Caules und Hüllblätter
hat ihre nächsten Parallelen in spätrömischen korinthi-
schen Kapitellen mit glattem Akanthus532 und ist ein
weiterer Hinweis darauf, daß im 6. Jh. mit Einzelformen
des „klassischen“ korinthischen Kapitells neue Varianten
des Kapitelltypus geschaffen wurden, die neben anderen
in einer Säulenreihe saßen: Es ging also nicht um eine ge-
nerelle „Erneuerung“ des korinthischen Kapitells, son-
dern allein um die variantenreiche, ständig wechselnde
Ausbildung der obersten Kapitellzone533.
Als Parallelen für die Grundform der Hüllblätter so-
wie die volutenförmig eingerollten, dunkel schattende
Augen bildenden Blattspitzen sind die Kapitelle der Kir-
che von Herbet Tezin (585 n. Chr.) und die bei den Ap-
sisnebenräumen der Basilika A von Resafa wiederver-
wandten Kapitelle534 zu nennen (Taf. 78c; 81c).
Kapitell mit Girlande. Nur die obere Kapitellhälfte ist
nicht verschüttet, und sie zeigt Doppelblätter mit sehr
breit aufspreizendem, durch Negativrillen skizzierten
Mittelsteg und nur leicht überfallender Blattspitze, die
mit dem kräftigen Blattüberfall der unteren Blätter kon-
530 a. O.Taf. 49 £
531 Siehe Butler, Early churches 232, Abb. 245 Nr. 13.
532 a. O.Taf. 7c.
533 Dazu S. 150 ff.
534 Die Kapitelle der Basilika A unterscheiden sich in der Ausbildung
des Kapitelloberteils von denen in Allata: Mit den kräftigen Hüllblättern
und den weit zurückgezogenen Rändern der Deckplatte sind sie so-
wohl den kleinformatigen Kapitellen der Hochgadenzone in der Basi-
lika A wie den detailliert ausgearbeiteten korinthischen Kapitellen des
Zentralbaus und der Basilika B vergleichbar. Sie besitzen aber die ge-
kreuzten Volutenpaare der Kapitelle des 5. Jahrhunderts in Behyo und
Mugleyya, die wir im Bergmassiv im 6. Jahrhundert bis jetzt nicht
nachweisen können. Allerdings ist das Verhältnis zwischen Hüllblät-
tern und Volutenpaaren bei den Kapitellen Resafas grundverschieden
von dem der Kapitelle in Behyo und Mugleyya: In Resafa sind die
gekreuzten Voluten als Dekor den Rändern des Abakus aufgelegt, eine
Darstellung, die der Wiedergabe der „Außenvoluten“ bei einigen Ka-
pitellen im Oktogon von Qalcat Simcän nahekommt, sich aber gegen
die dortigen Portikuskapitelle abgrenzt — Strube, Baudekoration I
Taf. 99c und hier Anm. 542.
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