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Epoche des Monumentalbaues.

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binden die Hauptpunkte mit ihren Hinterländern, Ägypten mit Äthiopien, Syrien mit
Arabien, wiederum Babylonien und Assyrien mit den Osttigrisländern, mit Baktricn
und mit Indien. Zwei Hauptstrassen führen nach Kleinasicn, eine südlichere von Nord-
syrien über den Taurus durchzieht Südkleinasien in westlicher Richtung, um durch das
Mäandertal das ägäische Meer zu erreichen; die nördlichere nimmt ihren Ausgang von
den Osttigrisländern, steigt nach Armenien hinauf, wendet sich dann links nach Kappa-
docicn, überschreitet den Halys und erreicht durch Phrygicn das Hermostal und das
ägäische Meer (die spätere königliche Strasse der Perser); Qucrlinien verbinden die
Hauptrouten untereinander, Nebenlinien zweigen sich ab. Ein ganzes Netz von Ver-
kehrsstrassen und Wege genug für Kulturaustausch.
Erst im zweiten Jahrtausend setzt die Weltgeschichte mit vollem Ton ein; Vor-
spiele allerdings fehlen nicht, fremde Erscheinungen hüben und drüben, zum Teil in
hoehalte Zeiten zurückreichend. An chaldäischen Denkmälern ündet man ägyptische
Einflüsse, noch mehr asiatische in Ägypten. Bei der Dunkelheit, in welcher diese
ganzen Grenzgebiete liegen, muss jedes Moment in Erwägung gezogen werden, weil
nicht vorauszusehen ist, von welcher Seite zuletzt die Aufklärung kommen mag.
Um so wertvoller ist ein Wandgemälde von Bcnihassan, welches darstellt, wie eine
Nomadenfaniilie aus der Sinaihalbinsel, Amu werden sie genannt, über die ägyptische
Grenze tritt und dem Gaufürsten vorgeführt wird. .Der Häuptling bringt mit seinem
Sohne ein paar Steinböcke dar; es folgen Krieger mit Bogen und Speeren, Frauen und
Kinder; zuletzt der Sänger mit Saitcnspicl und ein Knecht. Vollhaarige, bärtige
Semiten mit ausrasierter Oberlippe, in farbiger IVollentraeht, auf weissem Grunde rot
und blau gemustert, in Längsbahnen mit verschiedenen linearen Füllungen; bei einer
Frau sehen wir einen schlichten Mäander, die erste Grecque in aller Welt. Der Zu-
schnitt ist nach Geschlecht und Würde verschieden, lange Kleider tragen die Frauen,
des Häuptlings Rock, mit Fransen besetzt, reicht bis zum Knie; die Kittel der Krieger
lassen eine Schulter bloss, die Knechte begnügen sich mit dem Schurz. Gleichen
Wollstoff bekunden die gefüllten Eselstaschcn, in welchen auch die kleinen Kinder
Platz finden; aufgebunden sind die Zcltp flocke mit den aufgewickelten Seilen, oder
sollten Teile des Wcbstuhlcs gemeint sein?
Fremde im Delta, noch weiss man nicht welchen Stammes, jedenfalls Leute fremd-
artigen Aussehens, haben besonders in Tanis Steinbilder hintcrlassen, welche jetzt in
die Zeit des mittleren Reiches zurückdatiert werden; die „zwei Nile" seien spätere
Nachbildung. Der Typus der Männer ist weder echt ägyptisch noch semitisch, das
Gesicht rnnd, die Augen klein, die Nase stumpf; sie haben starke Backenknochen,
herabgezogene Mundwinkel, harte Züge, tragen runden Bart mit ausrasiertcr Ober-
lippe, in einigen Fällen wie Allongeperücken.
So sehen wir den Isthmus keineswegs abgeschlossen, sondern als Verkehrstor seit
unvordenklichen Zeiten dienend)
b Amu: Lepsius, Denkmäler, II 133; Prisse, II Arrivde d'une famille asiatique. New-
berry, Beni Hasan I 69. Unsere Farbtafel I gibt einen Ausschnitt des Gemäldes, um in den Ge-
stalten des Häuptlings und des Introdukteurs den Kontrast asiatischer und ägyptischer Erschei-
nungsweise vor Augen zu führen. Tanis: Petrie, Hist. I 237. Studniczka, Jahrb. 1896, 288.
Maspero, Hist. II 764.

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