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Erster Teil. Die Zeit des Orients.

Epoche des Weltverkehrs. )
W e 11 s k i z z c.
Gegen Ende des dritten Jahrtausends erlitt sowohl
die chaldäischc wie die ägyptische Kultur eine Störung.
Die Könige von Elam drangen über den Tigris nach Chal-
däa vor; ebendamals brachen fremde Eroberer, die Ilyksos,
über den Isthmus in Ägypten ein und behaupteten sich
mehrere Jahrhunderte. Aber dann erfolgte der Rückstoss:
Hammurabi von Babylon brach die Herrschaft der Ela-
miter und gründete das erste, Süd- und Nordbabylonien
vereinigende Reich. Ägypten aber nahm einen so kräftigen
Aufschwung, dass es nun den Höhepunkt seiner Kraft-
entfaltung erreichte. *)
Die siebzehnte Dynastie hat in langen Kämpfen das Land von der Fremd-
herrschaft befreit, Amosis, dessen Mutter Aahotep uns ihre kostbaren Kleinodien
hinterliess, vollendete die Befreiung und begründete die achtzehnte Dynastie und
zugleich das „neue Reich" um 1600 v. Chr. Amenophis I. und Tuthmosis I. unter-
warfen die Äthiopier; Tuthmosis war der erste, welcher durch Syrien bis gegen die
Euphratländer streifte. Bedeutend war Tuthmosis' II. Gemahlin und dann Regentin
Hatsepsu, welche eine Expedition nach dem südöstlichen Punt entsandte; dorther ent-
nahmen die Ägypter das fratzenhafte Bild des Gottes Besä. Ihr Bruder Tuthmosis III.
unterwarf Syrien, eingeschlossen Phönizien, und drang bis nach Nordmesopotamien
vor. Der König von Assur schickte Geschenke, darunter Lapis lazuli aus Baktrien.
Für die Nachfolger dieses grössten der Pharaonen handelte es sich nicht mehr um
Erweiterung des Machtgebietes; sie waren zufrieden, wenn sie es behaupteten. Gross
stehen die Könige der neunzehnten Dynastie in der Überlieferung immer noch da.
Ramses' II. Kämpfe galten vorzugsweise den Cheta, die er bei Kadesch am Orontes
besiegte. Zum Andenken an den Zug liess er am Pass nahe Berytos über der Eurt
des Lykos (Nähr el Kelb) drei Felsreliefs einmeisscln und in der Heimat seine Taten
in Wort und Bild verherrlichen. Dennoch musste Ägypten sich auf Südsyrien be-
schränken. Menephtha hatte eine Invasion von Libyern und „SeeVölkern" zu be-
stehen, Ruku, Turusa, Sardana, Sakurusa und Aqaiwasa genannt. Die letzten Rames-
siden werden in der zwanzigsten Dynastie zusammengefasst; Ramses III., der reiche
Rhampsinit der Griechen, hatte neue Einfälle der Seevölker abzuwehren, bei welchen
noch die Namen Sakari, Pursta, Danauna und Uasus erscheinen. Man deutet die
genannten Namen mit mehr oder minderer Wahrscheinlichkeit auf bekannte Mittel-
meervölkcr, Lykier, Tyrsener, Sarder oder Sardinier, Achaeer, Philister, Danaer.
Ägypten altert.'')
Das Selbstgefühl der Pharaonen verewigte sich in den grossartigsten Schöpfungen
ihrer ausgebildeten Architektur. Staunenswert ist die Bautätigkeit des neuen Reiches;
i) W. Max Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern 1893. Maspero,
Histoire II Les premiers melees des peuples 1897.
-) Elamitische Kanephoren aus Babylonien: Deutsche Orientgesellsch. Mitth. Nov. 1900, 17.
3) Aahotep Kleinodien: v. Bissing, Thebanischer Grabfund I 1900. Nähr el Kelb:
Herodot II 102. Boscawen, Soc. Bibi. Archaeol. Transact. 1882, 331.
 
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