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Epoche des Weltverkehrs.

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sie verteilt sich über ganz Ägypten und noch über seine Grenzen hinaus. Den Mittel-
punkt aber bildet das „hunderttorige Theben" zu beiden Seiten des Stromes mit seinen
gewaltigen Steintempeln.
Von den Königspalästen kennen wir denjenigen Amenophis' IV., welcher als
monotheistischer Reformer den Namen Chuenaten annalnn; er gründete eine neue
Residenz, die bald wieder verlassen, in den Verzierungen der Wände und Säulen wie
im Hausrat und in den Briefen des Archivs uns wertvolle Zeugnisse der damaligen
Kunst auf bewahrt hat (jetzt Teil el Amarna).')


Monumentale Ausführungen
des ägyptischen Säulenhauses sind
auf der Westseite des Stromes die
Grabtempel der Tuthmose zu
Medinet Abu, Amenophis' H. in
Qurnah; derjenige Amenophis' III.,
nördlich von Medinet Abu, liegt
lange in Trümmern, nur die zwei
kolossalen Sitzbilder davor stehen
noch (die eine ist die in der Morgen-
frühe klingende Memnonsäule der
Griechen). Dann die Tempel der
neunzehnten Dynastie, Sethos' I. zu
Qurnah, das Ramesseum oder Grab
Ramses' II. (Osymandyas' Grab bei
Diodor) mit ncunschifßgem Säulen-
saal; der Tempel Ramses' III. zu
Medinet Abu mit dem Torbau
(Pavillon). Sie alle aber überragt
die Tcmpelstadt der Göttertrias
von Theben auf dem rechten Ufer:
der gegen den Fluss gerichtete
Haupttempel des Amon (jetzt Karnak) mit dem kleinen Tempel des Chunsu innerhalb
der äusseren Umwallung und dem der Mut in der Nachbarschaft. Weiter südlich
aber schuf Amenophis III., parallel dem Nil und mit der Front nach dem Tempel
von Karnak gewendet, eine neue Tcmpclanlagc (jetzt Luxor). Im ältesten Teile des
Amontcmpcls errichtete Tuthmosis III. eine querliegende fünfschifüge Basilika, den
überhöhten Mittclraum drcischifüg, die Nebenschiffc umlaufend.
Der Chunsutcmpcl dient uns als Paradigma der ägyptischen Tempelnorm: ein
hoch und breit vorgelagerter Pylon, der dreiseitig umsäulte Vorhof, dann Vorhalle und
(pterlicgendes Hypostyl, endlich in fortschreitend abnehmender Grösse die inneren
Räume, das Allerheiligste mit einem Kranz von Nebengemächern.
Es handelte sich nur teilweise um Neugründungen, mehr um Erweiteruugs- und
Erneuorungsbauten der alten Stiftungen; alle Könige Ägyptens arbeiteten an dem
Werke, hauptsächlich dem Tempel von Karnak. Die Erweiterung bestand in dem
Vorlegen stets neuer und grösserer Vorhöfe mit ihren stets riesiger anwachsenden

Luxor. Pylon mit Königsstatuen (bis an den Hals verschüttet),
links Obelisk.

0 Bautätigkeit: Maspero, Hist. II 299. Petrie, Teil el Amarna 1894. Steiudorü, An-
zeiger 1893, 67.
 
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