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und sie dadurch beschädigen. Der beim Entleeren des Grabes aufgelockerte Abraum kann bequem
beiseite geschafft werden ohne die darunter anstehenden Fundschichten während der Untersuchung
zu verhüllen, und die Funde selbst bleiben für den die Untersuchung führenden Fachmann wie auf
einer Tischfläche unverrückt vor Augen liegen.
Auf den Fundstellen A und C kamen Skelett- und Brandgräber, bei D ein Brandgrab, bei B
und E nur Skelettgräber zum Vorschein. Auf der Fundstelle A sind beide Bestattungsarten regellos
untereinander gestreut, nur daß die Skelettgräber im mittleren Teile relativ häufiger sind als in
den Randteilen.
Eine reihenweise Anordnung der Gräber besteht nicht. Die Längsaxe der Skelettgräber
hat in der Regel eine ziemlich genaue Nordsüdrichtung. Die allermeisten Gräber (sowohl Brand
wie Skelett) haben weder eine Auskleidung der Grube, noch eine Steinbedeckung. Sie müssen
aber doch in einer Jahrhunderte hindurch erkennbaren Art bezeichnet gewesen sein, weil die in
späterer Zeit einbrechenden Plünderer sie prompt aufzufinden und die reicheren Gräber von den
armen zu unterscheiden vermochten.
Die Orientierung der Skelette innerhalb des Grabes ist verschieden. Die Leichen waren in der
Regel als „liegende Hocker“ beigesetzt, aber auch eine tatsächlich hockende Stellung des Skelettes
mit aufrechter Wirbelsäule wurde einigemale beobachtet. Das Kopfende war nicht bei allen nach
einer bestimmten Weltgegend, sondern bei einigen nach N, bei anderen nach S gerichtet. In der
Regel ist aber das Skelett so gelagert, daß das Antlitz nach 0 schaut. Die mit dem Kopfende nach
N gerichteten Skelette liegen auf der linken, die anderen auf der rechten Seite. Die wenigen Aus-
nahmen von dieser Regel werden im Fundberichte besonders angemerkt werden.
Außer den in mehreren Gräbern vorgefundenen Nachbestattungen, bei denen die Knochen
der älteren Leichen teilweise beseitigt oder in Unordnung gebracht wurden, zeigen sich, wie bereits
erwähnt, zahlreiche Spuren von Beraubung der an Bronze-
beigaben reicheren Gräber. In solchen beraubten Gräbern sind
die Skelette jedesmal gröblich in Unordnung gebracht, und es
finden sich zwar jene Skeletteile, neben welchen Bronzebeigaben
gelegen hatten, intensiv grün gefärbt, ohne daß jedoch die jene
Färbung verursachenden Beigaben noch vorhanden wären. An
ein völliges Vergehen der Bronzen ist da absolut nicht zu denken,
denn in den nicht beraubten Gräbern sind die Bronzen, selbst die
aus dünnem Draht gefertigten, gut erhalten. Die Plünderer
hatten es bei den mühevollen Aufgrabungen unzweifelhaft nur
auf die Gewinnung von Bronze abgesehen. Dies erhellt daraus,
daß Tongefäße und Beigaben aus Knochen, Muschelschalen u. dgl. nicht mitgenommen wurden.
Den Zeitpunkt, in dem die Beraubungen erfolgt sein mögen, kann man beiläufig abschätzen.
Sie werden nicht kurze Zeit nach der Beerdigung stattgefunden haben, sondern erst viel später,
als die Bronzen bereits mit Patina überzogen waren und eine kräftige Imprägnierung der benach-
barten Knochen mit Kupfersalzen eingetreten war. Es liegt wohl die Vermutung nahe, daß einige
dieser Gräber in neuerer Zeit „durchforscht“ wurden, für die meisten aber trifft diese Annahme
nicht zu. Einige der ausgeplünderten Gräber (z. B. Nr. 146, 150) liegen zum Teil unter dem uralten,
vom Dorfe zu den im südwestlichen Lössabhange eingebauten Weinkellern führenden Gemeinde-
wege, dessen Grundschichte ungestört ist. Andere (z. B. Nr. 29,46, 174) sind von einem ungestörten
Brandgrabe der Hallstattperiode überlagert. Dies ist die wichtige Beobachtung: Die Plünderung
muß lange Zeit nach der Anlage des bronzezeitlichen und vor der Anlage des hallstattzeitlichen
Grabes erfolgt sein. An vielen der grün gefärbten Knochen ist auch zu erkennen, daß die Im-
prägnierung tief in die Knochenmasse eingedrungen, aber oberflächlich infolge eines nach der Ent-
fernung der Bronzen fortwirkenden Auslaugungsprozesses wieder abgeblaßt ist.
In den folgenden Fundverzeichnissen werden die Angaben der verschiedenen Gewährsmänner
in möglichster Anlehnung an die Originalberichte, wenn auch mit entsprechender Kürzung wieder-

Abb. 6. Grab Nr. 32, Seitenansicht
von W. Ca. 1:30 n. Gr.
 
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