Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 34 —

(16 u. 17). Die rückseitigen Schulterbilder werden immer als Neben-
sache behandelt-, interessant dabei ist, wie die allmälige Freilegung
dieses ursprünglich ganz ornamental gefüllten Feldes für figurale Dar-
stellungen vor sich geht, wie diese aber dennoch gegen die Bilder
der Vorderseite inhaltlich zurückstehen und auch unter sich selbst in
Bezug auf Bedeutung abgestuft erscheinen. Zuerst sind da sym-
metrische Tiergruppen, wie in den Bauchzonen auch, doch mit dem
Unterschied, dass nur ganz bestimmte Tiergattungen hier erscheinen
und zwar nur geflügelte Wesen: die Sphinx, zuerst schreitend (3 u. 4),
dann sitzend (6, 16), die Sirene (5), der Schwan (3, 4, 12), der
Hahn (5, 6, 9, 10) und die Mischbildung des Panther-Hahnes (15).
Dabei ist anfangs das ganze Feld gefüllt; die Tiere immer
symmetrisch und sich entsprechend eingesetzt (3—6). Sowie aber
die menschliche Figur dazwischen tritt, weichen die Tiere; doch
nicht auf einmal. Zuerst ist's nur eine Menschenfigur; sie hat knapp
Platz zwischen den vier Tieren (6); fängt sie aber an sich etwas
freier zu bewegen, so reicht der Raum nur noch für zwei Tiere (15);
ebenso natürlich, wenn die Zahl der menschlichen Figuren anwächst
zu zwei (9), vier (10 u. 12) und fünf (16). Dann ist aber auch schon
eine mehr als rein dekorative Füllung erreicht, folglich fallen die
letzten Reste der überwundenen Verzierungsweise: die in die Ecken
gedrängten Tiere bleiben nun ganz fort (7, 8, 11, 13, 14, 17). Das
Häuflein Menschen aber, das sich so allmälig seinen Platz erobert hat,
ist durchweg guten, ja ausgelassensten Humors: alle, von den ganz
vereinzelten an bis zur geschlossenen Reihe (7, 8 u. 13) gehören sie
dem bacchischen Thiasos an: nackte, tanzende, hopsende Männer
mit Trinkhorn oder festlichem Kranz. (Frauen nicht von Anfang an!)
Der „Komos" ist also das erste völlig ausgebildete Reversbild. Ein
zweites, jüngeres ist die ganz dekorative Reihung der „Keletizontes".
Es tritt ein, wenn der Komos zum Aversbild avanciert (14) und ist
so gegen diesen als etwas Minderwertigeres deutlich abgestuft;
ebenso natürlich auch gegen mythologische Szenen (11). Erst in
ganz später Zeit ist ein Nachlassen in der ungleichen Betonung
von Avers und Revers zu bemerken: auf 17 sind die Zwei-
kämpfe der beiden Seiten ganz gleich bedeutungslos; nur in den
Nebenfiguren scheint noch ein kleiner Unterschied zu liegen: vorne
Mantelfrauen und Mantelmänner, hinten füllende Reiter.

r.
 
Annotationen