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— 62 —

nicht, und so kam in der Abbildung jenes Unding von walrossartiger
Bildung heraus. Auf dem Mäntelchen des Alkmaion grosse rote runde
Tupfen mit weissen Punkten an der Peripherie (spät) vgl. p. 118;
die eine ausgestreckte Hand der Schwester rechts ist wohl er-
halten (fehlt bei Inghirami); der Lenker trägt über der Stirne
sorgfältig gravierte Spirallöckchen, aber keinen Petasos, wie es auf
der Abbildung scheinen könnte, sondern ein einfaches Kopf-
band. Ungewöhnlich an einem Lenkerchiton ist der breite, vertikale
Mittelstreif mit Querzonen. Sehr sorgfältig ist das Riemenwerk
graviert, an dem der grosse böotische Schild auf dem Rücken
gehalten wird. Auf diesem Schild sind mit feiner gravierten Linien
und (abgeblasstem) Deckweiss ein Bocks- und ein Silenskopf im
Profil angebracht, und zwar nach der späten Weise ganz nahe am
Rand, damit durch die Wölbung des Schildes nichts von ihnen dem
Auge verloren gehen soll.

An der langen Lenkstange ist das ganze obere Ende sorgfältig
mit einer Schnur umwickelt. Der Typus des Gespannes: der Bau
des Wagens, die Bildung der Pferde: noch dünner Leib bei schon
zierlichen Beinen, breite Rippen- und Schenkelstreifen, die Art der
Aufzäumung, die elastische, graziöse Bewegung der Tiere, die Art,
wie die vier Silhouetten hintereinander und hinter ihnen dann die
Frauen angeordnet sind, ist ganz analog den Darstellungen im
Hochzeitsfries der Frangoisvase.1) Der alte Vater hat weisses Bart-
und Nackenhaar, weissen Schnurrbart und weisse Brauen. Das Ohr
ist mehr ornamental als naturalistisch gebildet, vgl. unten p. IIO.
Unverständlich sind mir die füllenden Tiere links: ein richtiger
Skorpion mit Stachelschwanz und ein Fisch mit langen, weit abste-
henden Kiemenflossen. Es sind Tiere, die selbst die korinthische
Vasenmalerei kaum kennt. Haben sie inhaltlich etwas zu bedeuten?
— Jedenfalls kaum, was bei Inghirami IV, p. 8 vermutet wird.

Merkwürdig leicht und mühelos schreiten immer diese attischen Rosse einher,
sehr im Gegensatz zu den korinthischen Tieren, welche immer höchst mühsam und
angestrengt ihren Wagen in Bewegung setzen. (Ath. Mitt. 1879, Taf. XVIII. Mon. 1855.
Taf. XX. Louvre E. 637, 638, 642.) Dagegen schon ganz anders auf der attischen
Piräusamphora, Ephim. 1897, p. 6. Es ist, als hätten die Tiere Flügel, wie bei
Conze, Mel. Thongef. IV.
 
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