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— 9° —

Bauchstreif an dem Hirsch der Artemis, Conze, Mel. Thong.
Tafel IV. Das Rhodische kennt den roten Bauchstreif in der
Regel nicht, die hellere Stelle der Haut ist hier viel natürlicher durch
Aussparung angedeutet; erst ganz spät erscheint ein roter Bauch-
streif: an der Chimaira des Tellers, Longperier Mus. Nap. III. 53, i;
und auch da scheint er eigentlich mehr nur eine Verlängerung des
Schulterblattstreifs zu sein.

Am Halse erscheint rote Farbe erst dann, als der rote
Schulterblattstreif verschwunden, und der Kopf nicht
mehr einfach thongrundig nur mit Umrisszeichnung gegeben
wird. Denn nun würden die drei genannten Flächen, Schulter, Hals
und Kopf gleichmässig schwarz kommen. Das Rot auf dem Hals aber
scheidet sie deutlich voneinander. Die rote Farbe soll hier also
nicht eine wirklich auf der Hautoberfläche vorhandene Erscheinung
wiedergeben, sondern ist lediglich ein koloristisches Auskunfts-
mittel des Malers die sonst zu gleichmässig schwarze Silhouette zu
beleben, innerhalb derselben einzelne Partien deutlicher zu unter-
scheiden: das Streben nach möglichst grosser Deutlichkeit hat dies
Abgehen von der Wirklichkeit veranlasst. Darum haben auch die
rhodischen Tiere noch keinen roten Hals: denn die Köpfe sind
noch durchweg thongrundig und die Schulterblätter noch immer
mit rotem Streif versehen. Da genügt also ein einfach schwarz
gefirnister Hals. Die drei Teile fliessen nicht zusammen.

Das früheste Beispiel für roten Hals — sogar neben einem
noch thongrundigen Kopf — findet sich wieder im Melischen: an
dem Hirsch der Artemis, Conze, Mel. Thongef. T. IV. Vom Korin-
thischen an abwärts ist roter Hals dann die Regel.

Am frühesten verliert sich der Streif auf dem Schul-
terblatt, so schon im Korinthischen selbst. Viel länger erhalten
sich der Schenkelstreif und die Markierung der Rippen. Aber auch
von diesen ist der erstere schon verschwunden, bevor das Tyrrhe-
nische beginnt. Die Rippen werden im Tyrrhenischen in der
Regel durch zwei kurze rote Streifen zwischen gravierten Linien
angedeutet. Das Korinthische hat hier dagegen eine ganze Reihe
oft acht bis zehn gravierter Linien, jedes zweite der Intercolumnien
spielend zuweilen mit Rot gefüllt. —
 
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