Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58. Erst auf einem ganz späten Exemplar wie 41 (A), zu einer
Zeit, da man sich von bisher festgehaltenen Traditionen lossagte,
war es möglich, alle Krieger ausnahmslos und gleichviel, auf welcher
Seite stehend, mit hohem Helmbusch zu beglücken. —

Es erübrigt noch eines dritten und am seltensten vorkommenden
Helmtypus zu gedenken: eines knapp am Oberkopf aufliegenden
Käppchens, ganz ohne Backenklappen, immer mit hohem Röhren-
busch: mehr Zierde als eigentlicher Schutz. Götter vornehm-
lich, die nicht bedürfen der den Sterblichen unentbehrlichen Schutz-
vorrichtungen, tragen diesen Schmuck. Immer trägt ihn Athena
(3, 8, 40); ja er bleibt für sie noch weit über die Zeit unserer
Amphoren hinaus charakteristisch; ferner Artemis und Apollo
(45, 46). Dann, aber doch verhältnismässig selten, wird er auch
Amazonen verliehen (12, 27, 57).

Der Helmtypus mit schmalem Backenschutz ist dem Korin-
thischen gänzlich unbekannt, nicht so dem Chalkidischen (vgl. die
Amphora im Arch. Anzeiger 1889, p. 91, 3). Der zuletzt genannte
Typus des kleinen Käppchens scheint dagegen auch dem Chalkidischen
fremd und ganz allein der attischen Kunst eigen zu sein.

Die Helmbüsche im Tyrrhenischen sind im allgemeinen knapp,
schmal, ja fast dürftig zu nennen, gewiss aber auch mehr der Wirk-
lichkeit entsprechend als die sichtlich auf prächtige dekorative
Wirkung hin sehr viel voller und breiter angelegten Kämme der
korinthischen und besonders der chalkidischen Helme. Ebenso fehlt
im Tyrrhenischen das dort beliebte, gleichfalls echt dekorativ
gedachte Abteilen des Kammes in kleine Felder durch Gravierung
oder Bemalung; ebenso die besonders im Chalkidischen fein
ausgeführte Verzierung des schmalen Bindegliedes zwischen Helm-
kappe und Kamm durch ein zierliches, fein graviertes Ornament.
Im Tyrrhenischen sind die anliegenden Büsche einfach weiss
und rot, die hohen auf Röhren meist schwarz. Zuthaten durch
bunte Farbe oder Gravierung sind seltene Ausnahmen (vgl. 59,
36 die Amazone ganz rechts). Bei den Büschen auf hohen Röhren
scheint die Hauptmasse des Busches anfangs mehr nach hinten
zu, später mehr nach vorne zu zu liegen, vgl. z. B. die Beispiele von
3, 12 und 46. —
 
Annotationen