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- 132 —

Recht zu fordern. Und am Grabe Achills wird Polyxena hinge-
schlachtet. Zwei unmenschliche Menschenopfer, beides Totenopfer.
Kein Opfer aber ohne Altar. Denn dass jene rundliche Erhöhung
wirklich als Altar aufzufassen ist, lehrt uns deutlich die Inschrift der
Münchener und das Opferfeuer der Londoner Vase. Hier hat der
Altar mehr die niedrige gedrückte Gestalt wie auf dem Theseus-
relief im Louvre (Mon. d. Inst. IV. 22B).

Es ist möglich, dass auf unsern Vasenbildern x6\l^>qc, und ßco^xoc;
noch als ein- und dieselbe Erderhöhung, also als identisch aufzu-
fassen sind. Wenigstens ist dies hier eher möglich als auf all
jenen um ein ganzes Jahrhundert jüngeren Reliefs, deren voll-
entwickeltes Gefühl für richtige Wiedergabe realer Grössenverhält-
nisse die Tymbosdeutung auszuschliessen und die Bomosauffassung
als die allein richtige zu fordern scheint.

Uberhaupt scheint der Tymbos als Charakterisierung der
Grabesstätte im Laufe des 5. Jahrhunderts immer mehr abhanden
bekommen zu sein. Was ihn verdrängte, war die Stele. Um die

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Mitte des Jahrhunderts geht, wie wir aus zahlreichen Darstellungen
besonders auf den weissgrundigen Lekythen sehen, beides noch neben-
einander her. Dann verschwindet der einer primitiveren Zeit
entstammende Erdhaufen, er war ein zu ungeeignetes Objekt für die
Bethätigung des unterdes herangereiften alles durchdringenden künst-
lerischen Geistes in Attika, der sich nun um so entschiedener der
Bearbeitung der marmornen Stele zuwendet.

Die tombe a tumulo Milanis5) gehören zu den Ausläufern
jener älteren Grabmalform. Sie sind richtige Gräber, keine Altäre.
Doch sehen wir an ihnen schon all jene Gaben und Spenden nieder-
gelegt, welche dann später zu Füssen und auf den Stufen der Stelen
verteilt wurden. Zugleich sind die beiden Bilder Beispiele für den
Versuch dem Tumulus einen mehr monumentalen Charakter, mehr
Gliederung und selbst plastischen Schmuck zu verleihen — man
beachte den rechteckigen Sockel unten und die Sphinx als Be-
krönung oben — beides freilich zugleich auch Beispiele, wie un-
glücklich der Versuch so ungleiche Dinge miteinander zu verbinden
war. Es knüpft keine weitere Entwickelung daran an.

') Studi e materiali di Archeologia e Numismatica I. p. 65 u. 72.
 
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