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— 135 —

diesem breiten Strome selbst zu unterscheiden sind, wird erst klar
werden, wenn einmal eines der grossen Sammelbecken, das uns
jenes mächtige Wasser hinterlassen hat, ganz durchforscht sein
wird; ich meine, wenn die Scherben von der Akropolis untersucht
und bekannt gemacht sind.

Noch ist das Gebiet der tyrrhenischen Amphoren nach unten
hin zeitlich abzugrenzen. Wie schon aus der Zeichnung der Falten
zu ersehen war, kommen wir mit unseren Vasen schon stark an
die untere Grenze des mittelsfg. Stils. Da giebt es nun unter den
spätersfg. in Betracht kommenden Gefässen nichts, was mehr zu
einer Vergleichung aufforderte als die Vasen des Nikosthenes.
Abgesehen von der etwas abweichenden äusseren Formgebung1)
muten uns seine Amphoren zuweilen an wie die direkte Fortsetzung
der spätesten tyrrhenischen Exemplare.

Schon die handwerksmässige, flüchtige, sorglose, stark dekorative
Art zu arbeiten hat er mit dem oder den tyrrhenischen Vasen-
meistern gemein. Sein Lieblingsornament ist dasselbe wie das ihre:
das P.-L.-Kreuz; es hat seinen typischen Platz bei ihm wieder auf
dem Hals der Amphoren. (W. V. Bl. 1890, Tafel I.) Nur ist es noch
dünner, noch vertrockneter, noch starrer geworden. Auch die anderen
vegetabilischen Motive: gegenständige Epheuranke und Spitzblättchen-
ranke, welche am Ende der tyrrhenischen Vasenserie vereinzelt auf-
tauchen, finden sich bei ihm wieder. Seine Art Falten zu zeichnen
ist nur um weniges entwickelter, ja zum Teil noch dieselbe wie
auf den spätesten tyrrhenischen Amphoren. Auch inhaltlich sind
mancherlei Berührungspunkte vorhanden, so in den Reihen von
Silenen, nackten Männern und Nymphen, den Amazonen- und Ho-
plitenkämpfen, den Keletizontes, Herakles' Kampf mit der Hydra,
den agonistischen Szenen mit den hohen Dreifüssen, den grotesken
Mischwesen (z. B. Sirenen mit Menschenbeinen, Pferd mit Hahnen-
schweif. Wiener V. Bl. 1890, Tafel I, 2), endlich auch in den rein orna-
mentalen Tieren. Dabei sind die fremden und neuen Elemente
nicht zu verkennen; wir folgen ihnen indes nicht, da unser Augen-
merk hier auf die entgegengesetzten, auf die alten, den Zusammenhang
mit den tyrrhenischen Vasen bezeugenden Züge gerichtet sein muss.

Es ist keine erst durch die Phantasie geschaffene neue Form, sondern eine
Entlehnung aus altem Formenkreise. Vgl. Pottier, BCH. 1893, p. 435/36.
 
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