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geschnürte Form der Lotoskelche, sowie die Schlankheit der gegen-
ständigen Palmettenfächer dazwischen (im Ornamentstreif auf der
Breitseite der Henkel). Ja, das Motiv der gegenständigen P.-L.-Kette an
sich ist schon kein sehr altes; es fehlt auf den tyrrhenischen Amphoren
noch vollständig. Dagegen ist es in ganz ähnlicher Formgebung
auch bei Exekias vorhanden. — Die Füllrosetten sind nicht die
schweren alten Blattfächer, sondern überaus zierliche, zum Teil
mit Sternstrahlen durchsetzte Gebilde wie auf dem Grabmal von
Lamptrae (vgl. Winter, Ath. Mitt. 1897, Taf. II). Überaus sorg-
fältig und ohne Analogie in der älteren Periode der Vasenmalerei
ist die vollkommen durchgeführte Doppelkontur am grossen P.-L.-
Kreuz im Tierfries.

Die Tiere zeigen durchaus nicht die plumpen Proportionen
der alten Zeit, sondern eine entschieden schlankere, jüngere Bildung.
Die kämpfenden und beissenden Tiergruppen aber — auf jonische
Einflüsse zurückgehend — haben im Attisch-schwarzfigurigen ihre
nächsten Analogien bei Exekias, Kolchos und den spätsfg. Hydrien,
nicht auf den älteren Gefässgruppen, welche nur die friedlich sitzenden
oder schreitenden Tiere kennen.

In der Flügelbildung ist die alte zweifache Federschicht gewahrt,
das Oberrandstück aber nicht rot bemalt, sondern mit feiner Schuppen-
gravierung verziert. Das ist ein nicht alter Zug, erklärlich aus der
Vorliebe jüngerer Zeit für die schuppenartige Verzierung grösserer
Flächen überhaupt (vgl. einzelnes bei Exekias und Amasis, ferner
Gerh. etrusk. u. camp. Vbb. Taf. XX (Schild), XXI (Chiton) und XXIII
(oberer Teil eines Peplos). Häufig fand sich auch Schuppengravierung auf
böotischen Schilden der jüngeren tyrrhenischen Amphoren, z. B. 41.
Vgl. auch den Chiton zweier Frauen, JHS. 1898, pl. XVI, und die
Schilde der Archikles-Glaukytesschale. Auch bezüglich der Löwenmähne
ist der alte und der jüngere Typus nebeneinander zu sehen: von den
beiden Tieren, welche die „persische Artemis" gefasst hält, ist das
eine mit, das andere ohne Flammenmähne gezeichnet. Ebenso die
Sphingen einmal (im Eberjagdstreif) mit, das anderemal (im Tier-
fries) ohne ausgezacktes Haar.

Der Pferdetypus zeigt den Übergang von der alten zur jüngeren
Art: der Leib noch ziemlich dünn und schmächtig, aber die Füsse
nicht mehr dick und plump, sondern überaus fein und zierlich (vgl.
 
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