Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gefährte, bis er mit demselben aus der Gefangenschaft nach Thüringen zurückkehrte. Hier,
als er von Altersschwäche gänzlich erschöpft war, entschlief er zu Weimar fromm und sanft
bei seiner Tochter Barbara, welche an den berühmten Doktor Christian Brück, fürstlichen
Kanzler, verheirathet war, und ging zur himmlischen Seligkeit ein im Jahr Christi 1553, im
81. Jahre seines Alters.

Der Sohn Lucas II., ein ehrbarer und weiser Mann, Bürger und Senator zu Wittenberg, der
sich um das ganze Vaterland wohl verdient gemacht hat und sich in der von seinen Voreltern
überlieferten Kunst auszeichnet, weshalb er von vielen Fürsten geliebt wird, besitzt das väter-
liche Haus, an der rechten Ecke des Marktes, die nach dem Elbthor zu liegt. Dieser legte zum
Gedächtnis in diesen Knopf etliche kleine gegossene Bildnisse einiger Herzoge von Sachsen
nieder, deren treuer Diener der Vater Lucas und nach ihm Lucas der Sohn lange Zeit gewesen
waren, wie auch von Luther und Melanchthon, die er gerade bei der Hand hatte.

Dich aber, allmächtiger Gott, Schöpfer der Welt, flehe ich mit ganzem Herzen an, daß Du
durchDeinen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, Dir in diesem Ort, in dieser Stadt eine Kirche
sammelst und erhaltest bis zur herrlichen glorreichen Auferstehung der Toten. Sei der Schirm
dieser Stadt, erhalte und bewahre die Familie der Cranache, daß alle Nachkommen derselben
Glieder deiner Kirche und mit ihren Voreltern Miterben des ewigen Lebens und der Ge-
rechtigkeit werden. Amen.

Ich, Matthias Gunderam, der freien Künste und der Philosophie Magister, der ich ein ganzes
Jahrzehnt in dieser Stadt ein Gast und Zuhörer Melanchthons an der berühmten Univer-
sität Wittenberg gewesen bin, und in diesem ganzen Jahrzehnt Lucas III., den Enkel Lucas
des Älteren, in Religion und freien Künsten unterrichtete, habe diese Nachricht von der
Familie der Cranache mit Gewissenhaftigkeit niedergeschrieben als ein Beweis meiner Liebe
für dieselbe. Ich bitte die Nachkommen, daß, wenn sie, so Gott will, diese Schrift einst
lesen werden, sie genannter Familie und der meinigen, welche, obgleich jetzt unbekannt,
doch tugendhaft und fromm ist, mit Neigung gedenken.

©soKpiTos ZuCTEpecov TTodSiov BAaia SuacrsßEoov 6’ Haereditas justorum (piorum) benedicetur
(Auf den Nachkommen der Gerechten wird Segen ruhen).

M.Matthias Gunderam, geboren in der Stadt Cranach, schrieb dieses eigenhändig zu Witten-
berg im Jahre des Heils 1556 im Monat September.92

158
 
Annotationen