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ALTAR DER ST. WOLFGANG S KIRCHE
IN SCHNEEBERG IM ERZGEBIRGE

Historische Berichte über das Altarwerk

BER Entstehung und Aufbau dieses ersten der monumentalen Refor-
mationsaltäre Cranachs sind wir durch archivalische Quellenfunde und
spätere Berichte besonders gut unterrichtet. In der Osterwoche 1539
(Anfang April) ist das ganze Altarwerk von zwei Fuhrleuten von Witten-
berg nach Schneeberg gebracht worden.15 Auch auf dem Abeaidmahlsbild
(Predella) muß diese Jahreszahl zusammen mit der Cranachschen geflügel-
ten Schlange nach diesem Bericht einst noch zu lesen gewesen sein. Daß der Altar eine Stiftung
des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich und seines Halbbruders und Mitregenten (bis 1542,
Herzog zu Coburg) Johann Ernst ist, bezeugen die Bildnisse der beiden Fürsten auf zwei Altar-
flügeln. Die Inschrift, die der Schneeberger Pfarrer Christoph Schindler im Jahre 1650 bei der
Wiedererrichtung des Altarwerkes anbringen ließ, erwähnt allerdings die Kurfürsten Johann
den Beständigen und Johann Friedrich den Großmütigen als Stifter. Falls dies zutrifft, muß der
Plan für diesen Altar schon vor 1532, demTodesjahr Johanns des Beständigen, entstanden sein.
Auf alle Fälle steht diese Stiftung mit dem industriellen Aufschwung der Silberbergwerke im
Erzgebirge und der Städte Schneeberg und Annaberg in Zusammenhang. Die reichen Mittel,
die dadurch der kurfürstlichen Kasse zuflossen, ermöglichten den Fürsten wie den Städten
die Durchführung großzügiger Bauten, so auch die der mächtigen Hallenkirche St. Wolf-
gang, für die der Cranachaltar bestimmt war. Er stellte sich den größten Flügelaltären des
ausgehenden Mittelalters und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts würdig an die Seite mit
seinen insgesamt 12 Tafeln.

Im Dreißigjährigen Krieg traf ihn ein schweres Schicksal, als die kaiserlichen Truppen die
St. Wolfgangskirche plünderten und dabei auch alle Altargemälde raubten. In Prag tauchten
sie wieder auf und konnten nach langen Verhandlungen im Jahre 1649 nach Schneeberg
zurückgebracht und 1650 dort wieder aufgestellt werden. Leider geschah dies aber nicht
mehr in der Form des ehemaligen Flügelaltars, sondern so, daß nur als Mittelbild eines
säulengeschmückten, bis zum Gewölbe reichenden Altaraufbaues die Kreuzigung verwandt

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