Man hat zuweilen den Eindruck, daß die Markt-
strategie der Stahlindustrie — ebenso wie die
der Kunststoff- und Aluminiumindustrie —
von ähnlich schiefen Vorstellungen beeinflußt
wird, wie wir sie bei den Vorläufern der
Produktgestaltung angetroffen haben. Auch in
diesem Fall wird — allerdings aus anderen
Gründen — die Behauptung aufgestellt, daß ein
Werkstoff, nämlich Stahl, ohne ein anderes
Material wirken kann. Zweifellos versucht man
damit, dem Stahl eine Vorrangstellung gegen-
über anderen Erzeugnissen zu verschaffen.
Die Hartnäckigkeit, ja selbst die offensichtliche
Überzeugung, mit der diese Behauptung
vertreten wird, läßt uns annehmen, daß die
Gründe nicht allein wirtschaftlicher Art sind.
Sie sind wahrscheinlich auch in einer in dieser
Industrie tiefverwurzelten Tradition zu suchen.
Wir haben es hier mit dem mythischen Geist
zu tun, der immer noch in den althergebrach-
ten Metallindustrien latent lebt. In Wirklichkeit
ist ihr starrer ‘Pan-Metallismus‘ verwandt
mit dem, was Gaston Bachelard die ‘reves
de la ferreite' (Träume der Eisenheit) oder die
'reverie metailique' (Träumerei in Metall)
genannt hat.
It sometimes appears that the market strategy
of the Steel industry — as well as of the
plastic and aluminium Industries — is con-
siderably influenced by the same sort of
misconceptions as were entertained by the
precursors of industrial design. Here too
though for different reasons, it is contended
that one material — Steel — can work
independently of the rest. Doubtless by this
means it is hoped to enhance the competitive
supremacy of Steel. But the obstinacy and
even apparent conviction with which this
is maintained leads us to wonder whether
the reasons are not perhaps purely economic.
Probably they also derive from a certain
traditional way of thought deeply engrained
in the industry, the eiement of myth that
is a constant in the older metal Industries.
In reality this intransigent ‘pan-metallism’
is not very far removed from what Gaston
Bachelard called les reves de la ferr&tä
(dreams of ironness) or le reve metailique
(metallic dream).
Wird für ein bestimmtes Material Partei
ergriffen, so bestehen sehr wenig Möglich-
keiten für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit
der Stahlindustrie oder irgendeiner anderen
verarbeitenden Industrie auf dem Gebiet der
Produktgestaltung. Wenn man dagegen diese
Einstellung aufgibt, so wird man sogleich ein
ganzes Feld neuer Möglichkeiten entdecken.
Abschließend möchte ich es wagen, einen
Vorschlag zu machen, obwohl mir bewußt
ist, daß er auf diesem Kongreß fast als
Sakrileg erscheint. Ich schlage vor, daß sich
die großen Bergbauunternehmen und Unter-
nehmen der verarbeitenden Industrie zusam-
mentun und gemeinsam die Grundlagen-
forschung auf dem Gebiet der Produkt-
gestaltung unterstützen, nicht aber um für
einen bestimmten Werkstoff, sondern für
sämtliche Werkstoffe ganz allgemein neue
Anwendungsbereiche zu erschließen. Mit
anderen Worten, bitte ich sie hiermit, die
Produktgestaltung nicht als ein Mittel anzu-
sehen, das die Gegensätzlichkeit betont,
sondern als ein Mittel zur Vereinigung aller
Kräfte.
Der Bergbau und die verarbeitenden Industrien
müssen sich zusammentun, um einen gemein-
samen Plan für die Zukunft auszuarbeiten.
Denn wenn auch heute noch ihre Probleme
verschieden und ihre Aussichten zuwider-
laufend sind, so werden sie doch sehr wahr-
scheinlich morgen die gleichen sein.
When there is outright prejudice in favour
of a particular material, there are very few
openings for constructive co-operation
between industrial designers and either the
Steel industry or any of the Processing
Industries. On the other hand, if this attitude
were to be discarded, a whole host of new
opportunities would be opened up.
In conclusion, I should like to hazard
a Suggestion, although I realize that to this
Congress it will sound pretty much like
sacrilege. I suggest that the mining and
Processing Industries, despite their opposing
interests, should jointly Sponsor fundamental
research on industrial design, with a view
to finding new fields of utilization, not for any
material in particular, but for all materials
in general. In other words, I ask you to
consider industrial design as a field, not for
divergence but for convergence.
The mining and processing Industries should
make a push to evolve a joint plan for the
future. For although today their concerns
are different and their fortunes opposed,
in all probability before long they will be the
same.
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strategie der Stahlindustrie — ebenso wie die
der Kunststoff- und Aluminiumindustrie —
von ähnlich schiefen Vorstellungen beeinflußt
wird, wie wir sie bei den Vorläufern der
Produktgestaltung angetroffen haben. Auch in
diesem Fall wird — allerdings aus anderen
Gründen — die Behauptung aufgestellt, daß ein
Werkstoff, nämlich Stahl, ohne ein anderes
Material wirken kann. Zweifellos versucht man
damit, dem Stahl eine Vorrangstellung gegen-
über anderen Erzeugnissen zu verschaffen.
Die Hartnäckigkeit, ja selbst die offensichtliche
Überzeugung, mit der diese Behauptung
vertreten wird, läßt uns annehmen, daß die
Gründe nicht allein wirtschaftlicher Art sind.
Sie sind wahrscheinlich auch in einer in dieser
Industrie tiefverwurzelten Tradition zu suchen.
Wir haben es hier mit dem mythischen Geist
zu tun, der immer noch in den althergebrach-
ten Metallindustrien latent lebt. In Wirklichkeit
ist ihr starrer ‘Pan-Metallismus‘ verwandt
mit dem, was Gaston Bachelard die ‘reves
de la ferreite' (Träume der Eisenheit) oder die
'reverie metailique' (Träumerei in Metall)
genannt hat.
It sometimes appears that the market strategy
of the Steel industry — as well as of the
plastic and aluminium Industries — is con-
siderably influenced by the same sort of
misconceptions as were entertained by the
precursors of industrial design. Here too
though for different reasons, it is contended
that one material — Steel — can work
independently of the rest. Doubtless by this
means it is hoped to enhance the competitive
supremacy of Steel. But the obstinacy and
even apparent conviction with which this
is maintained leads us to wonder whether
the reasons are not perhaps purely economic.
Probably they also derive from a certain
traditional way of thought deeply engrained
in the industry, the eiement of myth that
is a constant in the older metal Industries.
In reality this intransigent ‘pan-metallism’
is not very far removed from what Gaston
Bachelard called les reves de la ferr&tä
(dreams of ironness) or le reve metailique
(metallic dream).
Wird für ein bestimmtes Material Partei
ergriffen, so bestehen sehr wenig Möglich-
keiten für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit
der Stahlindustrie oder irgendeiner anderen
verarbeitenden Industrie auf dem Gebiet der
Produktgestaltung. Wenn man dagegen diese
Einstellung aufgibt, so wird man sogleich ein
ganzes Feld neuer Möglichkeiten entdecken.
Abschließend möchte ich es wagen, einen
Vorschlag zu machen, obwohl mir bewußt
ist, daß er auf diesem Kongreß fast als
Sakrileg erscheint. Ich schlage vor, daß sich
die großen Bergbauunternehmen und Unter-
nehmen der verarbeitenden Industrie zusam-
mentun und gemeinsam die Grundlagen-
forschung auf dem Gebiet der Produkt-
gestaltung unterstützen, nicht aber um für
einen bestimmten Werkstoff, sondern für
sämtliche Werkstoffe ganz allgemein neue
Anwendungsbereiche zu erschließen. Mit
anderen Worten, bitte ich sie hiermit, die
Produktgestaltung nicht als ein Mittel anzu-
sehen, das die Gegensätzlichkeit betont,
sondern als ein Mittel zur Vereinigung aller
Kräfte.
Der Bergbau und die verarbeitenden Industrien
müssen sich zusammentun, um einen gemein-
samen Plan für die Zukunft auszuarbeiten.
Denn wenn auch heute noch ihre Probleme
verschieden und ihre Aussichten zuwider-
laufend sind, so werden sie doch sehr wahr-
scheinlich morgen die gleichen sein.
When there is outright prejudice in favour
of a particular material, there are very few
openings for constructive co-operation
between industrial designers and either the
Steel industry or any of the Processing
Industries. On the other hand, if this attitude
were to be discarded, a whole host of new
opportunities would be opened up.
In conclusion, I should like to hazard
a Suggestion, although I realize that to this
Congress it will sound pretty much like
sacrilege. I suggest that the mining and
Processing Industries, despite their opposing
interests, should jointly Sponsor fundamental
research on industrial design, with a view
to finding new fields of utilization, not for any
material in particular, but for all materials
in general. In other words, I ask you to
consider industrial design as a field, not for
divergence but for convergence.
The mining and processing Industries should
make a push to evolve a joint plan for the
future. For although today their concerns
are different and their fortunes opposed,
in all probability before long they will be the
same.
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