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500 jährige Zubelfeier der Universität Heidelberg
(Ruperto-Carola).
Heidrlberg, die älteste Universität des Deutschen Reiches, begeht
in den nächsten Tagen, vom 2. bis 7. August, das 500jährige
Jubiläum ihrer Begründung. Wie schr der gebildcte Tetl des
deutschen Volkes mit Stolz und Befriedigung auf die deutschen
Universitäten als Zierden des Vaterlandes blickt, veranschaulicht
stch so recht in dem Bestreben aller, die ehemals der
Ruperto-Carola angehörten, dtese 500jährtge Jubelfeier möglichst
festlich zu begehen. Erscheint doch die Zahl derer, die der Uni-
versttät Heidelberg ihre Stellung in Staat und Gesellschaft ver-
danken, als eine unberechenbare. Aber nicht nur ganz Deutschland
ist bei dieser Säkularfeier beteiligt, Zondern die ganze gebildete
Welt. Aus allen Herren Ländern werden sich in den ersten Tagen
des Auyust ehemalige Schüler und Lehrer der Universttät Hetdel-
berg einfinden und Zeugnts ablegen, daß Deutschlands Größe auch
in den Werken des Friedens zu finden ist. Gar manchen wird
die Erinnerung an die frohe Heidelberger Studentenzeit dorthin
sühren. Nicht gering tst die Zahl unter den Berliner
Dozenten, welche einst in Heidelberg ihre Arbeitsstätte hatten,
bevor ste der Berliner Hochschule zu etgen wurden. Jnsbesondere
im Anfang der stebziger Jah.e, uls es darum zu thun war, für
die Universität in der Hauptstadt des neuen Reiches Gelehrte von
europäilchem Ruf als Lehrer zu werben, mußte Heidelberg zum Teil
seine dewährtesten Lehrkräfte an Berlin abtrcten. Helmholtz,
Kirchhoff, v. Treitschke, Zeller, Beseler, Dernburg und Gold-
schmidt rc. entstammen alle der Universität Heidelberg.
Schwere Kämpfe mannigfacher Art mußte dte Universität
Hetdelberg während ihres nunmehr 500jährigen B>.stehens durch-
machen. Die Universität Heidelberg blickt auf einen retchen
geschichtlichen Schatz zurück. Übe-lteferungen aus längst ver-
rauschter Zeit sind uns durch diese Universttät geworden. Pfalz-
graf Rupre cht I., der das Gcdeihen der durch Katscr KarllV.
errichteien Prager Universttät sah, faßte den Vorsatz, in seinem Lande
ein ähnliches Jnstitut anzulegen. Jm Jahre 1386 stiftete er, mit
Elnwtlligung seines Neffen Ruprecht II. und dessen Sohn
Ruprecht III. die hohe Schule zu Hetdelberg. Er hatte schon
früher den berühmten Marsilius v. Jnghen kenncn gelernt und
rief ihn jetzt, seine neue Schule zu organisieren. Nach dem
Sttftungsbriefe vom 1. Oktobcr 1386 und der vorher ein-
qeholten päpstlichen Bestätigungsurkunde ließ der Kurfürst
schon am 18. Oktobcr die Universität feierlichst einwethen. Die
Zahl der Profefforen belief sich freilich nur auf drei. Es waren
Marfilius v. Jnghen, der Logik lehrte; Reginald, Cisterziensermönch
aus dem Klester Alva im Bistum Lüttich, welcher den Paulinischen
Brief an den Titus erklärte, und Heilmann Wunenberg aus Worms,
der über ein Buch von der Naturgeschichte des Artstoteles las. Reginald
sang eine fe erliche Meffc in der „Kirche zum heiligen Geist", wobei
der Hof und die Studierenden gegenwärtig waren. Einige Wochen
später kam ein vierter Lehrer hinzu, Titmar v. Sckwerrhe, der in
den freien Künsten Unterricht ertrilte und am Ende dcs Jahrcs 1386
Johann v. Rout als Profeffor des kanonischen Rechts. Ruprecht I.
überließ die ganze Einrichtung dem Marstltus v. Jnghen. Un-
glücklicherweise kannte dieser bloß die Pariser Schule und nahm
sie zum Muster der Heidelberger. Aber zu etner Zett, wo schon
Johann v. Raoenna und Manuel Chrysolovas in Jtalien über
Römer und Griechen lasen, war in Paris nur noch scholastische
Spekulatwn einheunisch und darum darf man auch von echt
wiffenschaftlichem Geiste bei der Heidelberger Akademie in dieser
Zeit uichts suchen. Marstlius von Jnghen wurde am
17. November 1386 von der philosophischen oder artistischen
Fakultät zum Rektor gewählt. Das Amt des Rektors
.wechselte bis 1394 vierteljährlich und von da bis 1525
halbjährig. Der Ruf des Marstliuß begründete den der
Akademie. Dieselbe zählte schon im ersten Jahre 524 Studierende.
Allmählich vermehrte stch auch dic Anzahl der Lehrer. Die
theologische Fakultät erhielt Konrad v. Saltow zum Mitgliede, die
juristische Konrad v. Geylnhausen. Jm Jahre 1387 las Matthäus
Llementis schon über das bürgerliche Recht. Den meisten Umfang
gewann die philosophische Fakultät, in welcher, außer den beiden
oben angeführten, noch sechs Magister der freien Künste lehrten. Es
fehlte damals in Deutschland gänzlich an Nrzten und auch an
19)
Ein Gottesurteil.
Roman von Elisabeth Werner.
k Z Gerald bedur te nur einer Minutc, um sich zu faffen, er richtete
sich empor und jetzt stieg die flammende Röte des Zornes in seinem
Gestchte auf: „E n schändltcher Planl Nun denn, so müffen wir
uns wehren bis zum letzten Atemzuge. Wir wollen unser Leben
teuer verkvufen, Jörg, es soll den Meuchelmördern nicht so leicht
werden, uns niederzumachen."
„Ein paar davon nehm' ich auf mich!" rief Jörg, bei dem
jetzt auch die Wut zum Durchbruche kam. „Es soll nur heran-
kommen, daS Mordgcstndel I Metn Lieutenant und ich, wir nehmen
cs mit der ganzen Bande auf."
„Nein, nein, hier wäre jeder Widerstand umsonst," unterbrach
ihn Danira. „Wcnn Mareo kommt, so kommt er mtt zehnfacher
Übermacht und dann ist von Kampf nicht die Rede. Man wird
Euch niederreißen, überwältigen und dann die Lebenden —"
Sie vollendete nicht, aber sie schauderte zusammen und die
beiden Männer wußten genug von der Art, wie der Krieg von
seiten der Eingcborenen gesührt wurde, um diesen Schauder zu
verstehen.
„Gleichviel, wir werden kämpfen," sagte Gerald energisch.
„Hinaus ins Freie, Jörg, da haben wir es leichter und vielleicht
ist es noch mögltch, den Rückweg zu erzwingen."
Er wandte stch nach der Thür, aber Danira vertrat ihm den Weg.
„Unmöglich I Da gehen Sie in den sichcrn Tod. Marco pflegt
nichts halb zu thun, er weiß es jedenfalls schon, daß Sie dem
Rufe gefolgt stnd, und hat Jhnen den Weg nach allen Richtungen
hin verlegt. Hier giebt cs nur einen Ausweg, der Rettung bringen
kann, wenigstens für den Augenblick."
Sie eilte durch das Gemach, öffnete rasch und leise die Thür
des dunkeln Nebenraumes, wo ihre Schwägerin schlief, und lauschte
cinige Augenbltcke. Die tiefen, ruhtgen Atemzüge der Schlafende»
Lehrern der Heilkunde. Arabische Dogmatik und Astrologie machten
damals an Heidelbergs Universttät die ganze Heillehre aus. Von
1387 biS 1393 war Lambert v. Ostkirchen der einzige Lehrer der
Arzneikunde in Heidelberg.
Die neugeschaffene Universttät erhielt einen Kanzler und vier
Konservatoren. Dem Kanzler lag vorzüglich ob, diejenigen zu
prüfen, welche eine akademische Ehrenwürde nachjuchten und solche
zu erteilen. Konservatoren waren im Anfange der Abt zu Schönau
und die Dekane der Marienkirche zu Reustadt, der Dreifaltigketts-
kirche zu Speier und der Viktorskirche zu Mainz. Jhnen kam
zu, über dte Erhaltung der akademischen Rechte und Freiheiten zu
wachen. Diese Rechte waren bedeutend, denn die Universität übte
völlige GerichtSbarkeit über ihre Untergebenen aus, und der Stadt-
magistrat mußte ihr jährlich schwören, ketne Eingriffe in ihre
Freihetten zu thun. Der größte Teil der Studterenden bestand
in jener Zeit aus Klerikern, welche ursprüngltch der Jurisdiktton
des Bischofs von Worms unterworfen waren. Profefforen und
Studentcn wurden auf mancherlei Weise begünstigt, und es war
besonders eine wohlthätige Einrichtung, daß die Bestimmung
der Mietszinsen jährlich durch die Polizei geschah. Der Kur-
fürst genoß auch dcs Vergnügens, setn Jnstttut tmmer schöner
aufblühen zu sehen. Jn den ersten drei Jahren wurdcn 1050
Akademiker etngeschrteben. Dsr Kurfürst besoldete die Lehrer aus
seiner Kaffe und stiftete noch eine besondere Schule für junge
Geistliche des Cisterzienser Ordens, ganz nach dem Muster der
Schule des heiligen Bernhards zu Paris. Ruprecht II. bewies
sich nicht minder wohlgesinnt gegen dte Untversität. Er stcherte
derjelben ihre Einnahme. Dic philosophische Fakultät erhtelt den
halben Korn- und Wein-Zehnten zu Schließheim. Die übrtgen
Fakultäten wurden auf die Rheinzölle zu Bacharach und Kaisers-
werth angewiesen. Unter ihm entstanden mehrere Kollegien oder
Bursen. Die Studenten, denen der Rektor nicht erlaubte, allein
zu wohnen, lebten in bestimmten HLusern, unter der Aufstcht eines
Magisters oder Baccalaureus. Eine solche Hausgesellschaft hieß
„Burse", und die Hausgenossen „Burschen". Jcde Burse hatte
ihren eigenen Namen. Um diese Zeit gab es drei solcher Bursen
in Heidelberg. Dte Schwabenburse, Realistenburse und die neue
Burse. Das erste Kollegium, oder dte alte Burse, wurde schon
1393 vollendet. Konrad v. G>ylnhausen, Dompropst und erster
Kanzler der Universität, hatte derselben 1000 Fl. an Geld und
mehrere Kostbarkeiten vermacht. Ein zwettes Kollegium erhielt
die Universität einige Jahre später, vie philosophische Fakultät.
Nachdem Ruprecht ll. dte Juden wieder aus Heidelberg vertrieben,
schenkte er ihre Häuser und Güter der Akademie. Am 20. August
1396 starb Marstlius v. Jnghen und wurde in der „Geistktrche"
begraben. Sein Tod war ein großer Vsrlust sür dte Akademie.
Ruprecht lll., welcher 1398 zur Regierung der Pfalz gelangte und
zwei Jahre später römischer König wurde, bewies sich der UniversitLt
gegenüber sehr günstig. Außer den 6 Magistern im Fürstenkollegio
waren 7 Profefforen, die eine besttmmte, doch nur kärgliche Be-
soldung genoffen. Der Kurfürst hielt es für wichtig, diese Männer
über Rahrungssorgen hinwegzusetzen. Bei dem drohenden Auf-
stande der Hofleute und Bürger gegen die Studierenden, im
Jahre 1406, nahm er diese in sctnen Schutz und ließ stch
von seinen berden Söhnen eidlich geloben, daß sie der
Universität in Zeiten der Not immer Betstand leisten mögen.
Ludwig III. erfüllte treulich die Zusage, welche er seinem
Vater gethan. Auch Ludwig IV. ließ stch das Wohl der
Universttät nicht minder angelegen setn. Mit Friedrtch dem Sieg-
reichen begann eine schöne Periode für Hetdelberg. Jn den
Jahren 1450 und 1457 bestättgte er die Freiheiten der Universttät.
Er erließ Vcrordnungen für innere und äußere Ruhe, verkürzte die
Ferten, erweiterte die Freiheit, öffentlich zu lesen, machte eine
zweckmäßigere Einteilung der Lehrstunven, organifierte den akademischen
Senat, vermehrte die Bibliothek und beschränkte die Lehren des
römischen Rechts auf Einen, denn einen andern Stnn läßt wohl
ichwerlich die Stelle der Urkunde zu, welche lautet: „Jtem und
so solle in dem obgenannt unserem 8tuclio nume hinführo sein ein
Dokter in weltlichen rechten . . . der allen Tag so man lesen
solle des morgens oräinari lese ein Letzte ill leZibus und habe dte
anderen Pfrünve zu St. Endres zu Worms." Das Ltcht wandte
stch nun immermshr dem Abendlande zu. Der Fall des byzan-
tinischen Kaiserreichs hatte viele Grtechen gezwungen, eine Zuflucht
in Jtalien zu suchen. Jn Deutschland hatte die Formschnetdekunst
einen Deutschen auf die Erfindung der Buchdruckerkunst geleitet.
Friedrtch l. Nachfolger, Philipp der Aufrichtige, hatte mit Wärme
stch der Anstalt seiner Väter angenommen und etne juristtsche
Burse errichtet. An seinem Hofe lebten Johann v. Dallberg,
Rudolph Agricola, Johannes Reuchlin und Oekolampad. Ein
schöner Tag schien von Heidelberg über Deutschland aufgehen zu
wollen. Aber die Univcrsttät selbst stand und wirkte entgegen.
Phillip stellte Dionys Reuchlin, einen Bruder Johannes, als Lehrer
der griechischen Sprache und Litteratur auf. Dies crregte großcs
Argernis unter den Zunftgelehrten. Als Phillip den Johannes
Wessel von Grönningm zum theologischen Dozenten ernannte,
setzte stch die ganze Fakultät entgegen und Wefsel mußte sich be-
gnügen, in der philosophischen Fakultät, die dem klasstschen Alter-
lume wsntger abhold war, Vorlesungen zu halten. Auch Jakob
Wimpfeling, Jodvcus Gallus und Pallas Spargel, die der heid-
nischen Kultur das Wort redeten, mußten manches Harte erfahren.
Wimpfeling ergoß einst seinen Unmut hierüber in einer öffentlichen
Rede, und hielt seinen Kollegen mit Bitterkeit dte Betspiele von
Freiburg, Tübingen und Basel vor, doch konnte das nichts wirken
auf pedantische Vorurteile. Phillip vereinigte auf den Rat Agricolas
die Lffentltche Bibliothek mit der UniversttätSbibliothek. Ludwig V.
wirkte so fort in dem Sinne seines Vaters. Die Schulkämpfe der
Realisten und Nomtnalisten, der Thomisten und Occanisten, be-
günsttgt durch Friedrich I., hatten längst jeden guten Getst von
der Anstalt verscheucht. Der Fürst fand das rechtc Mittel, diesem
Schranken zu setzen. Er rief Simon Grynäus und Sebastian
Münster als Lehrer der lateinischen, griechischen und hebräischen
Sprache. Die philosophische Fakultät gewann dadurch Mut und
Regsamkeit. Darob erhoben die Theologen ein Angstgeschrei, denn
die kirchltchen Mcinungen dieser Männer waren ihnen verdächtig,
und die Reformation hatte schon angefangen, stch auch am Rheine
zu verbreiten. Der Kurfürst, der bei seiner sansten Gestnnung
allen Unfrieden haßte, gab nach, und da er der alten Lehre ergeben
war, so wollte er auch nicht, daß dte Lehrer sciner hohen Schule
der Reformatton Vorschub leisten sollten. Einige Lehrer, die ihr
anhingen, verließen darum Heidelberg. Grynäus ging mit
Sebastian Münster und Oekolampad nach Basel, Hermann Busch
nach Marburg und es hielt schwer, in der GLHrung der Zeit ihre
Stellen wieder zu besetzen.
Auch die Bauernkriege beunruhigten die Akademie und seit
Ludwigs Tode im Jahre 1544 war ihr Zustand ntcht sehr glänzend.
Der Univsrfität fehlte es lange an wissenschaftlichcn Hülfsmitteln.
Jm Anfange scheint nur die artisttsche Fakultät einige Bücher
befeffen zu haben, bis der Kanzler v. Geylnhausen seine Bibliothek
der Universttät vermacht. Dasselbe that der erste Rektor der
Universttät, Marsilius v. Jnghen. Ruprecht ll. hatte der Akademie
die Bücher der von >hm vertriebenen Juden angeboten. Man htelt
ste aber, mit Ausnahme des Talmuds, der Ehre nicht wert, in der
Universttätsbibliothek aufgestellt zu werden. Der ganze Büchervorrat
der Universttätsbibliothek belief sich bei Ludwig V. Tode auf 434
Bände und darunter war ntcht ein Klassiker, außer dem des
Aristotelcs. Heute dürfte die Universttätsbibliothek gegen 400 000
Bände, 70 Difsertationen, mehr alS 3000 Manuskripte und 1000
Urkunden umfaffen. Das XVI Jahrhundert isteines der wichtigsten
für die Kulturgeschichte Deutschlands und Heidelbergs Universttät.
Obgleich Männer wie Albrecht Dürer, Wilibald, Pirkhmmer,
Joh. Aventin, Kopernikus, Peutinger, Sleidau, Geßner,
Cammeratus, Opitz u. a. den deutschen Namen verherrlichten,
sträubte sich m Heidelberg noch immer die Scholastik gegen das
einbrechende Licht. Erst Friedrich II. verbannte den unreinen Geist
aus den Bursen und von Heivelbergs Universttät. Mit Be-
will-gung des Papstes Julius III. hob Friedrtch fünf Klöster auf
und wies ihre Einkünste der hohen Schule zu, wodurch die Be-
soldungen der Lehrer verbesiert wurden. Friedrich errichtete zwei
neue Lehrstühle an der Heidelberger Universttät und zwar sür
Mathematik und Ethik. I. Micyllus hatte unter Ludwtg V. die
Universität verlaffen, wei' er schlecht besoldet war, und eine Stelle
tn Frankfurt angenommen; jetzt kehrts er als Professor der
griechischen Sprache zurück und entwarf, nach dem Wunsche der
philosophischen Fakultät, neue Statuten sür dieselbe. Unter
Friedrtch UI., dem Nachfolger Otto Heinrichs, kamen viele aus-
l»ndtsche Gelehrte nach Heidelberg, metst Anhänger Zwinglis,
vrs' darum aus ihrer Hetmat flüchtig werden mußten. Der neue
Kurfürst nahm sie auf, nicht weil er Zreihett der Meinung wollte,
sondern weil er threr Meinung zugetetlt war. Jn diese Zett fällt
die Hinrichtung Silvans auf dem Markte zu Hetdelberg.
Kaspar Olivan wußte Friedrich III. zu bestimmen, Silvan preis-
zugeben. Unter Friedrich IV., der jtreng an der Augsburgischen
Konfesston htelt, hatte die Universität vorübergehende Ruhe. Nach-
dem aber der Kurfürst das Konkordienbuch unterzetchnet hatte,
forderte er jämtliche Lehrer bei Verlust ihrer Stellen auf, ein
gleiches zu thun. Außer Ludwig Grave wollte stch keiner
hierzu verstehen und sie dankten jämtlich ab. Die Untversität
befand stch jetzt in einem traurigen Zustande. Zwar hatte
man dte abgegangenen Lehrer schnell zu ersetzen gesucht, aber der
religiöse Druck lastete schwer auf Heidelbergs Universttät. Jm
Publikum schwand das Zutrauen zu einer Universität, die mit
jedem Regterungswechsel cine vollständige Umgestaltung erfuhr.
Nach LudwigS Tode, 1583, übernahm sein Bruder Pfalzgraf
Johann Kastmir die Admtnistration. Dteser wollte einige Lehr-
stellen bet der Universität wieder mit Reformierren besetzen, allein
der Senat stemmte sich hartnäcktg dagegen. Der Pfalzgraf kam
jetzt auf den Gedanken, eine Vereinigung der beiden protestantischen
Konsesfionen zu versuchen und veranstaltete in dieser Abstcht ein
Kolloquium. Es fand 1584 statt. Beide Teile schrteben fich den
Sieg zu und jeder beharrte um so fester auf seiner btshertgen
Meinung. Jm Jahre 1587 lteß Johann Kasimir das zweits
Jubelfest der Universität feiern und 1591 ein neues Universitäts-
gebäude aufführen. Jhm kolgte Friedrich IV. in der Regierung,
tn welcher Zeit die Univerfität zur Blüte gelangte.
Doch dte wilden Scharen Tillys zerstörten auch Heidelbergs
Universität. Zwei Tage lang war die Stadt der Plünderung
preisgegeben. Die theologische Fakultät und dte Alumnen des
Sapienz - Kollegiums mußten Heidelberg verlaffen. Ein uner-
setzlicher Verlust für die Universität Heidelberg «ar der Raub
der Universttätsbibliothek. Sie konnte damals für die bedeutendste
in Deutschland gelten. Etnen reichen Zuwachs hatte ste
erhalten durch die erlesenen Sammlungen des Johann von
Dalberg, des Klosters Lorsch und durch die Freigebigkeit Otto
Hetnrichs war sie mit schätzbaren arabtschen Handschriften beretchert
worden, die letzterer selbst in seiner Jugend aus einer Reise durch
Palästtn^gesammel^atte^Ulrich^u^er^e^inig^^ei^u
Heidelberg der Wiffenschaft lebte, und aus deffen Museum der
berühmte Henricus StephanuS mehrerc klasstsche Schriftsteller
druckte, schenkte der Akademte setnen ganzen Vorrat an Büchern
und Handschriften; viele solcher «rhielt die Universttät aus auf-
gehobenen Klöstern, besonders aus dem Kloster Sponheim, welcheS
nach Tritheims Zeugnis eine der retchsten Bibliotheken besaß.
Janus Grutenus, dem die Bibliothek anvertraut war, schonte
keine Mühe, sie zu vermehren. Jhr Ruf war so groß, daß Cor-
nelius nach Heidelberg zog, um die Codices abzudrucken und
Joseph Scaliger hielt die vatikanische Bibliothek für geringer.
Jn Rom, wo man eine Abschrtft des Katalogs besaß, wurde auch
der Wert dieser Sammlung genugsam anerkannt, und noch bevor
die Bayern stch der Pfalz bemeisterten, erbat stch Gregor XV.
dteselbe vomHerzogMarimiltan von Bayern zum Geschenk. Der
Herzog bewilligte das Gesuch und bald wurde Leo Allatius vo»
Rom nach München geschickt, die kostbare Beute in Empfang zu
nehmen. Dte Jnstruktion des päpstltchen Abgeordncten ist merk-
würdig. Drei bis vier Mal wird thm auf das dringendste
anempfohlen, die Btbliothek so schnell als möglich auf den stchersten
Wegen nach Rom zu schaffen. Die Handschriften sollte er ohne
Ausnahme nehmen, und von den Büchern nur die, wclche im
Vatikan nicht vorhanden wärcn. Dem Herzog von Bayern brachte
er zum Gegcngeschenk den päpstltchen Segen und das Anerbieten
noch anderer geistltchen Güter, so er deren verlangen würde. Leo
Allatius entsprach vollkommen den Wünschen seines Hofes. SLmt-
liche Codices und die kvstbarsten Jnkunabeln lieferte er nach Rom.
Das etnzige Chronikon des Trethemius, von des Verfaffers Hand
geschrieben, kam nach München. Die, welche dem Allatius dte
Bücher einzuhändigen hatten, gaben ihm auch mehrere Codires
aus der Sapienz-Btbliothek. Jm Vattkan wurden dtese Werke tn
30 Schränken aufgestellt. Jeder Codcx erhielt die Aufschrift: ,,8un»
Sidllotbson, qu»w deickeldeiA» onpt», Spolium sevit, et ?. öl.
Orszoiio XV. tropLeum mioit ölaxiwillrmus oto. ». v. 1623."
Die 14 ersten enthielten 1956 lateinische Codices. Hierauf
folgten mehrere französtsche, darunter eine merkwürdige Chronik
von dem Kreuzzuge Gottfrieds v. Bouillon, und verschiedene mit
schönen Gemälden, wtedie Geschichte der drei Marien, die Pilgrim-
schaft des mcnschlichen Lebens rc. Die griechischen Handschriften
beliefen stch auf 431 und viele gehörten zu den ältesten und kamen
znm Teil aus der Verlasienschaft des I. Manetti, der 1457 starb
und sein Leben mit Abschreiben griechischer Schriftsteller zubrachte.
Auch 289 wichtige hebräische Handschristen befanden stch dabei und
846 deutsche. Über die letzteren, dtese herrlichen D.nkmäler unserer
älteren Litteratur, ließ Clemens IX. durch Schimmelpfennig einen
Katalog anfertigen. Dieser Verlust der Bibliothek für Heidelbergs
Universttät war unwtederbringlich.
Vter Jahre noch genoffen die Lehrer, welche ausharrten, ihre
Besoldungen, aber im Jahre 1627 wurden die Protestanten
entlaffen unv zwei Jahre später dachte Kurfürst Maxtmilian
von Bayern ernstlich daran, eine katholische Universttät in
Heidelberg zu bilden. Die beiden Profefforen Reinhard Ba.how
und Christian Jungnitz waren zur katholischen Religton über-
getreten; ihnen wurden zwei Jesuiten für die iheologische und
zwei für die philosophische Fakultät beigegeben. Als aber im
Jahre 1633 die Schweden stch der Stadt bemächtigten, mußten
dieneuenLehrer auswandern und Pfalzgraf Philtpp Ludwig, dsr
nach Frtedrich V. Ableben die Administration führte, gab die
Universttät wieder in die Hände der Protestanten. Jn dem ewigen,
zerstörenden Wechsel eines verhängnisvollen Krieges konnte jedoch
ketne wiffenschaftliche Anstalt gedeihen, und als nach der Schlacht
bei Nördlingen die unglückliche Pfalz in die Hände der Ligisten
fiel, wurde die Universität ganz verntchtet. An wifsenschaftlichem
Gewinn gab das XVI. Jahrhundcrt eine reiche Ausbeute für die
Universttät. Dte klasstsche Litteratur war in allen Teilen der Ge-
lehrsamkeit sichtbar geworden. Für das alte und das neue
Testament wurden eigene Lehrstühle errichtet, und ein dritter für
die Glaubenslehre, dte erst nach Melanchthons Handbuch und
später nach Ursu vorgetragen werden mußte. Nach der Vorschrtft
des Fürsten sollten sich die Professoren aller unnützen Schulfragen
und Schuldisputen enthalten uno überall nur die Bibel im Auge
haben. Jhnen lag auch ob darüber zu wachen, daß die Previger
der Stadt Heidelberg stch genau in ihrem kirchlichen Lehrbegriff
hielten. Um diese Zett durfte stch die Universität einiger treffltcher
Rechtsgelehrten rühmen, die sich durch Altertumskunde, klasstsche
Lttteratur und genaues Erforschen der Geschichte gebildet hatten.
Noch jetzt sind die Namen Eiffner, Ekem, Donellus und Freher
hochgeachtet. DaS kanonische Recht mußte jedoch bald ausgesetzt
werden, weil stch keine Zuhörer mehr dazu fanden. Wer sechs
Jahre der Rechtswiffenschaft obgelegen hatte, konnte aus die
Doktorwürde Anjpruch machen. Er mußte sich alsdann einer
Prüfung unterwerfen, eine Abhandlung schreiben und 30 Gulden
an die Universität bezahlen. Für Arzneikunde hatte Kurfürst Otto
Hsinrich 3 Lehrstühie der Therapeutik, der Pathologie und der
Physiologie errichtet. Wer als Lehrer angestellt sein wollte, mußte
ber griechischen Sprache kundig sein, um die Schriften der grie-
chischen Arzte in der Ursprache lefen zu können. Die
Schrecken des 30 jährigen Krieges und setne Gefährten, Hunger
und Pest, hatten nach d-r Nördlinger Schlacht die Bewohner
Heidelbergs zerstreut, die meisten Lehrer endi^ten ihr Leben
in der Verbannung, und Kart Ludwig fand überall noch die
Spurcn der Zerstörung, als ihn der westfälische Friede
wieder zum ruhigen Besitz seinec Staaten rief. Eine seiner ersten
Bemühungen war der Wtederherstellung der Universttät zugewandt
Danira schritt unbeirrt dahin, obne nur einmal in der Richtung
zu schwanken, endlich blieb sie stehen und wandte stch um.
„Wir sind am Ziele," sagte sie, in die Tiefe deutend- „Dort
ist der Wilaquell!"
Auch Gerald blieb stehen, um Atem zu schöpfen, und setn
Blick folgte der angedeuteten Richtung. Der Boden senkte sich
hier Plötzlich und er sah zu seinen Füßen eine Kluft, die durch
einen mächtigen, weit überhängenden Fels wie durch ein Tho,
abgeschloffeu wurde. Es war ein seltsames Steingebilde, breii
und massiv emporwachsend, nach obenhin phantastisch zerklüstet,
neigte sich der Gipfel so ticf herab, daß es aussah, als müffe
er flch loslösen und niederstürzen. Jenseit dieses Thores aber
schien die Kluft stch wetter zu öffnen, denn man sah das Mond-
licht glitzern in einer Flut, die leise bewegt dahinfloß.
„Dahinunter sollen wir?" fragte Jörg mißtrauisch und halb-
laut seinen Lieutenant. „Der Fels hängt ja nieder, wie eine von
unsern reifen Wcintrauben daheim. Jch mein', er fällt unS auf
die Köpfe, sobald w>r ihm nahe kommen. Jn dieser Krivoscte ist
alles tückisch, sogar die Steine."
„Der Stein fällt nicht," sagte Danira, die die Worte gehört
hatte. „Er hängt so seit Jahrhunderten und kein Sturm hat
ihn je erschüttert. Folgen Sie uns!"
Sie war bereits niedergestiegen und Gerald folgte ihr ohne
Bestnnen, ste passierten beide das Felsenthor und Jörg konnte
nicht umhin, fich ihnen anzuschließen. Er warf noch einen arg-
wöhnischen Blick hinauf, denn er war es nun einmal gewohnt,
in diesem Lande alles und jedes als persönlichen Feind anzusehen,
aber der Felsgipfel zeigte ausnahmsweise keine Lust, mit ihm
anzubtnden, er blieb ruhig in seiner drohenden Lage.
Die Tiefe war nicht bedeutend, nach einigen Minuten erreichten
sie den Boden und standen nun in einer Kluft, dic stch nach
oben htn weit öffnete und deren einzigen Zugang das Felsenthor
bildete. Hicr rauschte auch die Flut, die ste von oben her gesehen
hatten, eine jener Wafferadcrn, die oft plötzlich aus dem Felsboden
tönten ihr entgegen, die nicht durch die Ankunft der Fremden er-
weckt worden war. Das Pfeifen und Heulen der Bora übertöntcn
das Gespräch nebenan vollständig. Danira schloß ebenso leise die
Thür wieder und kehrte zu Gerald zurück.
„Wollen Sie mir folgen und vertrauen — unbedingt vertrauen?"
Geralds Auge begegnete dem des Mädchcn, das ihm noch vor
wenigen Minuten in so starrer, unbeugsamer Härte gegenüber-
gestanden hatte, und das wie verwandelt war seit dem Moment,
wo ihn die Gefahr bedrohte. Er sah das Flehen in diesen großen
dunkeln Augen und mitten durch Feindseligk it und Todesgefahr
brach es wie ein heller Sonnenstrahl und fiel leuchtend in die
Seele des jungen Manncs, er wußte jetzt, wem dicse Angst galt.
„Jch folge Jhnen — und wenn es zum Tode wäre!" sagte
er, ihr die Hand hinstreckend.
„Herr Lteutenant!" rief Jörg außer fich, denn er war fest
überzeugt, daß dtes blinde Pertrauen seinen Lieutenant direkt an
das Mesier liefern wcrde.
„Du schweigst und gehorchst," befahl Gerald. „Übrigens
will ich Dich ntcht zwingen, mir zu folgen. Bleibe zurück, wenn
Du willst."
„Jch gehe mit Jhncn, Herr Lieutenant," sagte der brave
Bursche, deffen Liebe zu seinem Ofstzier doch größer war, als sein
Aberglaube. „Wo Sie bleiben, da bleibe ich auch, und wenn
Sie es nun einmal nicht lasien können und geradeswegs in dcn
Hexenkefsel hinetnwollen — in Gottes Namen — ich gehe mit!"
Gerald lockerte den Degen in der Scheide und untersuchte
noch einmal seine Schußwaffen, dann traten ste in das Freie
und unwillkürltch hob ein ttefer, befreicnder Atemzug die Brust
des jungen Osfiziers, als der enge, dumpfe Raum mit seinem
qualmcnden Feucr und seiner erstickenden Luft hinter ihncn
zurückblieb. Draußen empfing thn Sturm und Nacht und Todes-
gefahr bei jedem Schritt, aber er fühlte Daniras Hand in der
seinigen, zum ersten Mal, und an ihrer Seite stieg er aufwärtS
zum Rande der Schlucht.
Sechstes Kapttel.
Fast eine halbe Stunde lang war es vorwärts gegangen, in
einer Richtung, die der, in welcher Gerald ^ekommen war,
entgegengesetzt lag. Danira schritt voran und dte beiden Männer
folgten, aber es wurde kaum htn und wteder ein Wort gewechselt,
denn alle drei hatten Mühe, sich durch den Sturm zu kämpfen,
der mit jeder Mmute heftiger wurde.
Das war fretlich kein Sturm, wie in dcn heimischen Bergen,
mit jagenden Wolkenzügen, mit Nebeln und Regenschauern, die
die Erde in ihre Schleier hüllten, mit bebenden, brechenden
Wäldern, wo der Aufruhr der Elemente dte ganze Natur in ein
wüstes Chaos zu verwandeln jcheint. Hier ttübt« keine Wolke
die Klarheit des Himmels, von dem die Sterne niederfunkelten,
und hell und voll lag der Mondesglanz auf der felstgen Hochebene.
Jn endloser Weite dehnte sich dies Felsenmeer aus, zerklüftet
und zerriffen in tausend Spalten, die den Boden nach allen
Richtungen htn durchzogen, aber das wetße Mondlicht und die
tiefen, schwarzen Schatten jener Klüfte zeigten doch tmmer nur
die gleiche Ode.
Hier rauschte kein Wald, zitterte ketn Schilf im Winde.
Wohl tobte es in den Lüften und brauste über die Erde, als seien
die Geister des Verderbens losgelaffen, die nun dahinfuhren, um
sich thre Opfer zu suchen, aber ihre Macht brach stch an diesem
toten, kalten Gfftein, das nicht zu bewegen und nicht zu erschüttern
war. Es lag etwas Unheimliches, Graustges in dieser starren
Ruhe mitten in dem wilden Sturmesatem, es war, als sei die
ganze Natur in einen Todesschlaf gebannt, den nichtS lösen konnte.
Wie wild die Bora sie auch umtobte, sie gab ntcht Antwort, sie
blieb in ihrem starren Bann.
Und weiter ging es, durch Sturm und Mondenglanz, immer
weiter hinein in die Ode. Es schten den Männern, als müßten
ste längst Weg und Richtung verloren haben, als gäbe es kein
Enttinnen mehr aus dieser Wildnis, wo eine Felsenwelle nach
der andern stch erhob, in ewiger, furchtbarer Einförmigkett, aber