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Unverzagt, Wilhelm
Die Keramik des Kastells Alzei — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 2: Frankfurt a. M., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.43352#0014
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Einleitung»

Die typengeschichtliche Entwicklung der spätrömischen Ke-
ramik in Gallien und am Rhein gehört zu den noch am wenigsten erforschten und bearbeiteten
Gebieten der provinzialrömischen Archäologie, eine Tatsache, die damit zusammenhängt, daß
man erst in neuester Zeit auch der spätkaiserzeitlichen Epoche das ihr gebührende Interesse
zuwendet und erst jetzt mit der Inangriffnahme größerer Arbeiten auf diesem Gebiete der römisch-
germanischen Forschung begonnen hat. Es kann der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß
in absehbarer Zeit auch die Kenntnis spätrömischer Kulturzustände eine wesentliche Bereiche-
rung erfahren wird. Die folgenden Ausführungen behandeln die keramischen Reste einer der
ersten planmäßig untersuchten rein militärischen Festungsanlagen des vierten Jahrhunderts
n. Chr. Wie immer bei derartigen am Anfang stehenden Berichten müssen spätere Untersuchungen
auf Grund eines reicheren Materiales, als es hier zur Verfügung stand, manches von dem im
folgenden auseinandergesetzten berichtigen und erweitern. Die zufällig ans Tageslicht getretenen
Stücke können nur ein relativ getreues Bild der tatsächlichen Zustände ergeben. Wenn
auch manche seltenere Gefäßart hier fehlen oder noch der Ausgrabung harren kann, werden
trotzdem doch die Hauptgattungen und wichtigsten Gefäßtypen unter den an den verschieden-
sten Stellen des Kastellgeländes erhobenen Scherbenmassen vertreten sein, so daß sich wohl
eine annähernde Vorstellung von der Zusammensetzung der späten Keramik an der obergerma-
nischen Rheingrenze gewinnen läßt. Es gilb, zunächst auch hier, die Entwicklung der einzelnen
Gattungen und Arten chronologisch festzulegen, um das aus der schriftlichen Überlieferung
gewonnene historische Bild durch die Scherben in oft nicht unwesentlichen Zügen zu bereichern
oder zu berichtigen.
Dank günstiger Verhältnisse kann auch ein Teil der Alzeier späten Keramik zur Lösung
dieser Aufgabe einen Beitrag liefern. Die aus dem schon oben S. 2 erwähnten Steinbau, dessen
Anlage und Benutzung durch die dort angeführte Reihe von Münzen in constantinische
Zeit zu setzen sein wird, vor allem aus dem in seinem Nordteil liegenden Keller (s. Abb. 2 g)
stammende Scherbenmasse kann als zeitlich festumschlossen betrachtet werden, da bei der
ersten Zerstörung des Kastells um 355 n. Chr., wie oben auseinandergesetzt, dieser Bau abbrannte
und nicht erneuert wurde. Auf seiner Brandschicht errichtete man in valentinianischer Zeit
einen Neubau. Die erwähnten keramischen Einschlüsse gehören also
der kurzen Zeit von zirka 330—-355 n. Chr. an. Sie sind in der folgenden Bearbei-
tung jedesmal besonders hervorgehoben und bilden die Grundlage für die Untersuchung der hier
in Frage stehenden Überreste aus der Zeit des Kastells. Nach Möglichkeit erfolgte eine Ein-
reihung und Angliederung der sonstigen Funde, die in weniger markanten Schichten angetroffen
wurden, an diese geschlossene Gruppe. Da die relativ beschränkte Zahl und Zusammensetzung
dieser Reste jedoch nicht zur Erklärung sämtlicher Erscheinungen hinreichte, durfte auf die
 
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