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Unverzagt, Wilhelm
Die Keramik des Kastells Alzei — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 2: Frankfurt a. M., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.43352#0041
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31

Nordgallien charakteri-
stisch zu sein scheint.
Dabei lassen sich offen-
bar mehrere lokal ge-
trennte. Gruppen unter-
scheiden. Außer der be-
sprochenen obergermani-
schen Ware und der ge-
firnisten Schmauchgat-
tung des Moselgebietes
(Oelmann a. a. O. S. 4)
finden sich späte Nigra-
gefäße in den Gräber-
feldern Belgiens der letz-
ten römischen Zeit, die
sich technisch von den
besprochenen ersten bei-
den Arten unterschei-
den 1). Eine vierte wie-
der etwas anders geartete
Gattung tritt in dem
Hinterlande zwischen

i 2 3 4-


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Abb. 20. Späte Nigrabecher des Paulusmuseums zu,Worms.

Metz und Reims auf, wo die Stücke aus dunkelgrauem. Ton einer direkten Schmauchung mit
nachfolgender Polierung ohne Tonschlammbeguß oder Firnisüberzug unterworfen werden.

VI. Rauhwandiges Gebrauchsgeschirr.
Diese für das gesamte vierte Jahrhundert n. Chr. charakteristische Gattung ist sowohl
hinsichtlich der Form, als auch der Beschaffenheit des Tones das roheste, was die römische
Keramik der Rheinlande hervorgebracht hat. Die Formen, deren Zahl sich im wesentlichen
auf vier Haupttypen beschränkt, denen gegenüber die anderen Arten zurücktreten, sind meist
schon im dritten Jahrhundert n. Chr. vorgebildet und werden in der Folgezeit nur vergröbert.
Die besonders dicken und wulstigen Profile werden mit Sicherheit der zweiten Hälfte des
4. Jahrhunderts zuzuschreiben sein. Sie finden ihre Parallele in der spätesten Keramik aus
den Trierer Thermen (s. Vorlegeblätter 24a-c). Der Ton ist äußerst vielfarbig und weist
sämtliche Farbabstufungen von hellgelb bis dunkelbraun auf. Genauere Unterschiede lassen
sich nicht machen, nur hebt sich eine Anzahl hell- bis dunkelgelber Stücke heraus, deren Ton
mit roten Steinchen massenhaft durchsetzt ist. Der Zusatz bei den übrigen besteht zum
größten Teil aus einer großen Masse von Feldspath - und anderen Silikatkristal-
len, die dem Ton im Bruch ein glitzerndes Aussehen geben. Der Brand ist außerordentlich
hart und geht bisweilen so weit, daß die Kristalle geschmolzen sind und als kleine glänzende
Kügelchen an der Oberfläche haften, die durch den scharfen Brand und hohen Silikatgehalt
vielfach einen violettbraunen, glasurähnlichen Charakter angenommen hat. Man wird am
Ü Der Freundlichkeit E. Krügers verdankt der Verfasser einen Einblick in die Photographieen, die
E. Krüger und S. Loeschcke bei einem Besuche des Namurer Museums aufgenommen haben. Von den hier auf-
bewahrten Funden aus späten Gräberfeldern der zweiten Hälfte des 4. und dem Anfang des 5. Jahrhunderts
(Furfooz, Samson u. a.) wurden zahlreiche gut gelungene Aufnahmen gemacht. Danach kann kein Zweifel bestehen,
daß auch hier ganz ähnliche Nigraformen, wie der Typus Alzei 24, in der Spätzeit wieder auftauchen. Eine
weitere späte Nigraschüssel dieser Art ist bei Pilloy a. a. O. I. PI. II no. 4 (poculum en terre grise) aus dem
Gräberfeld von Abbeville (Homblieres) Aisne abgebildet.
 
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