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Unverzagt, Wilhelm
Die Keramik des Kastells Alzei — Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Band 2: Frankfurt a. M., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.43352#0040
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Profil mit horizontaler Oberseite. Am Limes kommt nur ganz selten einmal ein Stück dieser
Art offenbar als Importware vor (ORL. Nr. 8 Zugmantel Abb. 31). Daß auch Urnen der
hier in Frage stehenden Form mit ihren letzten Ausläufern noch ins 4. Jahrhundert herab-
reichen, beweist das Abb. 19 no. 1 dargestellte, allerdings stark verwilderte Exemplar, das
in einem späten Grabe in Wiesbaden mit drei Sigillataschälchen Abb. 19 no. 2 und 3 zusammen
gefunden worden ist. Auch die übrigen Nigragefäße der Abbildung 19 stammen mit Aus-
nahme des Bechers no. 5, der sich ohne Fundangabe im Landesmuseum zu Wiesbaden be-
findet, sämtlich aus dem späten Gräberfeld von Wiesbaden, dessen Benutzung in der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts erfolgte.

1


Abb. 19. Nigra späterer Art aus Wiesbaden.

III. Flaschenformen haben von jeher einen charakteristischen Bestandteil der
Spät-Latene- und frühkaiserzeitlichen Nigra gebildet. Auch sie gehen in zahlreichen, wenn auch
stark degenerierten Exemplaren als besondere Gruppe der späten Nigraware ins 4. Jahr-
hundert über, s. Abb. 19 no. 4 aus Wiesbaden und Abb. 20 no. 1 aus Worms. Vielleicht
dürfen die Flaschen, die sich vereinzelt in fränkischen Gräbern gefunden haben, als Fort-
setzungen und Weiterbildungen dieser spätrömischen Formen angesprochen werden.
IV. Auf die mannigfachen Becher typen in später Nigratechnik ist schon bei
der Schwarzfirnisware bingewiesen worden. Auch sie weisen vielfach die für die einheimisch-
gallische Art charakteristische barock anmutende Gestaltung mit äußerst schmalen Stand-
böden und ausladendem Bauch auf. Abbildung 20 bietet eine Auswahl der verschiedenen
Nigrabecher wiederum aus den reichen Beständen des Paulusmuseums in Worms, unter denen
vor allem no. 6—8 zu bemerken sind, die enge Verwandtschaft mit ähnlichen Bechern
aus Pallien zeigen (s. Vorlegeblätter Taf. 22 c, P 6).
Weiter auf die an diese Gattung spätrömischer Keramik ankniipfenden Fragen ein-
zugehen, muß an dieser Stelle unterbleiben. Hoffentlich bietet sich später einmal Gelegen-
heit zu einer genaueren Ausarbeitung der hier nur skizzenhaft angedeuteten Probleme. Es
.sei zum Schluß nur noch erwähnt, daß sich dies Wiederaufleben alteinheimischer Nigra-
technik nicht etwa auf Obergermanien und die Moselgegend beschränkt, sondern für ganz
 
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