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machen; die Sache sollte also vor die Ruota kommen ; in-
dessen war Pacetti zu alt, auch fehlten ihm die Geldmittel
den Process zu betreiben. Er starb 1820. Unterdessen
kam dem Faun die Ruhe zu gut. Pacetti's Ergänzungen *)
waren oberflächlich gewesen und hatten sich während jener
Transporte mehrfach gelöst; es musste der ganze untere
Theil auseinander genommen, alle Stücke mit Klammern und
Kloben befestigt, ein Fuss neu befestigt werden. Als der
Kronprinz Rom im Jahr 1818 besuchte, wurde endlich der
Baumstamm, welcher am Rücken der Statue hinauflief, so
weit abgenommen, dass man das Meisterwerk von allen Sei-
ten in seiner vollen Schönheit bewundern konnte. So lag es
3 Jahre hindurch in Rom, eifrig gehütet und Jedermann
verborgen, bis sich am 20. April 1819 der Kaiser und die
Kaiserin von Oesterreich die Aegineten und den Faun zei-
gen Hessen. Die Kaiserin war von ihrem Bruder mit der
ganzen Sachlage bekannt gemacht; auch der Kaiser meinte,
ein Gesetz könne nicht rückwärts wirken, man dürfe also
die Statue ihrem Eigenthümer nicht verweigern. Die Kai-
serin aber versprach , sich ihres Bruders mit Wärme anzu-
nehmen ; sie Hess sich durch Fea's mündlich vorgebrachte
Betheuerung, die Statue sei Eigenthum des Papstes , sie sei
gestohlen , dann sie sei bei dem Verkäufer nur deponirt ge-
wesen , nicht irre machen, erinnerte Consalvi an seine frü-
heren Zusagen und, da er ihr versprochen hatte, sein Mög-
lichstes zu thun, trug sie dem k. k. Geschäftsträger Grafen
Gennot auf die Sache zu betreiben. Dies schlug endlich
durch; Fea, welcher im heiligen Eifer selbst die Kisten des
Königs von Neapel hatte öffnen lassen , um das Ausfuhr-
verbot zu handhaben , musste seinen Widerstand aufgeben ;
sein Vorgesetzter, der Cardinal Camerlengo Pacca, erliess die
Erlaubniss am 16. Oktober, sein Siegel wurde der Kiste auf-
gedrückt, und am 6. November 1819 verliess sie Rom. Man
schätzte ihr Gewicht auf 12000 Pfund, wiegen konnte man
sie nirgends, und selbst der Wagen musste von Bologna ver-
schrieben werden. 9 Maulthiere bewegten ihn langsam vor-
wärts ; bei jeder Anhöhe musston Ochsen vorgespannt wer-
den. Unbeschädigt kam er am 19. December bis Kufstein,
denn über den Zirlberg wagte ihn Niemand zu bringen.
Dort war aber nur eine schwache Nothbrücke; der Zug
machte Halt, und mit den unsäglichsten Schwierigkeiten ge-
*) Thorwaldsen , welchen Friederichs In seinem Katalog; des Berl. Gypsmu-
seums als Ergänzer nennt, hatte nichts damit zu thun.
machen; die Sache sollte also vor die Ruota kommen ; in-
dessen war Pacetti zu alt, auch fehlten ihm die Geldmittel
den Process zu betreiben. Er starb 1820. Unterdessen
kam dem Faun die Ruhe zu gut. Pacetti's Ergänzungen *)
waren oberflächlich gewesen und hatten sich während jener
Transporte mehrfach gelöst; es musste der ganze untere
Theil auseinander genommen, alle Stücke mit Klammern und
Kloben befestigt, ein Fuss neu befestigt werden. Als der
Kronprinz Rom im Jahr 1818 besuchte, wurde endlich der
Baumstamm, welcher am Rücken der Statue hinauflief, so
weit abgenommen, dass man das Meisterwerk von allen Sei-
ten in seiner vollen Schönheit bewundern konnte. So lag es
3 Jahre hindurch in Rom, eifrig gehütet und Jedermann
verborgen, bis sich am 20. April 1819 der Kaiser und die
Kaiserin von Oesterreich die Aegineten und den Faun zei-
gen Hessen. Die Kaiserin war von ihrem Bruder mit der
ganzen Sachlage bekannt gemacht; auch der Kaiser meinte,
ein Gesetz könne nicht rückwärts wirken, man dürfe also
die Statue ihrem Eigenthümer nicht verweigern. Die Kai-
serin aber versprach , sich ihres Bruders mit Wärme anzu-
nehmen ; sie Hess sich durch Fea's mündlich vorgebrachte
Betheuerung, die Statue sei Eigenthum des Papstes , sie sei
gestohlen , dann sie sei bei dem Verkäufer nur deponirt ge-
wesen , nicht irre machen, erinnerte Consalvi an seine frü-
heren Zusagen und, da er ihr versprochen hatte, sein Mög-
lichstes zu thun, trug sie dem k. k. Geschäftsträger Grafen
Gennot auf die Sache zu betreiben. Dies schlug endlich
durch; Fea, welcher im heiligen Eifer selbst die Kisten des
Königs von Neapel hatte öffnen lassen , um das Ausfuhr-
verbot zu handhaben , musste seinen Widerstand aufgeben ;
sein Vorgesetzter, der Cardinal Camerlengo Pacca, erliess die
Erlaubniss am 16. Oktober, sein Siegel wurde der Kiste auf-
gedrückt, und am 6. November 1819 verliess sie Rom. Man
schätzte ihr Gewicht auf 12000 Pfund, wiegen konnte man
sie nirgends, und selbst der Wagen musste von Bologna ver-
schrieben werden. 9 Maulthiere bewegten ihn langsam vor-
wärts ; bei jeder Anhöhe musston Ochsen vorgespannt wer-
den. Unbeschädigt kam er am 19. December bis Kufstein,
denn über den Zirlberg wagte ihn Niemand zu bringen.
Dort war aber nur eine schwache Nothbrücke; der Zug
machte Halt, und mit den unsäglichsten Schwierigkeiten ge-
*) Thorwaldsen , welchen Friederichs In seinem Katalog; des Berl. Gypsmu-
seums als Ergänzer nennt, hatte nichts damit zu thun.