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Urlichs, Carl Ludwig von
Die Glyptothek Seiner Majestät des Königs Ludwig I. von Bayern: nach ihrer Geschichte und ihrem Bestande — München, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.11056#0095
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natürlicher Grösse (Nr. 164), von guterSculptur, aber stark
verletzt. Es fehlten die Nase, die Ohren, etwas vom Kinn
und der ganze Hals; man wollte ihn als Herme ergänzen
lassen. Beide Ergänzungen übernahm Freund, die letztere
wenigstens führte Leeb für 50 Scudi aus. „Es ist eine ge-
fährliche Sache um Ankäufe von Kunstsachen , wenn man
„dieselben nicht selbst gesehen hat, sondern sich auf Be-
richte von andern verlassen muss, von denen man nie weiss,
„wie viel darauf zu halten ist." Dies war die Moral,
welche Wagner aus seiner Enttäuschung zog. „Gott gebe",
ruft er in Betreff des angeblichen Junokopfs, der nachkom-
men sollte, aus, „dass es etwas gutes, nicht aber eine im-
„postura ist." So war es ; auch er erwies sich als ein mo-
derner Betrug, obgleich er in Cumae ausgegraben sein sollte.
Es scheint Nr. 139 zu sein. Wagner schlug vor, diese 4
unechten Stücke auszutauschen , wozu sich bei Vescovali
eine Gelegenheit ergeben dürfte. Dieser aber weigerte sich,
darauf einzugehen. Damit waren denn die neapolitanischen
Projecte abgethan;*) man blieb in Rom bei Wagner stehen.
Als der Prinz ihm seine Ernennung zum Generalsecretär
der Akademie ausgewirkt hatte, rief er ihm von Florenz
am 25. Oktober 1823 zu: „Auf baldiges freudiges Wieder-
sehen, mein Wagner. Dass ihm an Treue und Tüchtig-
keit die Mehrzahl meiner dermaleinstigen Augestellten glei-
chen möchte, wird leider wohl nur ein frommer Wunsch
„sein." Aber wie sollte man es machen, den Incunabel-
Saal, den ägyptischen und den Römer-Saal zu füllen ?

Vergebliche Unterhandlungen.

Die Ueberlegungen, welche mündlich in Rom 1821 ge-
halten wurden, bewegten sich um jene Bedürfnisse; man
ging die Palläste durch, und der Kronprinz selbst notirte,
was ihm wünschenswerth schien. Besonders auf 2 Familien
hatte er sein Augenmerk gerichtet, die immer mehr ver-
schuldeten Giustiniani und das Haus Sciarra Colonna, wel-
ches aus der barberinischen Theilung in den Besitz kostba-
rer Antiken gekommen war. Dort fanden sich die ge-
wünschten Incunabeln und Kolossalköpfe, um so willkomme-

*) Ob das Roller mit Prianius und Achilles, Jas Grar Schb'nborn damals in
Neapel kaufte, und das jetzt Hr. y. Rothschild in Paris besitzt,
echt ist?
 
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