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Urlichs, Carl Ludwig von
Die Glyptothek Seiner Majestät des Königs Ludwig I. von Bayern: nach ihrer Geschichte und ihrem Bestande — München, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.11056#0015
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Auch eine Anzahl Büsten stammt aus demselben
Pallast, sicher der mit Recht berühmte August mit der Bür-
gerkrone (Nr. 219), dann der sog. Caracalla oder Geta (Nr.
182), welcher von Visconti für einen Athleten gehalten
wurde. Diese beiden Werke waren nach Paris gebracht,
und dort 1815 von dem Prinzen persönlich gekauft worden.
Eine grössere Zahl muss Dillis noch an Ort und Stelle er-
worben haben, namentlich den Trajan (Nr. 268), den Ha-
drian (Nr. 217) mit seinem Gegenstück Antinous (Nr. 256),
den L. Verus (Nr. 257), den Septimius Severus (Nr. 215),
wahrscheinlich auch einen Heliogabal (Nr. 208), den sog.
Seneca (Nr. 272), u. a. Wenigstens werden diese, über de-
ren Erwerb sonst nichts bekannt ist, von Maffei unter den
Schätzen des Pallastes Bevilacqua aufgeführt.

Wagners Erwerbungen in Rom.

In demselben Jahre lenkte ein zufälliger Umstand die
Aufmerksamkeit des Prinzen von Neuem auf einen Mann,
den er persönlich kannte und hochschätzte, auf Johann
Martin Wagner aus Würzburg, bayerischen Pensionär
und Historienmaler. Der Erbe der im J. 1807 verstorbenen
berühmten Angelica Kaufmann hatte deren Nachlass dem
bayerischen Prinzen zum Kaufe angetragen, die Gesandtschaft
und Müller unterstützten das Geschäft lebhaft. Der Prinz
zweifelte und forderte durch Dillis Wagners Gutachten. Es
wurde im März 1810 erstattet und fiel verneinend aus, nur
die beiden Oelgemälde, den Propheten Nathan und Christus
am Brunnen, ausgenommen. Dies entschied; Wagner erwuchs
daraus von den Nächstbetheiligten und ihren Freunden
manche Anfeindung. Aber er wurde reichlich durch den
ersten Brief des Kronprinzen belohnt. „Als Künstler nicht
„nur, als rechtschaffenen Mann auch kenne ich Sie, Wagner;
„Ihr Parere über Ang. Kaufmann's Kunstverlassenschaft hievon
„eine Probe." Mit diesen Worten eröffnete der Prinz am
16. Juni 1810 einen Briefwechsel, welcher in 909 Brielen
Wagners und in 554 des Fürsten vor uns liegt. Er mn-
fasst einen Zeitraum von 48 Jahren, Jahren voller Wechsel,
aber in ihnen voll des ungeschwächten, stets steigenden Zu-
trauens von der einen, unverbrüchlicher, aufopfernder An-
hänglichkeit von der andern Seite. Nie ist die Gunst des
Fürsten einem Würdigeren zu Tiieil geworden. Wagner war
zu einem der grössten Künstler geboren; er hat einenTheil
 
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