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Urlichs, Carl Ludwig von
Die Glyptothek Seiner Majestät des Königs Ludwig I. von Bayern: nach ihrer Geschichte und ihrem Bestande — München, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.11056#0044
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Geschäft veranlasst worden, das Wagner abgeschlossen hat.
In Feuer und Flammen hatte den Prinzen die Nachricht
von dem grossen Funde versetzt, welchen Haller mit Linkh,
Foster und Cockerell in den Ruinen des Tempels der
Athena auf der Insel Aegina gemacht hatte. Als ihm die
Ankündigung zukam , dass die daselbst entdeckten Statuen
von dem brittischen Viceconsul Gropius bis zum 1. Novem-
ber 1812 in Zante dem Meistbietenden verkauft werden soll-
ten, war sein Entschluss rasch gefasst. Rauch überbrachte
Wagner einen Brief von Salzburg am 20. Juni und münd-
liche Aufträge, Dillis eine förmliche Instruction vom 28.
Juli, worin Wagner ein Credit von 70,000 fl. und die Voll-
macht gegeben wurde, wo nothig auch eine höhere Summe
für jene Werke zu bezahlen. „Frisch auf nach Zante, nach
„Hellas heiliger Erde", rief er ihm zu, „Sie sind ein Mann
„von Herz und Kopf, ausübender Künstler und Kenner,
„beides ausgezeichnet, ich vertraue Ihnen ganz."

Wagner verspürte keine Lust, sich darauf einzulassen.
Ungern verliess er sein angefangenes Gemälde Orpheus in
der Unterwelt, das in der That nie fertig geworden ist; in
Rom hatte er alle Hände voll mit den Ankäufen für den
Kronprinzen zu thun, die ihm noch dazu von Seiten der
eifersüchtigen Gesandtschaft, namentlich dem Secretär Dou-
blet, empfindliche Beleidigungen zuzogen. Dennoch unterzog
er sich schliesslich dem unangenehmen Auftrage. Die Reise
war damals keine Kleinigkeit, das Festland türkisch, die
Inseln theils französisch theils englisch und die See voll
englischer Kriegsschiffe, die Pest vom Norden im Anzüge,
in Malta ausgebrochen Vor dem 1. November musste nach
den Bedingungen der Kauf geschlossen werden, mit mehre-
ren Eigenthümern, deren Procura in den Händen eines spe-
culativen Kaufmanns lag. Endlich war Wagnors Credit
auf Rom ausgestellt, das mit der Levante gar keine Ver-
bindungen unterhielt; er musste allerlei kleine Wechsel neh-
men, die nicht weit reichten , und wenn ihm nicht Haller
eine Restsumme eingehändigt, ein Kaufmann in Patras eine
Kleinigkeit vorgeschossen hätte, wäre ihm die Rückreise un-
möglich geworden.

'In Otranto schiffte er sich am 30. September nach
Corfu ein ; von englischen Kanonenschüssen verfolgt, gelangte
er glücklich hinüber und von dort nach Parga. Hier aber
war an kein Weiterkommen zu denken. Vor englischen
Corsaren flüchtete sich das Schiff in die Bucht von Fanari,
 
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