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1842 ergab, konnte nicht benützt werden. Im Pallast des
verstorbenen preussischen Generalconsuls Valentini war ein
geharnischter M. Aurelius, ein mittelmässiges, bis auf den
rechten Vorderarm und beide Beine achtes Werk, für 500
Scudi zu haben. Es war aber über 8 Fuss hoch, und dies
Mass zu gross für den Zweck.
Einstweilen musste man sich gedulden.
Dagegen wurde im Jahre 1844 eine Lücke des Bronze-
saals ausgefüllt, „durch eine antike, etliche Fuss hohe
„männliche unbekleidete Bildsäule, eine eherne, aus des
„Principe di Canino Verlassenschaft, in seinen Besitzungen
„ausgegrabene". (So schreibt der König am 5. März 1814).
Es scheint Nr. 306 des Katalogs zu sein, welche in den
altern Ausgaben fehlt; denn Nr. 295 soll aus der Sammlung
der Gräfin Lipona herrühren.
Bei einem neuen Aufenthalt im Sommer 1844 kaufte
der König bei Capranesi zwei etruskische Graburnen aus
Marmor, welche nicht Menschenopfer, wie der ungeschickte In-
terpolator des Schorn'schen Katalogs meint, sondern Telephos
und Orestes in Delphi darstellten (Nr. 47 und 48). *j
Endlich im Jahr 1851 gelang es dem Könige, jenen
sehnlichen Wunsch zu befriedigen. Er kaufte persönlich
eine Statue des Tiberius (Nr. 264), welche, wie Wagner
richtig vermuthete, mit der des Septimius Severus (Nr.
192) ungefähr die gleiche Grösse hatte. Schon im Jahre
1841 war darum gehandelt worden. Der Besitzer Depoletti
forderte aber 2200 Scudi, ein Preis, den der König zu hoch
fand. Wie viel jetzt bezahlt wurde, weiss ich nicht Eine
genauere Untersuchung ergab, dass nur der Kopf und Kü-
rass antik, alles Andere von Gyps war. Der Bildhauer Pe-
ter Schöpf besorgte die Ergänzung für 600 Scudi, und am
29. September 1852 wurde die letzte Kaiserbildsäule in dem
Römersaale aufgestellt; neben einer gleichzeitig von Wag-
ner bei Capranesi für 200 Scudi erkauften ächten Büste
des Scipio Africanus , welcher nicht einmal die Nase fehlte
(Nr. 266). So hatten auch diese Säle keine Lücke mehr.
„Aber in dem Incunabeln-Saalc", klagte der König am 7.
Februar 1853, „harren 3 Nischen auf marmorne Bewohner".
Ganz unerwartet füllte sich eine durch eine der allerwerth-
vollsten Erwerbungen, indem Freiherr von Prokesch dem
*) „Vrucht" und „Schlanze" sind Kränze.
1842 ergab, konnte nicht benützt werden. Im Pallast des
verstorbenen preussischen Generalconsuls Valentini war ein
geharnischter M. Aurelius, ein mittelmässiges, bis auf den
rechten Vorderarm und beide Beine achtes Werk, für 500
Scudi zu haben. Es war aber über 8 Fuss hoch, und dies
Mass zu gross für den Zweck.
Einstweilen musste man sich gedulden.
Dagegen wurde im Jahre 1844 eine Lücke des Bronze-
saals ausgefüllt, „durch eine antike, etliche Fuss hohe
„männliche unbekleidete Bildsäule, eine eherne, aus des
„Principe di Canino Verlassenschaft, in seinen Besitzungen
„ausgegrabene". (So schreibt der König am 5. März 1814).
Es scheint Nr. 306 des Katalogs zu sein, welche in den
altern Ausgaben fehlt; denn Nr. 295 soll aus der Sammlung
der Gräfin Lipona herrühren.
Bei einem neuen Aufenthalt im Sommer 1844 kaufte
der König bei Capranesi zwei etruskische Graburnen aus
Marmor, welche nicht Menschenopfer, wie der ungeschickte In-
terpolator des Schorn'schen Katalogs meint, sondern Telephos
und Orestes in Delphi darstellten (Nr. 47 und 48). *j
Endlich im Jahr 1851 gelang es dem Könige, jenen
sehnlichen Wunsch zu befriedigen. Er kaufte persönlich
eine Statue des Tiberius (Nr. 264), welche, wie Wagner
richtig vermuthete, mit der des Septimius Severus (Nr.
192) ungefähr die gleiche Grösse hatte. Schon im Jahre
1841 war darum gehandelt worden. Der Besitzer Depoletti
forderte aber 2200 Scudi, ein Preis, den der König zu hoch
fand. Wie viel jetzt bezahlt wurde, weiss ich nicht Eine
genauere Untersuchung ergab, dass nur der Kopf und Kü-
rass antik, alles Andere von Gyps war. Der Bildhauer Pe-
ter Schöpf besorgte die Ergänzung für 600 Scudi, und am
29. September 1852 wurde die letzte Kaiserbildsäule in dem
Römersaale aufgestellt; neben einer gleichzeitig von Wag-
ner bei Capranesi für 200 Scudi erkauften ächten Büste
des Scipio Africanus , welcher nicht einmal die Nase fehlte
(Nr. 266). So hatten auch diese Säle keine Lücke mehr.
„Aber in dem Incunabeln-Saalc", klagte der König am 7.
Februar 1853, „harren 3 Nischen auf marmorne Bewohner".
Ganz unerwartet füllte sich eine durch eine der allerwerth-
vollsten Erwerbungen, indem Freiherr von Prokesch dem
*) „Vrucht" und „Schlanze" sind Kränze.