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Vasari, Giorgio; Schorn, Ludwig [Editor]; Förster, Ernst [Editor]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (3. Band, 1. Abtheilung) — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.57014#0080
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-52 ^XXXIV. Lebcn des venezianischen Malers
Ede in^ seiner Jugend verfertigte er zu Venedig viele schöne
Venedig. Madonnenbilder und andere Gemälde nach der Natur sehr
lebendig und schön. Drei Köpfe, sehr gut in Oel gemalt,
sieht man noch heutigen Tages im Studierzimmer des ehren-
werthen Grimani, Patriarchen von Aquileja. Der eine stellt
David dar (wie man sagt das eigne Bsldniß des Künstlers);
sein Haupthaar ist nach damaligem Brauch bis zu den Schul-
tern herab fallend, das Angesicht hat Frische und Leben und
scheint wahres Fleisch zu seyn, die Brust ist gewaffnet und
auch der Arm, mit welchem er das abgehauene Haupt Goliaths

kervortreten zu lassen, erreichte Giorgione, aber mehr vermittelst
eines pastosen breiten, in den Tönen einfachen und harmonischen
Farbenauftrags, der nicht sowohl durch die Schatten als durch die
Farbentöne und durch kühne Gegensätze des Hellen und Dunklen
wirkte. Mit ihm nimmt die eigentlich venezianische Art zu malen,
die Kunst, durch die Bewegung des Pinsels selbst der Farbe Leben
und Modellirung zu ertheilen, die Flachen anzudeuten und das
Gefühl der Form aus den leichten und breiten Piuselstrichen hervor-
leuchten zu lassen, ihren Anfang. Nach ihm verliert man allmäh-
lich die glatten Gründe und malte statt auf Holz auf körnige zu-
weilen geköperte Leinwand, welche das Modelliren des Pinsels und
das Nebeneinandersctzen Heller Farbentöne erleichterte; die Farben
wurden kecker, breiter und körperlicher hingesetzt, und mehr mit
einer allgemeinen Lasur übergangen, weßhalb sie mehr das Licht reflec-
tirten, wahrend bei der Malweise des Lionardo sie es mehr einsaug-
ten. Diese Malart hat Tizian ausgebildet; Tintoretto dagegen hat
sie verdorben. indem er sich statt der weißen, der dunklen Gründe
bediente, die er zu den Mitteltönen benutzte; die letztere der Bra-
vour und Flüchtigkeit günstige Behandlung ist nachmals vielfach
von Italienern und Niederländern angewandt worden, hat aber
das Nachdunkeln aller in ihr ausgeführten Bilder und zwar in
solchem Maaße zur Folge gehabt, dgß viele ganz dadurch zu Grunde
gegangen sind. Ridolsi x. 89 macht mit Recht darauf aufmerksam,
daß Giorgione sich weniger und einfacher Tinten bedient habe, wie
Apelles und Schien d. A. ebenfalls nur mit vier Farben gemalt.
De Piles bemerkt, daß die Kenntnis der Gegensätze den Haupt-
charakter seiner Malerei ausmache.
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