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!nr Kritik mittelalterlicher Kunst.

Die Wissenschaft der Kunstgeschichte nimmt mehr und
mehr Anstand, in apodiktischem Tone von Perioden des
„Verfalls" und der „Ausartung" zu reden; denn immer
klarer stellt sich die Aufgabe heraus, vor Allem das Positive
in den verschiedenen Leistungen artistischer Thätigkeit zu er-
fassen, immer deutlicher erhellt, daß der große Prozeß, mit
dessen Stadien wir uns beschäftigen ein Ziehbrunnen, ein
mannigfaches Schöpfwerk ist, worin mit dem Sinken ent-
leerter Eimer, andere, frisch gefüllte, steigen. So erscheint
es denn nachgerade auch bedenklich, das Kapitel des Byzan-
tinismus lediglich mit den traditionellen Prädikaten „erstarrt"
und „todt" abzufertigen; ja es erscheint sogar fraglich, ob
die wunderlichsten Produkte spätbyzantinischer Malerei so
schlechtweg verurtheilt werden dürfen.
Indem ich mit dem Folgenden zur Lichtung dieses
Sachverhaltes beizutragen suche, muß ich zum Theil bereits
Aufgeklärtes in Erinnrung bringen.
Ich habe der Kürze halber das landläufige Schlag-
wort „Byzantinismus" gebraucht. Mit Unrecht, denn alt-
Vischer, Studien zur Kunstgeschichte. ' 1
 
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