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so bleibt er ruhig und gemessen in der jähesten Bewegung,
so bleibt er noch allgemein.
Erst durch Donatello, Andrea del Castagno, Uccelli u. a.
wird — um Weniges später als von den Van-Eyck — der
volle Übergang zum individualisirenden Realismus durch-
gesetzt. Dieses neue Prinzip ist jedoch in Italien nicht so
sehr sittlich religiöser Natur wie in Deutschland. Die nieder-
ländische Demuth und Vertrauensruhe fehlt hier ebenso wie
die oberdeutsche ehrlich schwerfällige Vermittlung der persön-
lichen Selbstgewißheit mit dem Gefühl der Allmacht Gottes.
Nur eine aparte Gruppe frommer Maler existirt, welche
aber bezeichnender Weise nicht so tief einzutauchen wagen
in den Strom des Lebens als die sächlichen Realisten, die
eigentlichen Vertreter der neuen Zeitstimmung. — Es ist
das unmittelbar und individuell Menschliche in den heiligen
Gestalten und Vorgängen, was diese italienischen Realisten
des 15. Jahrhunderts darzustellen suchen wie die Nordländer.
Jedoch sie verfahren hiebei mit mehr Wahl und Sinn für
das Ausschlaggebende. Ihr Individualismus ist ebenso kraft-
voll, aber organischer. Die einzelne Gestalt erscheint lebens-
fähiger und zugleich mehr dem Ganzen untergeordnet. Zu
Gut kommt ihnen hiebei die dem Formsinn (auch dem sub-
jektiven, d. h. der sinnlichen Geistesgegenwart) so viel günsti-
gere Natur des Landes und die glückliche Mischung der
Volksrace aus Wälschen und Germanen. Zu Gut kommt
ihnen die gleichzeitig mit dem Hervortritt ihres Naturstrebens
erfolgende Einführung des neuen, ari die Antike sich an-
schließenden Baustyles, welcher der freien Entfaltung natür-
lich runder, voller, saftiger Gestaltung Vorschub leistet. Zu
 
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