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mehr, als es auch dort Beispiele sehr frühen Fortschreitens
gibt (Aussee, Sterzing). — Die altschweizerische Kunst ist
— wenigstens im deutsch redenden Gebiet — ein Theil der
schwäbischen, fügt sich vollkommen entsprechend ihrem Typus
ein, wie denn die sogenannten Alemannen, also die deutschen
Schweizer (mitsammt den Breisgauern, Oberelsäßern, Al-
gäuern, Vorarlbergern), möge es ihnen lieb sein oder nicht,
Schwaben sind. Daneben erblühen im Süden und im Westen
Ableger der italienischen und der französischen Kunst. Anders
verhält es sich in den tirolischen und auch in den salzburg-
ischen, steirischen, kürtnerischen Gebirgslanden. Ihre Be-
völkerung ist im Grundstock bairisch, enthält aber auch
gothische und (in Tirol) schwäbische Bestandtheile und er-
scheint mit den Resten von rhätischen Urbewohnern und
Römern inniger vermischt. Daher ihr vielseitiger, wenn
auch zu organischer Einheit abgerundeter, Charakter, ihr
freieres Zusammenfassen und Verarbeiten nordischer und
südlicher Kulturformen.
Für die Erklärung dieses Sachverhaltes fällt jedoch
am Schwersten in's Gewicht die Bedeutung der großen
Handelsstraße, welche über Innsbruck, Bozeu nach Venedig
führte und ungleich lebhafter befahren wurde als der Weg
durch die Schweiz. Bozen scheint in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts der wichtigste Handelsplatz in Tirol
gewesen zu sein und Meran, Innsbruck, Hall hierin über-
flügelt zu habenT Schon 1234 war ein Gesetz über die
* Vgl. W. Kiesselbach, der Gang des Welthandels und die Ent-
wicklung des europäischen Völkerlebens im Mittelalter, Stuttgart 1860,
S. 229.
 
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