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auf die malerische Behandlung wird wohl füglich Gumpolt
Giltlinger als Urheber dieser kleineren Gemälde über dem
Spielwerk betrachtet, ein Maler, der offenbar mit Hans
Holbein, d. ä., in enger Verbindung stand, wie mir dieß
namentlich aus dem Mittelbilde des Sebastian-Altars in der
Münchner Pinakothek zu erhellen scheint.
Vermutlich sind die Gemälde zu gleicher Zeit wie
das Bauwerk und die Reliefs vollendet worden.
Wir sehen also in diesem bescheidnen Klosterkirchlein
zu Augsburg sowohl die architektonische als die malerische,
plastische und dekorative Gestaltung mit Entschiedenheit be-
strebt, der Kunst des italienischen risorlmsnto nachzusolgen,
und sehen an diesem neuen, folgenreichen Werke, das bereits
zwischen 1509 und 1512 zu Stande kommt, einen A. Dürer
und P. Vischer betheiligt. Der Bausinn hatte sich bisher
gegen die neue Strömung gesträubt, von welcher die Bild-
und Zierkünste bereits da und dort berührt und ergriffen
waren. Hier nun gibt er sich ihr zum ersten Mal hin.
Die Fuggerkapelle in Augsburg nimmt demgemäß im Zu-
sammenhänge moderner Kunst dieselbe Stellung ein wie in
dem der Gothik die Liebfrauenkirche zu Trier, sie stellt sich
uns dar als die Geburtsstätte deutscher Renaissance.
 
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