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Volkmann, Ludwig [Hrsg.]
Die graphischen Künste der Gegenwart (Band 3): Das moderne Buch — Stuttgart, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37737#0525

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1 LITHOGRAPHIE |
! UND STEINDRUCK 1
1 VON MAX SEEGER IN STUTTGART §
5 Q
SuOltOÜOHOIDIIOliOIIOIlOIlOIIOIIOIIOlIOliOliOlIOIIOIIOIIOliOIIOOOllOliOliOllOyOlIOllOlIOIlOliOIIOlIOliOIIOIIOIIOIIOIIOIIOliOliOilO

AHRHUNDERTE hindurch gab es zur Herstellung textlicher und
bildlicher Drucke nur zwei Druckverfahren: den Buchdruck (Hoch-
druck) und den Kupferdruck (Tiefdruck), von denen der erstere
wegen seiner billigeren Herstellung und kraftvollen Ausdrucksweise
weitaus am meisten Verwendung fand. Da entstand beinahe plötzlich
gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch die geniale Erfindung Sene-
felders ein von den bisherigen Druckarten gänzlich verlchiedenes Druckverfahren, der
Steindruck, der entgegen den beiden bisherigen rein mechanilchen, erhöhten oder
vertieften Druckarten, auf Flachdruck mit chemischer Einwirkung beruht. Damit war
ein neues, in der Mitte zwilchen den älteren Druckarten, sowohl technilch wie künst-
lerilch stehendes Druckverfahren gewonnen, das wie gerufen kam, dem gestiegenen
Bedürfnilse nach bildlicher Darstellung von Meisterwerken unserer Gemälde- und
Kupferstichsammlungen entgegenzukommen und die Künstler zu selbstlchöpferilchen
Kunftwerken in Steindruck zu veranlagen. Die neue Erfindung fand denn auch in der
Praxis ralch eine ungeahnte Ausdehnung nicht allein in Deutlchland, sondern auch in
Frankreich und England, bei der namentlich in Deutlchland unter Strixner, Piloty und
anderen hervorragenden Künstlern eine Fülle der wertvollsten Blätter, ja ganzer Galerie-
serien entstand, die Eingang in die gebildeten Kreise fanden und dem Drange nach
künstlerilcher Volksbildung, hervorgerufen durch Lelling, Goethe und Winckelmann
eine unerlchöpfliche Quelle der Belehrung bot.
<5- Im Laufe der Zeit traten die künstlerilehen Leistungen durch die aufkommende
Photographie, welche alles InteresTe auf sich zog, etwas mehr zurück, dagegen eroberte
sich der Steindruck das ganze große Gebiet der Papier aus stattung und des Bedarfs
für die gelchäftliche Reklame. Mit der gesteigerten Zunahme der lndustrie wuchs das
Bedürfnis für die (chmückende Ausstattung der Warenverpackung, wofür lieh der
Steindruck besonders eignete.
Die Zahl der Steindruckereien vermehrte sich in allen Ländern, ganz besonders aber
in Deutlchland. Tro^ zunehmender Zolllchwierigkeiten erstarkten die Betriebe in einer
Weise, daß zur Zeit etwa 2/3 der ganzen Produktion, die etwa 16000 Arbeiter, ohne
das noch größere Hilfspersonal belchäftigt, ins Ausland geht, während das übrige
Drittel auf dem heimilchen Markt Verwendung findet. Die Bestrebungen des Aus-
landes, zur Hebung der eigenen Druckindustrie erhöhte Zolllchranken aufzustellen,
und die Vervollkommnung der neueren, mechanilchen Reproduktionsarten, ins-
besondere des Drei- und Vierfarbendrucks, Hellen zwar die Behauptung der gewon-
nenen Stellung auf eine harte Probe und es bedarf aller Anstrengungen und der Ver-
 
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