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Volkmann, Ludwig [Hrsg.]
Die graphischen Künste der Gegenwart (Band 3): Das moderne Buch — Stuttgart, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37737#0526

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198 LITHOGRAPHIE UND STEINDRUCK *
Wendung der besten und neuesten Hilfsmittel, um diese zu halten. Es ist aber sicher
anzunehmen, daß es der Energie der deutlchen Steindruckereibesit$er in Verbindung
mit einer tüchtig gelchulten Gehilfenlchaft gelingen wird, die heute eingetretene,
kritilche Situation zu überwinden. Steht doch der Lithographie außer der photo-
graphilchen Mithilfe, die sie lieh zunutze machen kann, eine Modulationsfähigkeit,
malerilche Wirkung und Einfachheit der Herstellung von (chwarzen oder Farbplatten
zu Gebot, wie sie kein anderes graphilches Verfahren besi^t. Diese Eigenlchaft wurde
auch von den heutigen Künstlern wieder erkannt, die der Lithographie ein weiteres
Gebiet erobern halfen, das des farbigen, künstlerilchen Wandlchmucks. Welche Fülle
von (chönen Blättern sind nicht in den lebten zehn Jahren entstanden, denen ein gewilser
zeichnerilch-malerilcher, einfacher Stil eigen ist, der sich der lithographilchen Technik
anpaßt und es vermeidet, die Täulchung eines gemalten Bildes hervorzurufen.
Bietet so die Lithographie nach der rein künstlerilchen Seite wie kein anderes Verfahren
die Möglichkeit einer malerilchen Ausdrucksweise, so besit^t sie nach der technilchen Seite
und für die Massenproduktion durch die Einfachheit der Vervielfältigung einer Zeich-
nung auf dem Druckbogen in beliebiger Zahl mittelst des Oberdrucks, den Vorzug der
billigsten Herstellung großer Auflagen in den größten Formaten. Druckbogen von ioo
und mehr Gegenständen bildlicher oder textlicher Ausführung in Formaten 95 X 125 cm
und noch größer sind keine Seltenheit. Hier wird beispielsweise der Buchdruck bei aller
Anerkennung seiner Vervollkommnung und seiner Hilfsmittel, trot> des ralcheren Gangs
der Schnellprelsen, durch die höheren Kosten der Klilchees, wie durch die teurere Her-
stellung der Galvanos nie in der Lage sein, sich mit dem Steindruck an billigerer Her-
stellung und Schönheit der Ausführung melTen zu können.
£• Bis in die 60 er Jahre des vorigen Jahrhunderts erfolgte der lithographilche Druck
auslchließlich auf Handprelsen. Im Jahre 1864 belchäftigte die damals weltbekannte,
jet^t nicht mehr bestehende lithographilche Druckerei von Lemercier & Co. in Paris
noch etwa 100 Handprelsen, mit einer oder zwei Schnellprelsen, welch letztere aber
nur für einfachere Arbeiten benützt wurden. Es erfolgte dann die allgemeine Ein-
führung der Schnellprelsen, womit die Möglichkeit einer billigeren Herstellung und
ralcheren Lieferung gegeben war. Die gesteigerte Nachfrage nach großen Formaten
von lithographilchen Steinen und die damit verbundene Preissteigerung legte das Auf-
suchen eines billigeren Ersatjes für diese Platten nahe. Man fand ihn in den Aluminium-
und Zinkplatten, die heute vielfach verwendet werden, weil sie den Vorteil der Un-
zerbrechlichkeit, der leichteren Handlichkeit und des kleinen Raumbedarfs bei wesentlich
billigerem Preise haben. Bis jet^t kann jedoch Metall die Steine nur zum Teil erse^en.
Besonders gut bewährt sich dagegen Aluminium und Zink für photographilche Über-
tragungen in Strich- oder Netsmanier, wenn es sich um Verkleinerung oder Ver-
größerung handelt, da das Metall sich leichter mit der lichtempfindlichen Schicht
überziehen und kopieren läßt, als der Ichwere unhandliche Stein. Tieflchwarz aus-
geführte Zeichnungen, wie Pläne und Karten auf einem lichtdurchläsiigen Zeichen-
oder Pauspapier lalsen sich bei gleichem Größenverhältnis in einfachster Weise auf die
 
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