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Volkmann, Ludwig [Hrsg.]
Die graphischen Künste der Gegenwart (Band 3): Das moderne Buch — Stuttgart, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37737#0528

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LITHOGRAPHIE UND STEINDRUCK

teuren Kupferdruck. Selbst wo Pläne und Kurten wegen häufiger Korrekturen auf
Kupfer gestochen werden, hat (ich der Überdruck auf Stein und Druck der Auflage
hievon wegen des billigeren Druckpreises und der ralcheren Lieferung längst vorteilhaft
eingeführt. Ein weiteres großes Gebiet der Lithographie ist die Herstellung von Ab-
ziehbildern, keramilchen Drucken für die Verzierung von Porzellan, Reklamekarten,
Luxuspapierwaren, Zigarrenpackungen, merkantilen Arbeiten, wie An ächten auf Brief-
köpfen, Rechnungen, Adreßkarten und dergl. Wo immer das Druckformat ein großes
ist, oder die kleine Abbildung [ich vielfach auf den Druckbogen Hellen läßt, wird
Steindruck abgesehen von der guten Qualität der Arbeit im Preise erfolgreich mit
jedem anderen Druckverfahren konkurrieren können. Wenn der Buchdruck mit drei
oder vier Farben eine überralchend gute, farbige Wirkung hervorbringen kann, so
gelingt ihm dies nur auf einem eigens hiefür zubereiteten Papier, dem sogenannten
Kunstdruckpapier, das mit einem glänzenden oder halb glänzenden Anstrich auf der
Druckseite versehen ist, der unkünstlerich und für das Auge Hörend wirkt. Wird auf
Naturpapier gedruckt, so ist das Resultat bei drei oder vier Farben ein ganz unbe-
friedigendes. Auch die quadratilchen Punktentöne der Farbenplatten wirken nicht
angenehm. Bis je^t ist es, außer bei der sogenannten Spi^ertypie noch nicht gelungen,
von unregelmäßigem Komraster ganz befriedigende Ergebniste zu erhalten. Und selbst
letzterer Efindung ist es nicht geglückt, [ich eine weitere Ausbreitung zu ver Ich affen.
Wenn auch bei der Lithographie für die Vervielfältigung eines Bildes mehr Farben
notwendig sind, als beim Buchdruck, so sind die Kosten in der Regel durch die vielfache
Wiederholung des Bildes auf dem Bogen trotzdem nicht höher, ja in vielen Fällen
sogar niederer. Durch die größere Farbenzahl bei der Lithographie fällt das Hörende
der Rasterpunkte weg, selbst wenn sie dabei angewendet werden.
Die beigefügten, in Lithographie ausgeführten Tafeln der verlchiedensten Techniken
und Beispiele geben ein reichliches und vortreffliches Anlchauungsmaterial zur Beur-
teilung der Vorteile, welche die Lithographie gegenüber anderen Reproduktions-
verfahren bietet und zeigen in klarer Weise, für welche Gattung von Arbeiten die
Lithographie den Vorzug verdient.
<5- Es ist ein edler Wettstreit, der sich heute auf dem Gebiete derVervielfältigungskunst
vollzieht und der Gewinn hieraus zeigt sich als Fortlchritt auf allen Gebieten. Niemals
ist an AnIchauungsmaterial so vieles und gutes geboten worden wie heute und die
Lithographie hat daran, als eine immer neu sich verjüngende Kunst, an Qualität und
Menge ihren reichlichen Anteil.
€r Wenn König Ludwig 1 von Bayern als Kronprinz bei seinem Besuche Senefelders
im jahre 1808 folgende autographifche Niederlchrift gab:
»Die Erfindung der chemifchen Druckerei bringt dem Jahrhundert Ehre, in dem
sie entstand,« so werden die heutigen und zukünftigen jünger Senefelders das über-
kommene Erbe sicher weiter pflegen und einer immer größeren Verbreitung und Ver-
vollkommnung entgegenführen.
 
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