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2 Bilder des Hrn. Eduard Solhj.

symmetrischen Anordnung, das Gefühl für die treue,
genaue Ausbildung des Einzelnen inne. Hiermit ver-
einigen sie aber eine freie Herrschaft über die Mittel
der Darstellung. An die Stelle der alten Magerkeit
und Steifheit ist hier eine naturgemäfse Fülle, Frei-
heit, Bequemlichkeit und Anmuth getreten. Die Ge-
setze von Linien- und Luftperspective sind in so weit
in Anwendung gekommen, dafs jeder Gegenstand^ rich-
tig verkürzt und in dem Grade abgerundet und be-
tont ist, als er- vortreten oder zurückweichen soll,
wodurch die den früheren Bildern am meisten feh-
lende Eigenschaft, die Gcsammthaltung, erreicht ist.
In dem Gesetz der symmetrischen Anordnung waltet
endlich nicht mehr die alte Härte und Starrheit, son-
dern es ist durch eine, freie Abwechselung und ent-
schiedene Gegensätze der sich entsprechenden Massen
gemildert und gleichsam verhüllt. Vor den Kunst-
werken der späteren Epochen haben sie endlich den
grofsen Vorzug, dafs die errungene Meisterschaft in
allen diesen Stücken in ihrer Anwendung noch durch-
aus naiv ist, nur dazu dient, dem Inhalte der jedes-
maligen Aufgabe gemäfs, ein Jegliches wahrer, deut-
licher und 'schöner auszudrücken, als es bisher der
Fall gewesen. Die Meister der späteren Epochen
machen dagegen ein prunkvolles Darlegen dieser Mei-
sterschaft häufig zur Hauptsache, so dafs der jedes-
malige Gegenstand ihnen nicht mein- Zweck, sondern
nur ein Mittel ist, woran sie jene Meisterschaft in
der Zeichnung, im Helldunkel, in der Gesammthal-
i ung geltend machen können. Die schlagenden Effecte,
welche sie auf solchem Wege erreichen, machen ihre
Werke in England im Allgemeinen ungleich beliebter,
als die Werke aus der Epoche Raphael's, an welchen
 
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