Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
494 Ankunft in llolkham. Der Besitzer Hr. Coke.

Thee an, indem sie voraussetzte, dafs wir noch nüch-
tern seien. Dieses war auch wirklich der Fall, denn
in England vor 7 Uhr ein Frühstück zu erhalten, ist
ein Ding, welches aufser dem Gebiete der wirths-
häuslichen Möglichkeiten liegt. Wie wohl mir nun
aber auch diese Erquickung in der kalten Morgenluft
that, freute ich mich doch noch ungleich mehr über
das Gefühl, welches uns dieses Labsal zukommen
liefs. In den hochcultivirten Ländern unserer Tage,
wo alles sich um specielle Verhältnisse und Rück-
sichten dreht, sind solche Züge rein menschlicher
Gastfreundschaft von antiker Einfachheit nur gar zu
selten geworden. Zugleich erfuhr ich hier zu meiner
Beruhigung, dafs die Prinzefs Victoria llolkham be-
reits gestern Abend verlassen habe.'

Um halb 11 Uhr hielt die Coach vor dem
Schlosse Holkham, an welchem die Strafse durch
den Park vorbeiführt, still, und ich schickte dem
Hrn. Coke einen Brief des Marquis von Landsdowne
hinein, worauf ich sogleich gebeten wurde, in mei-
nem allmälig sehr unscheinbar gewordenen Reisean-
zuge an dem Frühstück Theil zu nehmen, womit
die Familie eben beschäftigt war. Nicht ohne einige
Verlegenheit trat ich in diesem Aufzuge in die an-
sehnliche und elegante Gesellschaft. Doch wurde
ich durch die Art, wie mich Herr Coke empfing,
bald von allem Unbehagen befreiet. Selten habe ich
bis jetzt eine Persönlichkeit gesehen, in deren gan-
zem Wesen sich eine so einfache Schlichtlieit, Bie-
derkeit und Festigkeit ausspricht, die auf den ersten
Anblick ein so unbedingtes Zutrauen einflöfst, als
dieser Mann, dessen frisches und kräftiges Aussehen
es nicht verräth, dafs er schon mehr als 80 Jahre
 
Annotationen