mit dem Kriegsmantel verhüllt; dieser, ein kräftiger Greis von strengem
Charakter, vollzieht voll Begeisterung die Weihe, indem er die Hand auf
das Haupt des Decius legt. Ein anderer Priester, das feurige Schlachtross
des Decius und drei Liotoren vollenden die Composition. In der ein-
fachen Grossartigkeit übertrifft dieses Bild, zu dem ein treffliches Studium
in der Pinakothek zu München, alle anderen. 4. Decius, im Be-
griff sein Ross zu besteigen, um sich in die Feinde zu stürzen, nimmt
von den drei Lictoren Abschied. Diese geistreiche Composition, in der
sich wieder alle Figuren dunkel gegen die helle Landschaft abheben, hat
etwas Ergreifendes. 5. In der Mitte erschlagener Feinde wird er, auf
seinem sich hoch bäumenden Rosse, von einem feindlichen Reiter mit
einem Speer am Halse durchbohrt. Umher sterbende und im Kampfe be-
findliche Krieger, im Hintergrunde Flucht und Verfolgung der Feinde.
Der Ausdruck des sterbenden Decius ist sehr edel, auch die übrigen Köpfe
sind so geistreich, dass sie die eigene Hand des Rubens verrathen, das Ganze
ist von erstaunlicher Energie. 6. Die Leichenfeier des Decius. Zu den Häup-
ten des auf dem Lager ausgestreckten Helden ein aus Waffen, Feldzeichen
und Köpfen der Feinde gebildete Trophaeum, umher gefesselte Gefangene
und Krieger, welche Frauen herbeizerren, goldene und silberne Gefässe als
Beute. Diese reiche Composition ist ein Muster von kunstvoller und deut-
licher Anordnung, die Wirkung, mit dem blendendsten Licht auf den
Figuren im Vordergrunde, von schlagender Art. Auch hier erkennt man
vielfach, z. B. in dem ausserordentlich lebendigen Profilkopf des einen
Gefangenen, die eigene Hand des Meisters. Die etwas gedrungenen Ver-
hältnisse der Figuren auf diesen Bildern entsprechen durchaus denen auf
römischen Reliefs und zeigen, wie genau sich Rubens diese angesehen
hat. Dass er sich aus der römischen Geschichte einen Gegenstand wie
den Raub der Sabinerinnen nicht entgehen lassen konnte, versteht sich
von selbst. Es sind drei denselben behandelnde Bilder in den Museen
von London, St. Petersburg und Madrid, voll der lebendigsten und geist-
reichsten Motive, vorhanden.
Die Universalität des Genius von Rubens zeigt sich in einem be-
sonders schlagenden Gegensatze zu solchen, die herbe Grösse der alten
Römerwelt veranschaulichenden Werken in einer Reihe geistreicher Genre-
bilder, welche uns die verschiedensten Vorgänge aus früheren Zeiten wie
aus der Zeit des Künstlers in lebendigster Weise vergegenwärtigen. In
einigen spricht sich wieder, öfter mit einem ergötzlichen Humor gepaart,
seine Lust am Dramatischen, in anderen sein Sinn für behagliche Zustände
des häuslichen und ländlichen Lebens aus.
Ein Bild in der Galerie zu Madrid stellt den durch Schiller's Ballade
allgemein bekannten Vorgang aus dem Leben des Grafen Rudolph von
Habsburg dar. In dem Profilkopf des Priesters, welcher auf dem braunen
Rosse des Grafen reitet und die Hostie mit beiden Händen vor sich hält,
spricht sich das Gefühl der Würde des Amtes aus, und so entsteht ein glück-
licher Gegensatz zu dem Ausdruck der Verehrung bei dem Grafen, welcher
das Pferd am Zügel führt. Einen ungleich stärkeren Gegensatz zu dieser
ganzen Gruppe bildet eine zweite, welche lediglich auf Rechnung von
Rubens' eigener Erfindung kommt. Dem schönen Beispiel seines Herren
ist auch der Knappe gefolgt und hat dem Sacfistan des Priesters seinen
Schimmel überlassen. Dieser ist aber durch den ungewohnten Reiter
statisch geworden, und der Sacristan, in Besorgniss, herabzufallen, sucht
Hülfe bei dem Knappen, welcher den Zügel am Gebiss ergriffen hat. Der
Charakter, vollzieht voll Begeisterung die Weihe, indem er die Hand auf
das Haupt des Decius legt. Ein anderer Priester, das feurige Schlachtross
des Decius und drei Liotoren vollenden die Composition. In der ein-
fachen Grossartigkeit übertrifft dieses Bild, zu dem ein treffliches Studium
in der Pinakothek zu München, alle anderen. 4. Decius, im Be-
griff sein Ross zu besteigen, um sich in die Feinde zu stürzen, nimmt
von den drei Lictoren Abschied. Diese geistreiche Composition, in der
sich wieder alle Figuren dunkel gegen die helle Landschaft abheben, hat
etwas Ergreifendes. 5. In der Mitte erschlagener Feinde wird er, auf
seinem sich hoch bäumenden Rosse, von einem feindlichen Reiter mit
einem Speer am Halse durchbohrt. Umher sterbende und im Kampfe be-
findliche Krieger, im Hintergrunde Flucht und Verfolgung der Feinde.
Der Ausdruck des sterbenden Decius ist sehr edel, auch die übrigen Köpfe
sind so geistreich, dass sie die eigene Hand des Rubens verrathen, das Ganze
ist von erstaunlicher Energie. 6. Die Leichenfeier des Decius. Zu den Häup-
ten des auf dem Lager ausgestreckten Helden ein aus Waffen, Feldzeichen
und Köpfen der Feinde gebildete Trophaeum, umher gefesselte Gefangene
und Krieger, welche Frauen herbeizerren, goldene und silberne Gefässe als
Beute. Diese reiche Composition ist ein Muster von kunstvoller und deut-
licher Anordnung, die Wirkung, mit dem blendendsten Licht auf den
Figuren im Vordergrunde, von schlagender Art. Auch hier erkennt man
vielfach, z. B. in dem ausserordentlich lebendigen Profilkopf des einen
Gefangenen, die eigene Hand des Meisters. Die etwas gedrungenen Ver-
hältnisse der Figuren auf diesen Bildern entsprechen durchaus denen auf
römischen Reliefs und zeigen, wie genau sich Rubens diese angesehen
hat. Dass er sich aus der römischen Geschichte einen Gegenstand wie
den Raub der Sabinerinnen nicht entgehen lassen konnte, versteht sich
von selbst. Es sind drei denselben behandelnde Bilder in den Museen
von London, St. Petersburg und Madrid, voll der lebendigsten und geist-
reichsten Motive, vorhanden.
Die Universalität des Genius von Rubens zeigt sich in einem be-
sonders schlagenden Gegensatze zu solchen, die herbe Grösse der alten
Römerwelt veranschaulichenden Werken in einer Reihe geistreicher Genre-
bilder, welche uns die verschiedensten Vorgänge aus früheren Zeiten wie
aus der Zeit des Künstlers in lebendigster Weise vergegenwärtigen. In
einigen spricht sich wieder, öfter mit einem ergötzlichen Humor gepaart,
seine Lust am Dramatischen, in anderen sein Sinn für behagliche Zustände
des häuslichen und ländlichen Lebens aus.
Ein Bild in der Galerie zu Madrid stellt den durch Schiller's Ballade
allgemein bekannten Vorgang aus dem Leben des Grafen Rudolph von
Habsburg dar. In dem Profilkopf des Priesters, welcher auf dem braunen
Rosse des Grafen reitet und die Hostie mit beiden Händen vor sich hält,
spricht sich das Gefühl der Würde des Amtes aus, und so entsteht ein glück-
licher Gegensatz zu dem Ausdruck der Verehrung bei dem Grafen, welcher
das Pferd am Zügel führt. Einen ungleich stärkeren Gegensatz zu dieser
ganzen Gruppe bildet eine zweite, welche lediglich auf Rechnung von
Rubens' eigener Erfindung kommt. Dem schönen Beispiel seines Herren
ist auch der Knappe gefolgt und hat dem Sacfistan des Priesters seinen
Schimmel überlassen. Dieser ist aber durch den ungewohnten Reiter
statisch geworden, und der Sacristan, in Besorgniss, herabzufallen, sucht
Hülfe bei dem Knappen, welcher den Zügel am Gebiss ergriffen hat. Der