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Die innere Stadt des Peiraieus

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In besonders starkem und durch die Inschriftenfunde
sich unausgesetzt mehrendem Maasse tritt uns die Er-
scheinung entgegen, dass hier gleichwie in anderen See-
städten, z. B. zu Rhodos, namentlich in der hellenistischen
Periode private Religionsgenossenschaften auftreten und zu
bedeutender Entwicklung gelangen1). Es schlössen sich hier
eben, ähnlich wie es oben für die Korporation der Rheder
und Kaufleute nachgewiesen ist, heimische und fremde Ele-
mente, von verwandten Interessen bestimmt, zu gemeinschaft-
lichen Associationen zusammen2), nach alter Sitte sich unter
den speciellen Schutz eines Gottes stellend, dem man auf
gemeinsame Kosten eine Stätte der Verehrung, gewöhn-
lich Tempel mit Hain weihte, womit zumeist auch die
Gründung eines Yersammlungshauses der Genossen ver-
bunden war3).

Die in diesen privaten Religionsgenossenschaften ver-
ehrten Götter waren vielfach ja auch die heimischen; aber
— und das kann nicht zufällig sein — ganz besonders stark
finden wir die ausländischen vertreten4).

1) Vgl. Foucart, les associations religieuses chez les Grecs (1873)
S. 85 ff., Luders a. a. 0. S. 13 ff., Schäfer, die Privatkultgenossenschaften
im Peiraieus (Jahrb. f. Fhilöl. 1880 S. 417 ff.).

2) So finden wir in dem Mitgliederverzeicliniss der Sabaziasten
(Eph. arch. III Ser. I S. 245) 13 Fremde und 1 Sklaven; im Thiasos des
Zeus von Labranda war ein Herakleote Schatzmeister und Priester
(Foucart S. 209 = C. i. Att. II N. 613), in einem andern (Foucart
S. 212 == C. i. AU. II N. 611) ein Olynthier Epimelet, ferner ein Hera-
kleot Priester bei den Orgeonen der Göttermutter (Foucart S. 205 -
C. i. Att. II N. 614), oder in dem Thiasos der Aphrodite (der offenbar
der der kyprischen Salaminier war) Epimelet ein Metoike, der Panzer-
fabrikant Stephanos ('A6f]v. VIII S. 296; Bull, de Corr. Hell. III S. 510;
Jahrb. f. Phil. 1880 S. 425), eben auch ein Kypriot (s. unten S. 160).

3) S. Foucart S. 44 f. und Lüders S. 10 f.

4) Vgl. Schömann, opusc. acad. III S. 428 f. und Foucart S. 85 ff.
Doch geht dieser viel zu weit, wenn er seiner allgemeinen (unhalt-
baren) Ansicht über das Wesen der Thiasoi zu Liebe auch im Pei-
raieus unter acht hellenischen Göttern wie Zeus Xenios fremde Kult-
gestalten wittert. Ob die Kultgenossenschaft des Zeus Soter, des
Herakles und der Soteren überhaupt in den Peiraiens gehört (Foucai*t
S. 210), niuss zunächst fraglich bleiben; sicher war aber auch dieser
 
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