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i36

AMT PFORZHEIM. — GÖBRICHEN. HAGENSCHIESS.

98. GÖBRICHEN.

R.* Nach Leichtlen I, 86f. entdeckte dort in der Mitte des 18. Jahrhunderts Ingenieur
C. Schwenck einen würfelförmigen Stein, 4' 7" lang (d. h. wohl: hoch), in der Dicke
teils 1' 5", teils 1' 11". Auf jeder Seite eine nackte Figur. Alle halten die Arme aus-
gestreckt, wie tanzend. Oben ein viereckiges Loch zur Befestigung. — Ein ähnlicher
Stein ist aus Rottenburg a. N. bekannt, vgl. Haug-Sixt n. 148. Wahrscheinlich gehörten
beide zu Grabdenkmälern. Hg.

99. HAGENSCHIESS mit Seehaus (Gemeinde Würm).

R. In dem Gr. Domänenwald Hagenschieß auf der Höhe südlich von Pforzheim
sind ausgedehnte römische Bautrümmer bekannt, über die schon seit dem 18. Jahr-
hundert berichtet wird. Siehe Deimling, Generallandesarchiv Cod. 515 und Bibi. misc. 5,
auch Carlsruher nützl. Sammlungen November 1758 (I, 322); Wilhelmi, S. J. III, S. 31 ff.,
und IV, S. 35 f.; Näher, im Pforzh. Beobachter 1879, n- I26—129- Die vorhandenen
Gebäudereste nennt Wilhelmi „die größten Römertrümmer, die unser Land aufweist; sie
nehmen in einer Anzahl größerer und kleinerer Stein- und Schutthaufen (mehr als 20 sicht-
bare Stellen) eine Fläche von 112 Quadratstunden ein“. Den älteren Nachrichten über
sie ist wenig von Bedeutung zu entnehmen; 1780 —1783 war man auf die durch den
Wald ziehende römische Straße aufmerksam geworden; an derselben fand man
1827 einen Ziehbrunnen, um den römische Tonscherben zerstreut lagen, dort auch
„den unteren Teil eines Steinreliefs, an dessen Füßen einen Pferdekopf“, und ebenfalls
in der Nähe einen kleinen Hügel mit Mauerwerk und römischen Ziegeln, dabei Haufen
von Eisenerzen in verschiedenem Zustand der Bearbeitung durch Feuer, gemischt mit
Schlacken, was den Gedanken an eine römische Eisen schmelze nahelegte.

Zu einer ersten Untersuchung der Bautrümmer kam es 1832, als der nachmalige
Ober forstrat Arnsperger, unterstützt durch Großherzog Leopold, Ausgrabungen
unternahm, über deren Resultat er im Pforzheimer Beobachter vom 3. Oktober 1832,
Nr. 60, 63 und 64, berichtete, freilich ohne einen Situationsplan oder die Angabe von
Maßen beizufügen. Er lenkte die Aufmerksamkeit vorzüglich auf zwei Trümmer-
stätten, die eine im Walddistrikt „Kanzler“, 2 km östlich von Pforzheim, die andere
noch weiter östlich im sog. Hardheimer (Fohlenstall-) Schlößchen. Mit der bedeuten-
deren im „Kanzler“ beschäftigte sich 1879 wieder J. Näher und stellte ihren Grundplan
fest, der in seiner Schrift R. Anl. (1883) Taf. II veröffentlicht ist. Angesichts der
überall zu tage tretenden weitgehenden Zerstörung schien indessen eine nochmalige
tunlichst genaue Untersuchung und Aufnahme der Trümmer wünschenswert, die auf Ver-
anlassung des Gr. Konservators der Altertümer im Sommer 1882 durch Direktor Waag
und Architekt J. Koch wenigstens im Kanzler vorgenommen wurde. Den Plan-
zeichnungen des letzteren sind die Darstellungen Eig. 126 entnommen.

Dementsprechend bildete die dortige Niederlassung (M) einen Komplex von
sechs oder sieben zum Teil frei stehenden, zum Teil an die Mauer angelehnten Gebäulich-
keiten, der von einer großen, ca. 60 cm starken, in einem verschobenen Viereck ver-
laufenden Umfassungsmauer eingeschlossen war. Auf der nördlichen Seite der letzteren
befand sich eine Toröffnung von 3,73 m Breite, von der die aus drei Steinplatten
bestehende Schwelle noch an ursprünglicher Stelle lag. Für die Erklärung des Ganzen
 
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