g^, Aus Auf s'dtzen, Reden, F ührungen und Ausspriichenvon Herivarth Walden
tet, sie also versdiônt, wie es genannt wird. Nur der Techniker selbst kann
Künstler sein. Denn das Künstlerische eines Werkes besteht nur und aus-
schließlich in den sinnfâlligen Beziehungen einzelner Teile zu einander.
Das Uhrwerk als solches ist eine künstlerische Form, weil alle seine Teile in
einem sinngemäßen Verhältnis zueinander stehen. Das Uhrwerk wird aber
nicht dadurch künstlerisch, daß man es in die Bronzenachahmung eines
menschlichen Körpers steckt. Der menschliche Kôrper zwar ist eine künst-
lerische Form, nicht aber seine Nachahmung in Bronze.
Jede Maschine fiir sich ist also ein Kunstwerk, nicht aber die schamhafte
Verhüllung. Das vollendete technische Werk trâgt daher seine kiinst-
lerische Gestaltung in sich. Der sogenannte Künstler kônnte nur hinzuge-
zogen werden, wenn er selbst Techniker ist, also nicht mehr Künstler im
hergebrachten Sinn des Wortes. Deshalb muß jeder Techniker, wie jeder
Mensch, an seiner künstlerischen Erziehung arbeiten. Die künstlerische Er-
ziehung besteht nur in der Schulung des Gefühls für Verhâltnisse und Be-
wegungen. Diese Erkenntnis ist die Voraussetzung jeder kiinstlerischen Ge-
staltung. Die verstandesgemäße Kenntnis vorhandener Gestaltungen führt
nur zu Nachahmungen, also zum Unkünstlerischen. Die Technik muß sich
endlich von dieser Art Kunst, von dieser entarteten Kunst frei machen.
[ >Der Sturm<, 1921]
FÜHRÜNGEN
>Sturm<-Ausstellung Brandenburg rp 1 j
Es kommt bei einem Bilde auf den Organismus des Bildes an.
Der Titel eines Bildes ist eine Briicke; der Maler gibt dem Beschauer damit
einen Ausgangspunkt seines Erlebens.
Das >Selbstporträt< von Campendonk soll nicht das Äußere des Urhebers
wiedergeben, das tut die Photographie.
Abgesehen davon, daß das Bild als Selbstporträt sehr âhnlich ist, ist das
Zentrum des Bildes (das Selbstportrât) das Thema, von dem aus der Maler
die Variationen (die übrigen Formen) ableitete.
Beim Betrachten von Bildem ist es genau die gleiche Sache wie beim An-
hören von Musik. Zwei Menschen erleben beim Anhôren eines Musik-
stückes niemals das gleiche, denn dann müßten sie derselbe Mensch sein.
tet, sie also versdiônt, wie es genannt wird. Nur der Techniker selbst kann
Künstler sein. Denn das Künstlerische eines Werkes besteht nur und aus-
schließlich in den sinnfâlligen Beziehungen einzelner Teile zu einander.
Das Uhrwerk als solches ist eine künstlerische Form, weil alle seine Teile in
einem sinngemäßen Verhältnis zueinander stehen. Das Uhrwerk wird aber
nicht dadurch künstlerisch, daß man es in die Bronzenachahmung eines
menschlichen Körpers steckt. Der menschliche Kôrper zwar ist eine künst-
lerische Form, nicht aber seine Nachahmung in Bronze.
Jede Maschine fiir sich ist also ein Kunstwerk, nicht aber die schamhafte
Verhüllung. Das vollendete technische Werk trâgt daher seine kiinst-
lerische Gestaltung in sich. Der sogenannte Künstler kônnte nur hinzuge-
zogen werden, wenn er selbst Techniker ist, also nicht mehr Künstler im
hergebrachten Sinn des Wortes. Deshalb muß jeder Techniker, wie jeder
Mensch, an seiner künstlerischen Erziehung arbeiten. Die künstlerische Er-
ziehung besteht nur in der Schulung des Gefühls für Verhâltnisse und Be-
wegungen. Diese Erkenntnis ist die Voraussetzung jeder kiinstlerischen Ge-
staltung. Die verstandesgemäße Kenntnis vorhandener Gestaltungen führt
nur zu Nachahmungen, also zum Unkünstlerischen. Die Technik muß sich
endlich von dieser Art Kunst, von dieser entarteten Kunst frei machen.
[ >Der Sturm<, 1921]
FÜHRÜNGEN
>Sturm<-Ausstellung Brandenburg rp 1 j
Es kommt bei einem Bilde auf den Organismus des Bildes an.
Der Titel eines Bildes ist eine Briicke; der Maler gibt dem Beschauer damit
einen Ausgangspunkt seines Erlebens.
Das >Selbstporträt< von Campendonk soll nicht das Äußere des Urhebers
wiedergeben, das tut die Photographie.
Abgesehen davon, daß das Bild als Selbstporträt sehr âhnlich ist, ist das
Zentrum des Bildes (das Selbstportrât) das Thema, von dem aus der Maler
die Variationen (die übrigen Formen) ableitete.
Beim Betrachten von Bildem ist es genau die gleiche Sache wie beim An-
hören von Musik. Zwei Menschen erleben beim Anhôren eines Musik-
stückes niemals das gleiche, denn dann müßten sie derselbe Mensch sein.