Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Viertes Kapitel
Der zweite Aufenthalt in Venedig und
die malerische Monumentalität
Daß bei Dürers Entschluß, abermals nach Italien zu gehen,
außer geschäftlichen Rücksichten auch Gründe künstlerischer Art be-
stimmend waren, darf man ohne weiteres annehmen. Er hatte
sich damals, wahrscheinlich unter erneutem Einfluß Jacopo de
Barbaris, wieder starkmititalienischenproblemenabgegeben, und
inmanchenAußerlichkeitenseines Stiles mutet erindenJahren kurz
vor dieser zweiten Jtalienfahrt so italienisch an, wie nie in seinem
ganzen Leben wieder. Der Christustypus aus seiner Grünen Pas-
sion, ein gemaltes Christusbild und ein Madonnenkopf aus dem
Jahre 150Z sagen genug hierüber. Was seiner ganzen Kunst
damals nach seiner eigenen Meinung fehlen mochte, war die
strenge Ausbildung als Maler. Von jener Große und Strenge
der Probleme, denen er in seinen graphischen Arbeiten nachge-
gangen war, hatten seine Bilder eigentlich noch wenig profitiert.
Dies wollte er auf die Höhe seiner Anschauung bringen, und so
zog er aus, um „malerisch" zu werden.
Sein Hauptwerk als Maler, aus dem für seine ganze Kunst so
entscheidenden Jahre 1504 stammend, hatte er in der Anbetung
der Könige gegeben. Und wenn man auch sagen kann, daß es im
Ton so hoch gegriffen ist wie die besten Blätter aus dem Marien-
leben, ihm selber mochte es bei aller zeichnerischen und technischen
Vollendung doch ein wenig unter dem Niveau dessen Vorkommen.
Was er anstrebte: Gesetzmäßigkeit im Aufbau, Großheit des
28
 
Annotationen