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Sechstes Kapitel
Die letzte Steigerung
Sieht man einige Madonnendarstellungen aus dieser Zeit an, in
der Dürer mitdendekorativenArbeitenfürKaiserMaxabgeschlos-
sen hatte, diegestochenenMadonnen aus denJahren 1518—1520,
so hat man das Gefühl, er habe aufgeatmet, als er die undankbare
Triumphsache endlich los war. Gegenüber alle dem Kleinlichen,
mit dem er sich hatte abgeben müssen, verlangte es ihn nun wieder
mit aller Gewalt nach Größe und Freiheit, und neben der neuen
Einfachheit dieser mächtig empfundenen Madonnen steht nicht zu-
fällig die groß gesehene Landschaft mit der Kanone. Und wenn
er in demselben Jahre ein Bild malen will wie die Lukrezia,
mochte er fühlen, daß er sich in Gefahr befand, den Blick für das
Große einzubüßen. Monumentalität immer nur im Kleinen zu
geben, konnte ihm, der einst an den Hellerschen Altar seine kühnsten
Erwartungen geknüpft hatte, nicht für immer befriedigen. So
kam die niederländische Reise mit all ihren reichen Eindrücken an
Kunst, Leben und inneren Erfahrungen, mit dem neuenHochgehen
seiner Gesinnung gerade recht.
Dürer hat damals in den Niederlanden sehr viel gezeichnet, sein
Skizzenbuch füllte sich schnell mit allen möglichen Dingen, Men-
schen, Trachten, Architekturansichten, und nebenher geht einegroße
Zahl von Bildniszeichnungen, die er des Geldverdienens wegen
oder als Andenken für seine Bekannten verfertigte,- daneben einige
wenige Gemälde.
Was an diesen Werken nun so überrascht und auffällt, ist wieder
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