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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Versteigerung einer kleinen, wertvollen Sammlung von Ölgemälden, Aquarellen, alten Kuperstichen, Miniaturen und Antiquitäten aus Wiener gräflichem Besitz: Mittwoch den 24. und Donnerstag den 25. Januar 1912 (Katalog Nr. 224) — Wien, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.15365#0008
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— 4 —

kunstverständigen Betrachtern auffallen. Die Meisterbenennung ist völlig klar und so sicher,
als sie es ohne urkundliche Beglaubigung nur sein kann. An einen A C, der mit Peeter
Snayers verwandt ist, oder an den gleichzeitigen Schlachtenmaler Gerard Snellinx ist nicht
zu denken, Formen und Farben passen nur zu Peeter Snayers.

Das Bild mit den römischen Bauresten, an denen auch spätere Zeiten ihre Baulust
ausgelassen haben, dürfte die meisten Betrachter an Bart. Breenbergh erinnern, dessen
Farbenwahl, fette Malweise, dunkle Beschattung des Vordergrundes bei auffallend hell
besonntem Mittelgrund in dem Bilde wiederkehren. Nur kann ich für die Benennung
nicht unbedingt einstehen. Bestätigt sich die Benennung, so fällt das Bild wohl in die
ersten zwanzig Jahre des Breenbergh'schen Wirkens. Anfangs malte der Künstler in
tokkierender Art auf Eichenholz (das auch dem Bilde vor uns als Unterlage dient),
später um die Mitte der 1640er Jahre ging er zur Leinwand über. Seine späteren Bilder
sind weicher, dünner und flüssiger gemalt.

Das Küstenbild, das im Katalog als Art des Julius Percelles verzeichnet wird,
hat den großen Vorzug einer feinfühlig beobachteten und wiedergegebenen Luftstimmung.
Dieselbe Malweise, wie auf diesem Bilde kommt bei holländischen Seestücken vor,
welche das Monogramm I P führen und bei denen die Autorschaft des Jan Peeters
ausgeschlossen ist. Diese Bilder können dem Julius Percelles zugewiesen werden. Vom
Vater Jan Percelles ist wohl kaum die Rede. Auch Simon de Vlieger, dessen Name
lang an dem Bilde haftete, ist nicht der richtige Malername für unser Bild. Ein später
aufgesetztes Monogramm von gänzlich bildfremder Farbe, das auf Simon de Vlieger
hinführen sollte, wird uns nicht irre machen.

Als besondere Seltenheit darf die Reiterschlacht des Leydener Malers J. J. v. d.
Stoffe gelten, der man bei einer gewissen Zartheit in der Pinselführung merkliche Kraft
des Kolorits nicht absprechen darf. Es gibt in öffentlichen Sammlungen wenige Bilder
von diesem Van der Stoffe, wobei ich an die Werke in Bamberg (dort in der städtischen
Galerie unrichtig als Palamedesz geführt, Nr. 282), Braunschweig, Nürnberg und in der
gräflich Czernin'schen Galerie zu Wien erinnere. Das vorliegende Werk des Van der
Stoffe wurde zuerst abgebildet in den „Blättern für Gemäldekunde", Band II, S. 110, wo
auch noch andere Arbeiten desselben Meisters angeführt waren. Van der Stoffe scheint
wenig geschaffen zu haben. Oder sind viele seiner Bilder auf berühmtere Namen um-
gefälscht worden? Man schätzte ihn noch 1816, als (nach Kramm) in einer Rotterdamer
Auktion zwei Schlachten von Stoffe verzeichnet wurden mit dem Beisatz „van eene
schoone compositie en goede behandling" (von schöner Komposition und guter Be-
handlung). Noch vor 1830 war es, daß die gräflich Czernin'sche Galerie einen signierten
Stoffe erwarb. Dann war der Künstler jahrzehntelang vergessen. W. Dahl in Düsseldorf
kaufte ein Bild unseres Malers.

Das anmutige Bildnis der Erzherzogin Maria Christine (der Tochter Maria
Theresias und geboren 1742, gestorben 1798) scheint auf Franz Wagenschön als
Maler zurückzugehen, der ja wiederholt neben Meytens und anderen durch die Kaiserin
im Bildnisfach beschäftigt wurde. Eine Prüfung auf Michel Miütz wird noch bei Gelegen-
 
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