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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Sammlung Alfred Ritter Walcher von Molthein: deutsche Keramik des XV. bis XIX. Jahrhunderts, sowie Töpferarbeiten aus den angrenzenden slawischen Sprachgebieten ; Versteigerung 10. Dezember 1917 und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 244) — Wien, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15819#0011
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Vorwort.

Die Sondersammler sind die eigentlichen Pfadfinder der Kunstwissenschaft.
Ihnen verdanken sowohl die Allgemeinheit als auch die Anstalten, soweit sie
der Geschichte der Kunst dienen, wichtige Aufschlüsse, ja in manchen Fällen
ganz neue Richtlinien. Was einer öffentlichen Sammlung bei ihren vielseitigen
Hufgaben in der Regel versagt bleibt — das unermüdliche Eindringen in ein
Sondergebiet, das Herbeiholen alles Wissenswerten, die Erwerbung der Grund-
formen, Urbilder und Vertreter einzelner Entwicklungsstufen unter allen Um-
ständen und ohne Rücksicht auf die Kosten — es ist dem einzelnen Sammler
schon deshalb leichter, weil er seine Opfer an Zeit und Geld nur sich, aber nicht
dem Staate oder einem Vorgesetzten gegenüber zu verantworten bat. Er bat
dabei die Sicherheit, daß seine Erfolge ihm allein verbleiben und nicht von einem
Höberen vorweggenommen werden können. So arbeitet er also unter ganz anderen
Bedingungen als ein Abteilungsvorstand einer staatlichen Sammlung und erreicht
neben schönen wissenschaftlichen Erfolgen nach verhältnismäßig kurzer Zeit auf
einem Sondergebiete eine Vollständigkeit, wie sie einer Anstalt bis in die neueste
Zeit versagt blieb. Die Huflösung privater Sondersammlungen und die Möglichkeit
ihrer geschlossenen oder teilweisen Erwerbung durch Museen hat hier erst Wandel
geschaffen.

Die Sammlung deutscher Töpferarbeiten des Herrn Hlfred Walcber R. v. Molt-
hein hat ihren Eigentümer befähigt, über ein bisher wissenschaftlich vernachlässigtes
Gebiet eine Reibe wertvoller erschöpfender Abhandlungen zu veröffentlichen, die
teils in der Monatsschrift des Österr. Museums für Kunst und Industrie »Kunst und
Kunsthandwerk«, Band VII bis XVII, erschienen sind, teils in dem bildlich reich aus-
gestatteten Werk »Bunte Hafnerkeramik der Renaissance« (Verlag Gilbofer & Ranscfv
bürg, Wien) niedergelegt wurden. Die Sammlung selbst ist in Fachkreisen bekannt
und geschätzt.

Ritter v. Walcber stammt aus einer österreichischen Sammlerfamilie. Der Vater
seiner Großmutter und zugleich Urgroßvater seiner Frau, k. k. Hofrat Leopold Welzl
v. Wellenbeim, geb. 1773, gest. Wien 1848, war hervorragender und bahnbrechender
 
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