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C. J. Wawra <Wien> [Hrsg.]
Sammlung Alfred Ritter Walcher von Molthein: deutsche Keramik des XV. bis XIX. Jahrhunderts, sowie Töpferarbeiten aus den angrenzenden slawischen Sprachgebieten ; Versteigerung 10. Dezember 1917 und die darauffolgenden Tage (Katalog Nr. 244) — Wien, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15819#0028
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— 12 —

V. Gmunden am Traunsee.

(Vgl. WHLCHER, »Die Gmundener Bauernfayencen« in »Kunst und Kunstbandwerk«,
Band X, S. 407 bis 437, mit 52 Abbildungen.)

Obwobl sieb bereits für das XVI. und XVII. jabrbundert mehrere Töpferwerkstätten
mit deren Meisterfolge in Gmunden nachweisen lassen, dürften die eigentlichen
Fayencen hier kaum vor 1700 anheben. Ein bezeichnendes Merkmal bei den Gmundener
Krügen ist der am unteren Hnsatz eingerollte Henkel mit seiner wagrecht strich«
weisen Bemalung. Einzelne Werkstätten haben bestimmte Ornamentmotive mit
ziemlicher Ausdauer festgehalten. Die in seiner Abhandlung auf S. 409 abgebildeten
beiden Fayencen scheidet Walcher nunmehr als mährisch aus.

81. Fayencekrug mit Scbnabelmündung. Huf der Wandung ein einspänniger
Schlitten mit drei Insassen. Huf dem Deckel Schmiedeabzeicben. Gmunden.
Erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. (Beschädigt und restauriert.) H. 26 cm.

82. Großer Fayencekrug mit der bunten Darstellung der Kreuzesgruppe, darunter
das Fegefeuer. Seitlich ein wandernder Klosterbruder, Schloßgebäude und ein
beulender Hund. Gmunden. Erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. (Der Mündungs«
rand und der Henkel restauriert.) H. 35'5 cm.

83. Fayencehumpen von gedrungener Form. Huf der Wandung drei Medaillons
mit den Figuren des heiligen Engelbert, des Christusknaben in der Wiege und
der heiligen Franziska mit den Hufschriften: »S. Engelbertus keisch und rein,
liebt überaus das Jesulein — für Eure große lieb und Trei, versprich ich Euch
das Himelreicb — S. Francisca auch desgleichen tuet Jesum ihr Hertz darreichen«.
Der übrige Teil der Wandung mit Blumen, Punktsternen und Vögeln in hell«
blauer Farbe bemalt. Der untere Henkelansatz mit zwei schlangenförmigen
Endungen. Schöner, gravierter Zinndeckel mit einer Szene aus dem Leben des
S. Franziskus Xaverius und der Inschrift am Rande: »Got geb vergnigte Zeitten,
vil beglite Jahr, so aus den Kriegel trincken iez unt noch imerthar. 1742.« Der
obere Teil des kugelförmigen Drückers ist absebraubbar und enthält die Muskat«
nuß, welche zur Würzung des Getränkes jeweilig verwendet wurde. (Dieser
Humpen zählt zu den ältesten datierten Gmundener Fayencen und galt schon,
wie der Zinnbeschlag beweist, vor nahezu zwei Jahrhunderten als Meisterwerk.)

84. Weihbrunn aus Fayence in Herzform auf runder Platte mit Strahlenkranz.
(Herz Christi mit seitlicher Wunde zur Entnahme des Wassers.) Die Bemalung
in Sepia, blauer und grüner Farbe. Gmunden. Um 1750. Durchmesser 13*5 cm.
 
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